Das Anforderungsprofil steht fest, der neue Club-Coach noch nicht
08.10.2013, 14:26 Uhr
Das Karussell, das interessante Trainer mit sich führt, hat bereits mächtig an Fahrt aufgenommen. Einen Schnellschuss beim Krisen-Club wird es wohl aber nicht geben. Nach der Trennung von Michael Wiesinger und Armin Reutershahn wird der herbeigesehnte Club-Retter vermutlich erst Mitte nächster Woche seinen Dienst antreten. Bei einem Verein, der sich beim 0:5-Offenbarungseid gegen den HSV auf heimischem Rasen in einem desolaten Zustand präsentierte. "Im allergrößten Notfall wird Roger Prinzen die Mannschaft auch beim Spiel in Frankfurt betreuen", diktierte Martin Bader den Nürnberger Nachrichten am Dienstagmorgen in den Notizblock.
Indem Bader Nürnbergs U23-Coach, der ein zuletzt desorientieretes Team am Mittwoch erstmals trainieren wird, als Interimslösung bekräftigt, nimmt er Tempo raus. Aus einer Debatte, die sich in einigen Medien und Fanforen derzeit überschlägt. Dass Bader die Trainersuche und -findung dennoch energisch vorantreibt, ist gleichermaßen kein Geheimnis.
Das Anforderungsprofil, das der FCN für seinen neuen Coach formuliert hat, schimmert ebenfalls bereits durch. "In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es nie schaden kann, wenn eine gewisse Härte vorhanden ist", gab Club-Aufsichtsratsboss Klaus Schramm am Montagabend zu Protokoll. Nach Michael Wiesinger, der in der Endphase seines ersten Trainer-Engagements in der Bundesliga "keine Argumente" für seine Weiterbeschäftigung mehr hatte, soll ein ebenso resoluter wie erfahrener Fußballlehrer die Trendwende beim 2013/14 noch sieglosen FCN schaffen.

Unabhängig davon, dass die Verantwortlichen am Valznerweiher keine Namen kommentieren, scheinen sich drei Kandidaten als Nürnberger Rettungsanker herauszukristalisieren: Christian Gross, Bruno Labbadia, Thomas Schaaf. "Sky Sport News HD" sieht den Schweizer in der Pole Position. Gross hat in Deutschlands höchster Spielklasse schon Arbeitsproben abgeliefert. Während seiner aktiven Zeit streifte sich der heute 59-Jährige in 29 Bundesliga-Spielen das Trikot des VfL Bochum über (1980-1981).

Zwischen Dezember 2009 und Oktober 2010 hatte der charismatische Glatzkopf, der sich 1998 als Coach von Tottenham Hotspur im Machtkampf gegen Jürgen Klinsmann durchsetzte, beim VfB Stuttgart das Sagen - als Trainer. Als Nachfolger von Markus Babbel führte der Mann, den der damalige VfB-Präsident Erwin Staudt als ideale Kombination aus "Erfolg und Erfahrung" präsentierte, die Schwaben von Platz 15 auf Rang sechs - und damit letztlich in die Europa League. In seiner Heimat kommt die Meritensammlung des geradlinigen, mitunter autoritär wirkenden Schweizers noch eindrucksvoller daher: Sechs Meistertitel, fünf Pokal-Triumphe, neunmal Trainer des Jahres.
Gross, der seine Spieler siezt, ist jedoch nicht der einzige Name, der in der Noris als neuer Club-Coach gehandelt wird. Bruno Labbadia, der in der Saison 2007/08 in unmittelbarer Nachbarschaft mit der SpVgg Greuther Fürth knapp am Aufstieg ins Oberhaus vorbeischrammte, werden ebenfalls gute Chancen eingeräumt, bald das Zepter beim FCN zu übernehmen. Labbadias letztes Bundesliga-Engagement endete erst im August 2013 - beim VfB Stuttgart. Robust und erfahren: Diese Adjektive treffen auch auf Thomas Schaaf zu. Nach seiner jahrzentelangen Tätigkeit beim SV Werder könnte für das Bremer Urgestein der Trainer-Job in Nürnberg eine Möglichkeit darstellen, sich auch an einer anderen Wirkungsstätte erfolgreich in Szene zu setzen. Der Oberfranke Lorenz-Günther Köstner - ebenfalls ein sehr erfahrener Trainer - dürfte derweil maximal Außenseiter-Chancen haben: "Ich habe keinen Kontakt zum 1. FC Nürnberg gehabt. Ich weiß nicht, wie der Verein plant. Sicher werden sie einen Favoriten haben. Interesse ist bei mir da, keine Frage. Nürnberg ist ein Traditionsverein, und ich komme aus Franken", wird Köstner gleichwohl in "Der Welt" zitiert.
Namen hin oder her: Es ist vorstellbar, dass Martin Bader - in dieser Manier schon oft auffällig geworden - einen ganz anderen möglichen Club-Retter aus dem Köcher zieht. Einen, den zuvor keiner auf dem Zettel hatte.
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