Aufstiegs-Wahnsinn vorbei: Falcons zurück im Alltag
19.9.2019, 16:58 UhrNur wenige Autos parken vor dem großen weißen Zelt, dem die Betreiber den Namen Eventpalast verpasst haben. Im Foyer des Zelts stehen ein paar leere Kühlschränke, die Theke ist unbesetzt.
Vor 141 Tagen sah das noch ganz anders aus. Da verspritzten euphorisierte Basketballspieler an der selben Stelle Bier, sie hüpften gemeinsam mit den Fans um die Wette und feierten den Aufstieg in die Bundesliga. Nach einer Saison, die in der kurzen Historie der Falcons tatsächlich zum ersten Mal regelmäßig ein Event war.
Viereinhalb Monate später ist das Bier im Foyer längst beseitigt und der Alltag zurück; der Alltag der 2. Basketball-Bundesliga.
Der Aufstieg der Falcons am Ende der Spielzeit 2018/19 ist mit dem Zusatz "sportliche" in die Statistik eingegangen. Sportlich hatte sich der Verein als Teilnehmer des Playoffs-Finales und späterer Vizemeister für die Bundesliga qualifiziert, weil die Stadt es über Jahre aber verpasst hatte, den Bau einer adäquaten Sportstätte neben der Arena Nürnberger Versicherung voranzutreiben und die Verantwortlichen der BBL sich nicht auf die Alternativvorschläge aus Nürnberg einlassen wollte, wurde der sportliche und logistische Kraftakt nicht mit einer Lizenz belohnt.
Eine Halle, die den Ansprüchen der Bundesliga gerecht wird, soll nun bis Herbst 2020 entstehen, bislang gibt es bei den Planungen "keinen Verzug", sagt Bürgermeister Klemens Gsell. Dass den Falcons bis dahin allerdings eine Wiederholung ihrer Cindarella Story gelingt, ist nicht ausgeschlossen – aber auch nicht sehr wahrscheinlich.
Gegen das Gefühl, eine einmalige Gelegenheit verpasst zu haben, spielen sie nun an bei den Falcons; zumindest diejenigen, die aus der Vorsaison geblieben sind. Sebastian Schröder natürlich, der Kapitän, Marcell Pongó, der Point Guard, der zwischenzeitlich kaum zu halten schien, Matthew Meredith, der nach seinem Achillessehnenriss vorerst aber keine Option ist, die beiden Big Men Moritz Sanders und Jonathan Maier. Und natürlich Ralph Junge, der Mitte August beschlossen hat, dass er sich vorerst darauf konzentrieren möchte, Geschäftsführer zu sein, und den Posten des Cheftrainers an seinen Co Vytautas Buzas abzugeben.
"Es fehlt noch das Verständnis"
Buzas darf sich nun am nächsten Neustart des Nürnberger Basketball Clubs versuchen, wobei Junge und er gar nicht erst probiert haben, die Abgänge Robert Oehle (Quakenbrück), Ishmail Wainright (Vechta), Marvin Omuvwie (Göttingen), Nils Haßfurther (Würzburg), Juwan Parker (Assistenztrainer beim NBA-Team Milwaukee Bucks) und Jackson Kent (verletzt) eins zu eins zu ersetzen.
Mit dem US-Amerikaner Duane Wilson ist ein flinker Guard zum Team gestoßen, sein Landsmann William Lee ist eher fürs grobe in der Zone zuständig, Rückkehrer Stephan Haukohl bringt die Erfahrung von vier Bundesligaspielzeiten mit und der gebürtige Fürther Phillip Daubner kann das Spiel breit machen. Dazu kommen wie immer in der Ära Junge ein paar junge Talente.
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"Wir haben nicht versucht, die Spieler zu ersetzen, sondern ein anderes Team zu bauen", sagt Buzas am Dienstag, als er noch alleine im Eventpalast sitzt, um die nächste Trainingseinheit vorzubereiten. Noch gibt es viel zu tun, die Vorbereitung hat viele Baustellen offenbart. Weshalb der Kapitän auch bemüht ist, die Erwartungen zu bremsen: "Es fehlt noch Konstanz und das Verständnis dafür, was wir erreichen können, wenn wir wirklich als Mannschaft zusammenspielen", sagt Schröder.
Das hatten sie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr allerdings auch noch nicht. Da hatten sie noch nicht einmal einen Eventpalast.
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