Darum finden keine EM-Spiele in Nürnberg statt

Alexander Aulila

Online-Redaktion

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27.9.2018, 18:18 Uhr
Die Fußball-EM kommt nach Deutschland - das Max-Morlock-Stadion schaffte es aber nicht in die Liste der Stadien.

© Zink Die Fußball-EM kommt nach Deutschland - das Max-Morlock-Stadion schaffte es aber nicht in die Liste der Stadien.

Lange haben sie beim DFB gebangt und gehofft, jetzt steht aber fest: Die Fußball-Europameisterschaft 2024 kommt nach Deutschland. 14 Stadien hatten sich zuvor als mögliche Austragungsorte beworben, zehn Stadien erhielten den Zuschlag - und Nürnberg ging leer aus. Der DFB hatte damals den Evaluierungsbericht aller 14 Bewerbungen veröffentlicht und stellte fest: Das Max-Morlock-Stadion weist in vielen Punkten Defizite auf.


Kommentar von NN-Sportchef Hans Böller: Am Ende entschied das Geld


So bemängelte der DFB im Nürnberger Stadion die große Distanz zwischen Spielfeld und Zuschauerbereich, die aufgrund der Laufbahn zustande kommt. Ein nicht zu unterschätzendes Handicap, das lediglich das Berliner Olympiastadion - das als Hauptstadtstadion ohnehin gesetzt war - überwinden konnte. Die 19 VIP-Logen im Achteck waren ebenfalls weit unter dem Standard. Zum Vergleich: Frankfurt verfügt über ähnlich viele Plätze (48.387 im Vergleich zu 42.725 in Nürnberg), bietet aber insgesamt 75 Logen - fast viermal so viele.

Lux-Probleme beim Flutlicht

Außerdem plante die Stadt, das Medienzentrum in einen temporären Bau auszulagern, da das Stadion selbst nicht genügend Raum bietet. Das wäre für den Verband zwar grundsätzlich kein Problem gewesen, gleichzeitig wird im Bericht darauf hingewiesen, dass diese Lösung "nicht ideal" wäre. Das kostet Punkte, die in der Endabrechnung schmerzten.

Neben den baulich nur schwer zu verändernden Defiziten rügte der DFB das Nürnberger Stadion noch in weiteren, verhältnismäßig kleinen Punkten. Im Max-Morlock-Stadion sind die Flutlichter zu dunkel, 2000 Lux sind bei der Uefa aktuell das Minimum für ausreichende Ausleuchtung - die Masten in Nürnberg strahlen mit lediglich 1800 Lux. Zudem liegen die Umkleidekabinen unter den Vorgaben, der Bereich für die Hospitality, also die Bewirtung von Zuschauern und vor allem VIP-Gästen, lässt ebenfalls zu Wünschen übrig. Das sind aber allesamt Punkte, die wohl mit entsprechender Investition zu beheben gewesen wären.

Immerhin: Das ausgearbeitete Sicherheitskonzept war laut DFB-Angaben detailliert und aufschlussreich, wenn auch nicht ans Uefa-Format angepasst. Ferner punktete das Max-Morlock-Stadion mit ausreichend Parkplätzen, der guten Lage sowie den Stadion-Anforderungen für Menschen mit Behinderung.

"Geringe Leistungsfähigkeit" am Flughafen

Auch bei der Infrastruktur gab es einiges auszusetzen: Der Nürnberger Flughafen zum Beispiel, der "im Verhältnis zu anderen Bewerbern eine geringe Leistungsfähigkeit" aufweist, wie der DFB mitteilt. Oder die Hotels, die zwar zu einer "annehmbaren Hotelinfrastruktur" beitragen, insgesamt aber zu wenig Platz für Fans und vor allen Dingen für die Mannschaften bieten. Sollte parallel zum Turnier noch eine Messe stattfinden, wären die Nürnberger Hotels überfordert, prognostizierte der Verband.

In der Bewertung der 14 Bewerber soll das Max-Morlock-Stadion am Ende nur knapp hinter Frankfurt gelandet sein, das den zehnten Rang belegte. Kleinigkeiten können den Unterschied ausgemacht haben, gerade, weil der DFB das Stadion in seiner Evaluation mit 25 Prozent, also dem mit Abstand größten Teil der zehn Unterpunkte, gewichtete. Dass Nürnberg nun beim Großturnier zusehen muss ist für die Sportstadt ärgerlich - und lässt die Diskussionen um einen Neubau in Nürnberg, wie von Seiten des FCN bereits gefordert, wieder aufkommen.

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