Banner für toten Neonazi: Der FCN äußert sich

2.10.2020, 16:11 Uhr
Trauer um einen Neonazi und Club-Fan? Passt das zum FCN - wohl kaum! 

© Sportfoto Zink / WoZi Trauer um einen Neonazi und Club-Fan? Passt das zum FCN - wohl kaum! 

"Ruhe in Frieden, Kecki", stand da auf einem großen Transparent. So berichtete es unlängst auch die Süddeutsche Zeitung. Gesehen hatten das Banner zuvor viele. Der Abschiedsgruß an einen toten Fan, den Anhänger des Altmeisters am Außenzaun zur Nordkurve jüngst angebracht hatten, stach ins Auge. Christian K., kurz "Kecki", war, wie die SZ berichtet, jedoch nicht nur ein glühender Club-Fan und treuer Besucher der Nordkurve. "K. war Aktivist des rechtsextremen Blood-and-Honour-Netzwerkes", zitiert das Blatt Jonas Miller vom investigativen Rechercheteam des Bayrischen Rundfunks, einen ausgewiesenen Kenner der rechten Szene.

NSU-Kontakte und mehr!

Die Süddeutsche führt im Nachgang viel über “Kecki“ an, der nicht nur Club-Fan war, aber auch. Über den prominenten Neonazi und Rechtsrock-Aktivisten, dessen Beziehungen und Kontakte wahrscheinlich bis zum NSU reichten. Über den Mann, der im September 2020 an einem Herzinfarkt starb, über seine vielfältigen Verbindungen und Berührungspunkte zu Extremisten und Terroristen, über den Trauzeugen eines Rechtsrock-Stars.

Im Text der SZ geht es um Leute, die das Hakenkreuz stärker als das Vereinsemblem im Herzen tragen. Und vor allem um “Kecki“, dem sowohl Nazi-Kader als auch FCN-Fans bei seiner Aufbahrung in Erlangen im September die letzte Ehre gaben. Ein mittlerweile geschlossenes Kondolenzbuch, so schreibt die Süddeutsche Zeitung, habe es im Internet auch gegeben. Aufgelegt von der Rot-Schwarzen-Hilfe. Einem Zusammenschluss von Juristen, der Anhänger bei Problemen mit der Polizei vertritt. Einem Player im rot-schwarzen Kaleidoskop, der Sympathien für Rechtsradikale - auch für tote - eigentlich unverdächtig ist - scheinbar zumindest. Es ist verworren, Klarheit bringt auch der Club nur wenig.

Unbestritten: Der FCN ist als Verein seit vielen Jahren bemüht, neonazistische Auswüchse aus seinem Stadion zu verbannen. Ein Selbstreinigungsprozess wurde auch durch die inzwischen nicht mehr so klar im Rechts-Links-Spektrum verortete Ultra-Szene vollzogen.

Auf den offenbar schon seit Tagen schwelenden Skandal reagierte der Club am Freitag. Spät, aber immerhin mit klaren Worten. "Es ist für den 1. FC Nürnberg inakzeptabel, dass einzelne Personen oder eine Gruppe von Fans einem verstorbenen Neonazi, der Club-Fan war, mit einem außen am Max-Morlock-Stadion angebrachten Spruchband gedacht haben. Eine öffentlich bekundete Trauer über eine Person, die sich politisch derart extrem positioniert hat, wird immer auch als politische Botschaft verstanden werden. Und die damit verbundene Botschaft steht den Werten, für die der 1. FC Nürnberg steht, diametral entgegen", heißt es in der Stellungnahme des Vereins, der das Trauer-Spruchband scharf verurteilt. Der FCN, so lässt er mitteilen, arbeite bereits an der Aufklärung und werde sich dafür einsetzen, dass sich so etwas nicht wiederhole.

Keine Platz in der Club-Familie

Dass die Trauerbekundung im Namen der Nordkurve, der Herzkammer der Club-Fans, verfasst worden sei, fühlt sich dennoch auch für den Verein ein bisschen an wie Geiselhaft. "Wir, der 1. FC Nürnberg, können es nicht nachvollziehen, dass sich einzelne Personen oder eine Gruppe von Fans in der Form positioniert, für alle Menschen in der Nordkurve zu sprechen. Uns erreichen bereits Rückmeldungen von Fans aus der Nordkurve Nürnberg und darüber hinaus, die das Spruchband ebenfalls auf das Schärfste verurteilen und sich dagegen verwehren, für etwas vereinnahmt zu werden, wogegen sie eintreten“, schreibt der Club, der zahlreiche tolle Projekte wie den Jenö-Konrad-Cup - benannt nach seinem jüdischen, von den Nazis vertriebenen Erfolgstrainer - aufgelegt hat.

"Fremdenfeindlichkeit und Rassismus haben in der Club-Familie keinen Platz. Wir distanzieren uns klar von rechtsradikaler Ideologie", betont der FCN, der kein rechter Klub ist, vielleicht aber immer noch ein rechtes Problem hat, entsprechend auch.

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