Das neue Zeitalter begann mit zwei Remis
23.09.2012, 19:25 Uhr
„Wir sind auf einem total guten Weg“, resümierte Strahn, der nicht nur die nackten Zahlen sehen, sondern auch das engagierte Auftreten seiner Spielerinnen honorieren will. „Sie haben eine Menge Laufarbeit gemacht und ein starkes Pressing gespielt, das war eine geschlossene Mannschaftsleistung, ich kann ihnen keinen großen Vorwurf machen.“
Es ist ja für alle bei der HGN nicht nur der Beginn einer neuen Saison, es ist ein neues Hockey-Zeitalter, das mit Strahn am Buchenbühler Weg anbricht. Nach 16 Jahren mit dem Trainer-Guru Sepp Müller krempelt er die Abteilung bis zum Jugendbereich um. „Klar sind das hier nach so langer Zeit eingefahrene Strukturen“, sagt Strahn. „Man merkt das auch bei den Spielerinnen. Sie setzen meine Anweisungen schon um, doch nach einer Weile auf dem Spielfeld schleichen sich alte Gewohnheiten wieder ein“, erklärt der 29-Jährige.
Während Müllers Taktik lautete, „das Spiel des Gegners zu zerstören, um dann mit den schnellen Stürmern zu kontern“ (Strahn), will der Neue nach eigener Aussage ein „wesentlich offensiveres Hockey“ etablieren, das von aktiver Spielgestaltung geprägt ist. „Beide Spielarten sollte man draufhaben – das eine können wir schon, das andere lernen wir jetzt.“
Gegen Aufsteiger Eintracht Frankfurt zeigte das neue Konzept noch nicht die gewünschte Wirkung. Die HGN hatte die Chancen, doch die destruktiv auftretende Eintracht erzielte die Führung. Dass Lisa Spitzer nach einer Strafecke das überfällige 1:1 markierte, war nach einer torlosen zweiten Hälfe nur ein schwacher Trost für Strahn: „Das waren einfach zwei Punkte zu wenig.“
Am Sonntag jedoch entsprach das Remis dem Spielverlauf, so dass der Nürnberger Coach damit leben konnte: „Die erste Halbzeit gehörte den 80ern, die zweite uns – das 1:1 ist gerecht.“ Strahn versuchte erst gar nicht zu verhehlen, dass die Begegnung mit seinem Ex-Verein für ihn etwas Besonderes war. „Das zu leugnen wäre lächerlich“, sagte er. Mit SC-Trainer Gerrit Kollegger hatte Strahn in Frankfurt zweieinhalb Jahre als „Co“ gearbeitet und den Jugendbereich koordiniert. „Man kennt alle einfach ganz genau. Klar ist das emotional“, sagte Strahn. „Im Spiel habe ich es ausgeblendet.“
Ein paar Frotzeleien zwischen ihm und Kollegger gab’s trotzdem, ansonsten war Strahn gut damit beschäftigt, seine Spielerinnen wachzurütteln, die schwer in die Partie fanden. „80 hat so einen Druck aufgebaut, damit sind wir nicht klargekommen“, erklärte HGN-Spielführerin Julie Brügel die Anfangsschwierigkeiten. Beide Mannschaften versuchten früh zu stören und schnell nach vorne zu spielen. Dies gelang den Gästen zunächst besser, die HGN kam kaum in Richtung Schusskreis und geriet fast folgerichtig in Rückstand.
Strahn blieb seinem ruhigen Charakter treu – und seinem Vorsatz, nicht ständig ins Spielfeld hineinzuschreien. „Wenn man zuviel reinruft, schalten die Spielerinnen auf Durchzug“, weiß Strahn. Seine Kommandos sind klar, kurz und knapp, sein Ziel sind Spielerinnen, die auch eigenständig Entscheidungen treffen können. „Ich bin ein Fan reger Kommunikation“, sagt Strahn. „Und das klappt schon ganz gut.“
In der zweiten Halbzeit wendete sich das Blatt, die HGN gewann Oberwasser und profitierte vom konsequenten Ausdauertraining in der Vorbereitung. Nach Laura Waimers Strafecke und Jana Schwarzers Schuss staubte Sabrina Lechler zum längst verdienten Ausgleich ab. „Ja!“, platzte es aus Strahn heraus. „Geht doch!“
HGN – Eintracht Frankfurt 1:1 (1:1) – Tore: 0:1 Susimaa (25.), 1:1 Spitzer (35.) / Strafecken: 2/1:3/0.
HGN – SC Frankfurt 1880 1:1 (0:1) – Tore: 0:1 McCaffrey (25.), 1:1 Lechler (67.) / Strafecken: 4/1:3/0.
Weiter spielten: Wacker München – Zehlendorfer Wespen 2:1 (2:1), ATV Leipzig – SC Frankfurt 1880 2:2 (0:2), Stuttgarter Kickers – SC Charlottenburg 0:2 (0:0), Stuttgarter Kickers – Zehlendorfer Wespen 1:5 (1:2), Wacker München – SC Charlottenburg 0:1 (0:0), ATV Leipzig – Eintracht Frankfurt 1:5 (0:3) / Tabelle: 1. Eintracht Frankfurt 3/9:3/7, 2. Zehlendorfer Wespen 3/14:7/6, 3. SC Charlottenburg 2/3:0/6, 4. SC Frankfurt 1880 3/6:4/5, 5. Wacker München 3/3:5/3, 6. HG Nürnberg 2/2:2/2, 7. ATV Leipzig 3/7:15/1, 8. Stuttgarter Kickers 3/2:10/0.
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