Club-Gegner AZ Alkmaar hinkt noch hinter den Erwartungen her

04.12.2007, 00:00 Uhr

Nicht jede Sportart ist für ältere Herrschaften geeignet. Wird sich auch Aloysius, kurz Louis, van Gaal gedacht haben - als es zu spät war. Der prominente Trainer des AZ Alkmaar, morgen Nürnbergs nächster Gegner in der Uefa-Cup-Gruppenphase, ist 56 Jahre alt, wovon sich sein sportlicher Ehrgeiz aber nicht weiter beeindrucken lässt. Oder besser: ließ. Denn van Gaal wird künftig aufpassen, ganz bestimmt, nachdem er sich am 2. November bei einem Stabhochsprung-Wettbewerb in seiner ehemaligen Sportakademie das linke Wadenbein brach.

Seitdem trägt Hollands Ex-Bondscoach Gips und kann sich nur mit fremder Hilfe richtig fortbewegen. Na und, dachte sich der Rekonvaleszent - und leitet das Training nun von einem motorisierten Buggy aus. Die Nähe zu seinen Spielern ist ihm selbst in Ausnahmesituationen wichtig, und wie so ein Gefährt funktioniert, hat van Gaal auf dem Golfplatz gelernt. Wegen einer Arthritis in der Hüfte konnte er lange Strecken zwischen den 18 Löchern ohnehin nicht mehr zu Fuß bewältigen.

Auch in Nürnberg wird man Van Gaal, der schon den FC Barcelona und Ajax Amsterdam betreute, ungewohnt passiv erleben. Dafür ist die Mannschaft seit seinem Missgeschick ordentlich in Form und nach enttäuschendem Saisonstart (zwei Siege aus acht Spielen) mittlerweile Tabellen-Zehnter in der Eredivisie.

Bis zum 1:2 am Sonntag bei Hans Meyers Ex-Klub Twente Enschede blieb AZ drei Mal ungeschlagen, im Uefa-Cup glückte ein schwer erkämpfter 1:0-Erfolg gegen Griechenlands Pokalsieger AE Larissa; der belgische Nationalspieler Moussa Dembele traf 13 Minuten vor Schluss. Die Hellenen, lobte van Gaal, seien sogar stärker gewesen «als Ajax und der PSV». Das war auch Alkmaar in der vergangenen Saison - bis zum letzten Spieltag. Dabei hätte ein Sieg beim Tabellen-Drittletzten Excelsior Rotterdam gereicht, aber es kam anders. AZ verlor 2:3, der zweite Meistertitel nach 1981 blieb ein schöner Traum.

«Was sind wir für Idioten», schimpfte der ehemalige Co-Trainer Henk ten Cate, während die Zeitung Volkskrant schrieb: «Titelfavoriten enden als Trottel».

Was zur Folge hatte, dass die Mannschaft prompt Stammkräfte verlor. Besonders im Angriff ist nicht mehr viel los. Nationalstürmer Danny Koevermans, an dem im Sommer auch Nürnberg interessiert war, wechselte für knapp sieben Millionen Euro zu Eindhoven, Routinier Shota Arveladze zog es zu UD Levante nach Spanien.

1980 im Finale

Ihre Lücken sollen Ari, ein junger Brasilianer, und Graziano Pellè (21) schließen; der bullige Italiener, den auch Milan und Juventus Turin angeblich gerne verpflichtet hätten, kam für die Rekordablöse von sechs Millionen Euro von US Lecce, konnte sich aber noch nicht durchsetzen.

Hinter vorgehaltener Hand wird Pellè bereits als Fehleinkauf bezeichnet, doch auch andere Zugänge enttäuschen arg. AZ, sagt Vincent Okker vom niederländischen Fußball-Fachblatt Voetbal International, «hat große Probleme mit dem Tore schießen» - was man sich in Nürnberg auch über den morgigen Gegner erzählt.

Folglich liegt Alkmaar trotz der Millionen von Star-Unternehmer Dirk Scheringa derzeit wieder relativ weit hinter den eigenen Ansprüchen. Lediglich im Uefa-Cup läuft es einigermaßen zufriedenstellend; mit einem Sieg in Nürnberg wäre vorzeitig die Runde der letzten 32 Mannschaften vorzeitig schon erreicht.

Trotzdem bliebe AZ Alkmaar zuhause in der Gunst der Fans nur ein Außenseiter. Die großen Drei (Ajax, Feyenoord, PSV) sind weiter unantastbar; auch der Uefa-Cup-Finalist von 1980 würde sich natürlich gerne Marktführer nennen, ist aber aufgrund fehlender Erfolge und Tradition nach wie vor weit davon entfernt, ein nationaler Top-Verein zu sein.

Viel Arbeit also für Louis van Gaal, zumal neuerdings auch die Abwehr schwächelt. «Amateurhaft» habe sich sein Team beim 1:2 in Enschede angestellt, schimpfte Van Gaal und wäre wohl am liebsten auf und davon. Dabei ist so ein verlorenes Spiel doch kein Beinbruch.