Bleiern bei den Bayern: So schwach war der Club in München!
9.12.2018, 20:21 UhrUm bei den Bayern bestehen zu können - so oder so ähnlich hatte dies Michael Köllner vor dem Match in München gesagt -, brauche es ein "perfektes Spiel" der eigenen Mannschaft. Und natürlich einigermaßen konzept- und kraftlose Kovac-Schützlinge, ergänzte der Club-Coach. Und dachte da vielleicht ein bisschen an die zuvorgehenden Punktgewinne der Gladbacher, Freiburger und zuletzt Düsseldorfer in der Landeshauptstadt. Da beide Zutaten beim viel zu zaghaften und fehlerhaften Gastauftritt des FCN in Fröttmaning fehlten, gab es im Schatten des Münchner Schuttberges indes ausgesprochen wenig, was man als Lichtblick bei Nürnbergs trister 0:3-Niederlage werten kann.
"Es hat uns Mut, Entschlossenheit und Wucht im Zweikampf gefehlt", sagte Michael Köllner also nach dem für die meisten Franken doch recht frustrierenden Match in München und einem alles andere als perfekten Spiel seiner Mannschaft. Die Dominanz der Bayern, die erstmals seit Ende September ohne Gegentor blieben, drückt sich auch in der Statistik aus. 20:4 Torschüsse - einzig beim vom eingewechselten Ondrej Petrak in der 89. Minute auf den Weg gebrachten Hoppelball musste FCB-Keeper Neuer zugreifen - sprechen eine klare Sprache, wie einseitig das Prestigeduell lief. Mit engagierter Herangehensweise, flotter Ballzirkulation und gekonnten Tempowechseln drängten die Hausherren die diesmal weißgekleideten Rot-Schwarzen rasch in die Defensive. Es folgte eine wenig freundschaftliche Umklammerung durch die Bayern, aus der sich der Altmeister nie wirklich lösen konnte.
München: 884 Pässe - Nürnberg: 266 Pässe
Dass die sich die Kräfteverhältnisse in der Allianz-Arena so eindeutig darstellten, hatte mit der Geschicklichkeit couragierter Gastgeber am Ball zu tun: Die Bayern spielten extraordinäre 884 Pässe und brachten 784 davon zum Mann. Die Bayern leisteten sich also nur 64 Fehlpässe - und damit 14 weniger als Nürnbergs Traum-und-Traumata-Club, der in seinem zu bräsigen, meist hilf- und planlosen Bemühen um einen geordneten Aufbau mit insgesamt 266 versuchten Zuspielen aufwartete.
Das 0:1 nach knapp zehn Minuten schlug freilich arg ins Club-Kontor. Ob Andreas Bornemann nach der Pleite mit der von ihm kritisierten fehlenden “Körperlichkeit“ speziell den Keeper meinte, muss nicht angenommen werden. Nürnbergs sichtlich enttäuschter Sportvorstand bezog sich vor allem wohl darauf, dass die FCN-Akteure dem FCB nur Begleitschutz gaben, keine Gelbe Karte kassierten und ihn mit lediglich zwei Fouls im ersten Durchgang und einer teilweise fast unterwürfigen Körpersprache zusätzlich verärgerten. Gleichwohl machte Fabian Bredlow, Nürnbergs Torwart, nach Kimmichs gut getimter Ecke bei seinem arg verhalten Versuch, vor Lewandowski an den Ball zu kommen in Sachen Handlungsschnelligkeit und “Körperlichkeit“ eine äußerst schwache Figur.
Der gebürtige Berliner - nach Mathenias Verletzung in der Torhüter-Hierarchie wieder nach oben und so direkt ins Club-Tor gerutscht - vereitelte mit starken Reflexen zwar noch den ein oder anderen Einschlag im Gäste-Gehäuse. Dennoch machte Bredlow in München noch mindestens ein weiteres Mal unangenehm auf sich aufmerksam. In der Szene nämlich, als sein völlig missratener Befreiungsschlag bei Serge Gnabry und der Ball nach einer abermals tollen Parade des Keepers und Riberys Nachschuss erneut im Club-Kasten landete.
Ballbesitz, Ecken, Ehrfurcht
Bereits vor dem 0:3, aber auch danach drückt sich die Machtlosigkeit des FCN in München in zahlreichen weiteren Werten aus: Die Bayern hatten über weite Strecken um die 80 Prozent Ballbesitz. Bei Spielende sollten 76 Prozent auf den Statistik-Blättern stehen. Und 11:1 Ecken für eine haushoch überlegene, zugleich aber ökonomisch agierende Heimmannschaft, die gegen schwerfällige Nürnberger noch weitaus deutlicher hätte gewinnen können. “Für viele war die Ehrfurcht zu groß“, probierte sich Robert Bauer nach der Partie an einem Erklärungsversuch. Wohl auch bei Bauer selbst. Was Mut macht für das wichtige Heimspiel gegen Wolfsburg? Köllners Erkentnis, dass man so wie bei den Bayern “nicht auftreten braucht“.
Alleine das wird jedoch nicht reichen. Nicht gegen Wolfsburg und nicht für den Klassenerhalt. Der Club muss besser halten als Fabian Bredlow bei zwei Gegentreffern. Er muss besser, also weniger fehlerhaft, verteidigen als Lukas Mühl vor dem 0:2 oder der auf der Bahn oft überforderte Robert Bauer. Und nach vorne wieder mehr entfalten und zur Geltung bringen als ein Sebastian Kerk zum Beispiel. Abseits von einzelnen Spielern muss der Club gegen Wolfsburg - man kann es so wohl abkürzen - ein völlig “anderes Gesicht zeigen“, wie Köllner sagt. Und vielleicht dann eben am Freitag das perfekte Spiel abliefern.
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