Barry bekommt beim Kleeblatt Rückendeckung

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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9.3.2021, 06:00 Uhr
"So richtig in einen Rhythmus konnte ich wegen der Verletzungen aber noch nicht kommen", sagt Abdourahmane Barry über seine Saison.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink "So richtig in einen Rhythmus konnte ich wegen der Verletzungen aber noch nicht kommen", sagt Abdourahmane Barry über seine Saison.

Dass Abdourahmane Barry Probleme hatte, war ihm anzusehen. Dafür brauchte es keine medizinische Ausbildung. Immer wieder humpelte Barry, in den Spielunterbrechungen wurde ihm an der Seitenlinie Wasser gereicht. Auswechseln ließ er sich aber nicht. "Maxi war gesperrt, Paul ist verletzt, da habe ich für die Mannschaft auf die Zähne gebissen. Und im Spiel spürt man den Schmerz dann auch nicht so, da will man einfach den Teamkollegen helfen", sagte er am Tag danach, als er die Schmerzen dann doch sehr deutlich spürte.

Eine halbe Stunde war am Samstag absolviert zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem VfL Bochum, da brachte Danny Blum Fürths Verteidiger zu Fall. Barry knickte um, hielt sich den linken Knöchel, wurde behandelt - und machte weiter. "Andere werden nach so einer Aktion direkt ins Krankenhaus chauffiert", bemerkte sein Trainer nach der Partie und lobte die Einstellung des Franzosen ausdrücklich: "Er stellt sich, weil er unsere angespannte Personalsituation kennt und deswegen bin ich sehr zufrieden mit seiner Leistung."

Keine Berührung beim Elfmeter

Eine Einschätzung, die Stefan Leitl da relativ exklusiv hatte – zumindest, wenn man sich danach durch die Kommentarspalten der sogenannten sozialen Medien klickte. Auch weil Barry in der zweiten Halbzeit beim 1:2 im Spitzenspiel gegen Bochum den letztlich entscheidenden Elfmeter verursachte. Wobei Barry in der 60. Minute keine Berührung mit Blum gespürt haben will – und die Zeitlupe seine These stützt.

Manche Fans und Beobachter halten den 21 Jahre jungen Abwehrspieler dennoch für ein Sicherheitsrisiko. In der Vorbereitung leistete sich der Mitte August verpflichtete Neuzugang ein paar Aussetzer, als es dann ernst wurde, fand sich Barry bald auf der Ersatzbank wieder. In der ersten Runde des DFB-Pokals wechselte Leitl ihn bereits nach der ersten Halbzeit aus, danach durfte er sich zweimal als Ersatz für den verletzten Mergim Mavraj versuchen, zu Beginn der Rückrunde bremste ihn selbst eine Verletzung aus. Beim Fachmagazin kicker ist derzeit ein Notenschnitt von 4,0 notiert.

Mehr als eine Floskel

Am Wochenende wäre es sehr nachvollziehbar gewesen, wenn Leitl den angeschlagenen Barry in der Halbzeitpause ausgewechselt hätte, aber Fürths Trainer wollte dem System treu bleiben und den starken Anton Stach nicht aus dem Mittelfeld abziehen. Und viel mehr Alternativen gab es ja nicht, da der Maxi (Bauer) gesperrt war und sich die Rückkehr von Paul (Jaeckel) weiter verzögert. Bis zum Nachholspiel gegen Regensburg am 17. März könnte sich die Situation zwar entspannen, trotzdem werden sie bei der Spielvereinigung in dieser Saison weiter wirklich alle brauchen. Es ist nicht nur eine Floskel.

Das dürfte der eine Grund sein, warum der Trainer Abdourahmane Barry in dieser Spielzeit auch nach eher schwierigen Auftritten den Rücken gestärkt hat. Der andere lässt sich mit der vereinseigenen Philosophie begründen.

Der "Fürther Weg", wie sie es beim Kleeblatt nennen, bedeutet ja nicht, dass sie die fertigen Talente am Wegesrand aufsammeln. Er bedeutet vielmehr: ausbilden, weiterbilden, verloren gegangenes Selbstvertrauen wieder aufbauen, besser machen. So wollen sie es auch bei Barry halten.

Erneute Verletzungspause für Barry?

"Abdourahmane ist ein dynamischer Spieler, der auch die nötige Robustheit für die zweite Bundesliga mitbringt", sagte Leitl bei der Verpflichtung im Sommer. Die Dynamik hat Barry schon angedeutet, die Robustheit spätestens am Samstag nachgewiesen, beim Spielaufbau ließen sich gegen Bochum schon Fortschritte erkennen, nun müssen sie gemeinsam daran arbeiten, dass er sich auch im Stellungsspiel verbessert und die nötige Handlungsschnelligkeit der Liga noch mehr verinnerlicht.

Was viele vergessen: Der bei Paris Saint-Germain ausgebildete Innenverteidiger hatte auch zuvor in Österreich beim FC Liefering kaum Spielpraxis sammeln dürfen, in Fürth soll sich das nun ändern. "Ich bin mit dem Ziel gekommen, mehr zu spielen als zuvor. So richtig in einen Rhythmus konnte ich wegen der Verletzungen aber noch nicht kommen", sagt Barry selbst über seine komplizierte Saison. In Fürth hoffen sie jetzt, dass ihn die am Samstag erlittene Außenbandverletzung nicht wieder länger ausbremst.

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