Aus der Traum! Hasim Celik darf nicht zu Olympia

Dominik Mayer

Sportredaktion

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10.5.2021, 15:55 Uhr
Hasim Celik hat gekämpft, doch am Ende hat es nicht ganz gereicht. 

© Lidia Piechulek Hasim Celik hat gekämpft, doch am Ende hat es nicht ganz gereicht. 

Die Verbindung ist schlecht als Hasim Celik am Montagmittag von seinem Wochenende berichtet. Im Hintergrund herrscht rege Betriebsamkeit, aus einem Lautsprecher ist eine krächzende Stimme zu hören. Celik ist am Flughafen in Sofia, in wenigen Minuten wird er in den Flieger nach München steigen. Mit Schmerzen in der Leiste und – schlimmer noch – der Gewissheit, dass sein großer Traum von der Teilnahme an den paralympischen Spielen vorerst geplatzt ist.


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Vom "wichtigsten Wettkampf meiner Karriere" hatte der Taekwondoka im Vorfeld gesprochen. Am Sonntag, so der Plan, sollte er das Qualifikationsturnier in Sofia gewinnen und damit sein Ticket nach Tokio lösen. Doch es kam anders. Eine alte Verletzung in der Leiste brach wieder auf, jede Belastung war mit Schmerzen verbunden. Derart beeinträchtigt musste sich Celik im Halbfinale seinem Gegner aus Ungarn geschlagen geben und sich mit Bronze begnügen. Weil nur der Sieger des Turniers nach Japan reisen darf, war damit das Olympia-Aus besiegelt. "Die Konkurrenz war einfach stärker als ich. Das tut weh, die Enttäuschung sitzt tief", sagt Celik am Tag nach der Niederlage.

Die Vorbereitung auf das Quali-Turnier verlief mehr als holprig. Insgesamt vier Wochen musste der 30-Jährige in Quarantäne verbringen, weil er Kontakte mit einer mit dem Coronavirus infizierten Person hatte. Dazu kam die hartnäckige Leistenzerrung, die für Dauerschmerzen im Bein sorgte. Waren die widrigen Umstände also schuld daran, dass es letztlich nicht ganz gereicht hat? "Ich halte nichts davon, das jetzt als Ausrede zu nehmen", antwortet Celik.

"Ich gebe noch nicht auf"

Dennoch wird er die nächsten Wochen kürzer treten, seinem Körper Ruhe gönnen und die Verletzung auskurieren. Und auch der Kopf wird eine Zeit brauchen, um die bittere Erkenntnis zu verarbeiten, dass der Flieger nach Tokio ohne ihn abheben wird. "Ich habe die ganzen letzten Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet", sagt der Kampfsportler, der in der Vergangenheit bereits Welt- und Europameister war. "Auch mit Niederlagen muss man umgehen können", stellt er nüchtern fest.

Doch der Stachel sitzt tief. Auf einem Foto, das ihn kurz nach dem Turnier mit der Bronzemedaille zeigt, fällt es ihm sichtlich schwer, sich ein Lächeln abzuringen. Schließlich ist gerade ein Lebenstraum zerplatzt. Zumindest vorerst. Denn Celik hat schon wieder das nächste Ziel im Kopf. Im Herbst will er bei der WM in China um eine Topplatzierung kämpfen. Und auch das Thema Paralympics legt der Kämpfer noch nicht zu den Akten. "Olympia 2024 steht ja praktisch schon vor der Tür", sagt er. Da will er es noch einmal versuchen, ohne Quarantäne-Pausen, ohne Leistenzerrung. "Ich gebe meinen Traum noch nicht auf", betont er mit fester Stimme. Dann geht es Richtung Flugzeug in die Heimat. Durchatmen, Kräfte sammeln und wieder angreifen.

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