Weit entfernte Visionen
15.02.2006, 00:00 Uhr

Abgekämpft und enttäuscht, denn eine Niederlage im Derby ist besonders ärgerlich, zumal damit die Führungsrolle im Großraum an den mit dem Elan der Jugend nachdrängenden Aufsteiger aus dem Fürther Vorort übergegangen ist. Vorerst allerdings nur, wenn es nach Zang geht. Mittelfristig ist beim Nürnberger Ex-Zweitligisten, bei dem nach dem Wechsel der Basketballerinnen von der DJK Falke zum Post-SV und den ständigen Querelen im Vorjahr Ruhe eingekehrt ist, nämlich nicht nur das Mitspielen in der Aufstiegsrunde, sondern die Rückkehr in die Zweite Bundesliga geplant.
Wie schwer der Weg dahin allerdings ist, bekamen der Trainer und seine Spielerinnen im Derby vor Augen geführt. Natürlich wäre mit den Langzeitverletzten Nerma Kovacevic und Sandra Kunth sowie der erkrankt fehlenden Nathalie Bodden mehr möglich gewesen, aber die generellen Probleme sind auch mit dem einen oder anderen Sieg nicht zu lösen. Dem 23-Jährigen, der seine Laufbahn als Spieler in Rosenheim nach zwei Kreuzbandrissen beenden musste, bevor sie richtig begonnen hatte, und in Nürnberg BWL studiert, fehlen die personellen Alternativen. Die Leistungsträgerinnen im Kader des Post-SV mit Eva Weikert (28) und der Kasachin Olesia Rosnowska (33) an der Spitze, kommen - mit Verlaub gesagt - in die Jahre, können sich aber kaum Verschnaufpausen leisten, müssen immer am Limit spielen, weil das Leistungsgefälle innerhalb des Kaders groß ist.
Dass es angesichts der Verletzungs- und Personalprobleme überhaupt noch zum Einzug in die Aufstiegsrunde reichte, war einem glücklichen Zufall zu verdanken. Die Verpflichtung von Slava Rosnowski für das Bundesliga-Team der Sellbytel Baskets Nürnberg kam auch der Post zugute. Seine Frau nämlich ist ebenfalls eine gute Spielerin, ausgestattet vor allem mit einem starken Distanzwurf.
Ständig unter Druck
Der Einsatz der zweifachen Mutter in den letzten acht Begegnungen der Regionalliga Süd bescherte den Nürnbergerinnen 10:6 Punkte. Bei einer persönlichen Bilanz von über 22 Punkten pro Spiel avancierte sie nicht nur für Trainer Zang zu einem «Glücksgriff“. Das wurde natürlich auch von den Gegnern registriert - und so wurde im mit enormer Intensität geführten Derby speziell das Duo Weikert/Rosnowska von Vach mit aggressiver Abwehrarbeit bekämpft, ihm kaum leichte Würfe gestattet und ständig unter Druck gesetzt.
Dennoch führte die Post in der Anfangsphase und auch im dritten Viertel noch 58:53 bis zur 28.Minute — aber dann zollte Weikert, nicht nur selbst korbgefährlich, sondern auch mit klugen Pässen als Vorbereiterin auffällig, ihrer engagierten Spielweise und den vielen «Aushilfen“ in der Abwehr Tribut: Mit dem fünften Foul musste sie vom Feld, der entscheidende Knacks für das Post-Team. Zwar stemmten sich Stephania Schirru, mit ihren 19 Jahren eine der wenigen jungen Spielerinnen mit Potenzial auch für höhere Aufgaben, und Rosnowska gegen die Niederlage, aber das reichte in den Schlussminuten nicht mehr aus gegen einen Gegner, der auf der Bank über mehr und vor allem bessere Alternativen verfügte.
Dem jungen Post-Trainer blieb so nach einer «ärgerlichen Niederlage“ die Erkenntnis, «dass uns deutlich aufgezeigt wurde, wo unsere Schwächen liegen“. Um auf Dauer wieder mehr zu erreichen, als «nur“ in der Regionalliga sein Dasein zu fristen, muss die Leistungskluft zwischen Alt und Jung verringert, muss intensive Nachwuchsarbeit betrieben, müssen Talente an den Verein gebunden werden.
Stephan Harlander, der die Entwicklung der meisten Spielerinnen beider Mannschaften als ehemaliger Vereins- und Mädchen-Auswahltrainer mit beeinflusst hat, fällte sein Urteil ganz als Profi: «Die Besten aus Nürnberg, Vach und Herzogenaurach in einem Team, das könnte sogar in der Bundesliga spielen.“ Eine schöne Vision - von der Realität im Frauen-Basketball in der Region jedoch weit entfernt.
Post SV: Weikert 18, Schirru 20, Fedianin, Altun 3, Timocin, Rosnowska 20, K. Roggenkamp 6, J. Roggenkamp, Göhring 2.