Das nächste Comeback: Gebhart gibt sich nicht auf
13.1.2016, 11:35 UhrTimo Gebhart versucht sich an einem Comeback, mal wieder. Vor dreieinhalb Jahren kam der Allgäuer zum 1. FC Nürnberg. Er war damals einer, den sein Weg aus Memmingen über die ausgezeichnete Nachwuchsabteilung des TSV 1860 München zum VfB Stuttgart und bis in die Champions League geführt hatte.
Es gab eine Zeit, da wurde man nicht für verrückt erklärt, wenn man in Gebhart einen kommenden Nationalspieler erkannte und diese Meinung auch äußerte. Inzwischen würde kaum einer noch darauf wetten, ob aus Gebhart jemals wieder überhaupt ein Zweitliga-Spieler wird.
"Auf dem Platz bin ich ein Arschloch"
"Das ist eine Ehre für mich, dass Nürnberg so viel Geld für mich ausgegeben hat." Und: "Auf dem Platz bin ich ein Arschloch. Es ist besser, mich in der eigenen Mannschaft zu haben." Zwei Zitate von Timo Gebhart kurz nach seiner Ankunft in Nürnberg im Sommer 2012.
Eine Million Euro soll Gebhart an Ablöse gekostet haben. Nach allem, was man bisher weiß, kein gut angelegtes Geld. In der Mannschaft jedenfalls will ihn beim Club schon länger niemand mehr haben. "Er war ein außergewöhnlich guter Fußballspieler", sagte jüngst Andreas Bornemann, der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg, über Gebhart. "Ich frage mich, ob er je wieder Fußball spielen wird? Ich wünsche es ihm, er ist ja kein Böser", sagte René Weiler, der Trainer der Zweitligamannschaft, mit der Gebhart im Sommer noch zwei Trainingseinheiten absolvieren durfte, ehe sie ihn zur U21 abgeschoben haben.
Da ist er immer noch - oder wieder, je nach Sichtweise. Gebhart war auch während der Vorrunde wieder lange verletzt. Er war eigentlich während all seiner Nürnberger Jahre immer wieder und vor allem lange dienstunfähig. Weil er zwischendrin auch noch neben dem Platz das war, was er eigentlich nur auf dem Platz sein wollte, durch eine Diskoschlägerei auffiel und seitdem vorbestraft ist, wollen sie ihm beim Club nicht auch noch die nächste Chance geben.
"Ich will einfach nur Fußball spielen"
Im Sommer läuft sein Vertrag aus, spätestens dann muss sich Gebhart einen neuen Verein suchen. Ob sich für einen mit seiner Geschichte überhaupt noch Abnehmer finden? Das, sagt Gebhart als das Training am Dienstag vorbei ist, interessiert ihn momentan nicht: "Da müssen sie meinen Berater fragen, ich will einfach Fußball spielen."
"Fußball spielen kann er ja schon", hat Weiler auch noch gesagt mit Blick auf Gebhart. Man sieht das auch auf dem Kunstrasenplatz. Würde man Gebhart und seine Geschichte nicht kennen, man müsste nach den Eindrücken des Trainings Weiler dringend empfehlen, es doch mal mit diesem außergewöhnlich guten Fußballspieler als Ersatz für den verkauften Alessandro Schöpf zu versuchen. "Man verlernt das ja nicht", sagt Gebhart. Nur sehen will das beim Club eben niemand mehr, das ahnt er natürlich längst. "Ich glaube nicht, dass mein Vertrag noch einmal verlängert wird", sagt Gebhart.
Seine derzeitigen Mannschaftskollegen sind längst schon in der Kabine, da hat er noch eine Bitte, sagt, dass man sich jetzt doch einmal andere Schlagzeilen einfallen lassen könnte, als immer wieder an seiner Ausfälle neben dem Platz zu erinnern, "nicht immer diese Bad-Boy-Geschichten". Es wird andere Schlagzeilen geben, tatsächlich - bloß von Timo Gebhart, diesem ehemaligen Talent, werden sie zumindest in Nürnberg nicht mehr handeln nach vier verlorenen Jahren.
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