Brasilianer mit Bierruhe: Ewerton verzückt die Club-Fans

21.11.2017, 05:51 Uhr
Der Herr der Lüfte: Auch in diesem Kopfballduell mit dem 1,99 Meter großen Kieler Aaron Seydel konnte sich Ewerton (links) behaupten.

© Sportfoto Zink / DaMa Der Herr der Lüfte: Auch in diesem Kopfballduell mit dem 1,99 Meter großen Kieler Aaron Seydel konnte sich Ewerton (links) behaupten.

Michael Köllner ist ein extrem begeisterungsfähiger Mensch – und tut sich mitunter etwas schwer, mit seinem Enthusiasmus hinter dem Berg zu halten. Als der 1. FC Nürnberg im Juli die Verpflichtung des brasilianischen Innenverteidigers Ewerton José Almeida Santos perfekt gemacht hatte, pries der Trainer seinen Neuzugang prompt als potenziellen "Champions-League-Spieler". Für derlei Vorschusslorbeeren wurde Köllner anfangs ein bisschen belächelt, zumal der bei Sporting Lissabon aussortierte Profi seinen Dienst am Valznerweiher nach mehrwöchigem "Individualtraining" mit einem kleinen Wohlstandsbäuchlein und eher suboptimalen Fitnesswerten antrat.

Dennoch war sich Sportvorstand Andreas Bornemann schon damals relativ sicher, die rund eine Million Euro Ablöse sowie ein für Nürnberger Verhältnisse stattliches Gehalt gut investiert zu haben. Immerhin war Ewerton bereits in der Vorsaison als Leihkraft beim Liga-Rivalen 1. FC Kaiserslautern durch außergewöhnliche Fähigkeiten aufgefallen. Längst hat sich der Defensivspezialist auch beim Club als feste Größe etabliert. Beim bitteren 2:2 gegen Holstein Kiel avancierte der 28-Jährige sogar zum besten Mann auf dem Platz, auch wenn er am Ende die Kopfballablage zum späten Ausgleichstreffer nicht mehr hatte verhindern können.

Doch war es schon beeindruckend, wie sich der 1,88 Meter lange Abwehrhüne selbst in Bedrängnis immer wieder befreite und dann mit präzisen Pässen die Mitspieler fand. Ewerton vereint exzellentes Stellungsspiel, enorme Abgeklärtheit, körperliche Robustheit und Zweikampfstärke mit südamerikanischer Eleganz. Oder wie es Köllner formuliert: "Er ist einfach ein cooler Hund." Vor allem aber sei dieser Ewerton auch "ein echter Kämpfer", lobt der Coach: "Am Samstag in der Halbzeit war ihm richtig schlecht. Aber er beißt sich dann eben durch." Dabei kommt Ewerton fast ohne Fouls aus. In bislang zwölf Einsätzen mit insgesamt 913 Spielminuten kassierte er erst eine Verwarnung. "Andere Innenverteidiger sitzen da schon ihre zweite Gelb-Sperre ab", betont Köllner: "Das ist einfach auch Qualität."

Im Kollegenkreis genießt Ewerton ebenfalls hohes Ansehen. "Wir sind froh, dass er hier ist", sagt Rechtsverteidiger Enrico Valentini und gerät fast schon ins Schwärmen: "Er ist clever im Zweikampf, gewinnt ganz entspannt Kopfballduelle gegen einen Zweimetermann und hat das, was wir in Franken wohl Bierruhe nennen würden." Dass Ewerton auch noch "gut kicken kann, kommt bei einem Innenverteidiger als Bonus obendrauf". Den Spruch mit dem "Champions-League-Spieler" hat Köllner inzwischen übrigens ein bisschen relativiert. "Die Frage ist ja, bei welchem Verein", erklärte der Oberpfälzer schmunzelnd. Real Madrid komme wohl eher nicht infrage, doch könne Ewerton definitiv "in vielen ersten Ligen bei einer Topmannschaft spielen" – und damit auch in der "Königsklasse". Letztlich ist eben alles eine Frage der Interpretation.

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