Das Nürnberger Altstadtrennen steht vor dem Aus

8.12.2015, 11:22 Uhr
Der Bayern-Rundfahrt mitsamt finalem Altstadtrennen in Nürnberg droht die Absage.

© Horst Linke Der Bayern-Rundfahrt mitsamt finalem Altstadtrennen in Nürnberg droht die Absage.

Eine Pressemeldung als "letzter Hilferuf". Ewald Strohmeier will gar nicht drum rumreden, dass die Mitteilung am Montag mehr als nur ein Gefahrensignal ist. Seit 36 Jahren veranstaltet Strohmeier die Bayern-Rundfahrt mit ehrenamtlichen Helfern - und nicht selten hatte er gehörig damit zu kämpfen, das nötige Geld für die Durchführung der Radrundfahrt aufzutreiben. So schlimm wie in diesem Jahr war es jedoch noch nie.

Denn im Etat, der sich auf rund eine Million beläuft, klafft immer noch eine Deckungslücke von 300.000 Euro. Es bleiben nur noch wenige Tage Zeit, um diese zu schließen. Findet sich bis zum 20. Dezember kein Geldgeber, dann muss die Rundfahrt auf jeden Fall im nächsten Jahr abgesagt werden. "Es ist nicht schön, wenn man sich hinstellen und sagen muss, dass einem so viel Geld fehlt", erklärt Strohmeier. Entstanden ist das finanzielle Loch durch den Ausstieg der VR Bank als Hauptsponsor.

36 Jahre lang hatte das Geldinstitut die Rundfahrt unterstützt, doch der auslaufende Vertrag war nicht mehr verlängert worden. Das wurde schon nach dem diesjährigen Finale in Nürnberg bekannt. Oberbürgermeister Ulrich Maly hatte bei der Siegerehrung erklärt, Nürnberg wolle gerne Partner bleiben, aber die Organisatoren müssten erst einen neuen Hauptsponsor finden. Man war damals noch sehr zuversichtlich, bald einen neuen Geldgeber präsentieren zu können, wirklich ernst hatte die Lage keiner eingeschätzt. Auch Strohmeier gab sich auf Rückfrage stets zuversichtlich, schon bald einen neuen Sponsor präsentieren zu können.

Die Zeit drängt: Entscheidung bis 20. Dezember

Und doch fand sich weder eine A-Lösung, noch eine B-Lösung. Der finale Hilferuf via Pressemitteilung darf daher als C-Lösung angesehen werden, mindestens. Vielleicht auch als Z-Lösung. Dass sich in Zeiten, in denen die Reputation des lange schwer angeschlagenen Profiradsports endlich besser geworden ist, kein Geldgeber findet, ist für den Veranstalter nicht wirklich nachzuvollziehen. Die Zeit drängt nun ganz gehörig.

Mit Jürgen Thielemann vom Nürnberger Sportservice verblieb man zunächst so, dass eine Entscheidung bis 15. Januar fallen müsse, doch das Zeitfenster wurden nach unten korrigiert, auf den 20. Dezember - "weil ja zwischen Weihnachten und Neujahr ohnehin nichts passiert", wie Strohmeier erklärt. Die 37. Auflage der Randrundfahrt soll eigentlich vom 24. bis 29. Mai stattfinden, Strecke und Etappenorte stehen bereits fest. Doch ohne neuen Geldgeber droht die Absage. "Wir müssen gegenüber unseren Partnern aber auch so fair sein, notfalls rechtzeitig abzusagen, denn sonst entstehen ja unnütze Kosten", sagt Strohmeier.

"Dann gibt es in Nürnberg auch kein Radrennen mehr"

Thielemann selbst gibt sich schon seit einiger Zeit skeptisch, ob man mit dem Altstadtrennen am 29. Mai zum vierten Mal Gastgeber für das Finale der Bayern-Rundfahrt sein würde. "Wenn sie stattfindet, dann endet sie in Nürnberg", sagte er kürzlich. Und wenn sie nicht stattfindet? Thielemann: "Dann gibt es in Nürnberg auch kein Radrennen mehr." Damit wäre dann die 25. Auflage des Altstadtrennens mit dem Sieg von John Degenkolb am 17. Mai dieses Jahres die letzte gewesen.

Doch Strohmeier lässt sich ein Hintertürchen offen. Eine Absage des Rennens 2016 wäre für ihn zunächst nur "ein Aussetzen". Denn Strohmeier will um seine Rundfahrt kämpfen - wenn es im kommenden Jahr nicht klappt, dann hoffentlich 2017. Die "seit Monaten laufenden Gespräche" würden fortgesetzt werden, damit ein Neustart nach einjähriger Auszeit gelingt. Strohmeier: "Wir haben es jetzt so lange geschafft. Es wäre schade für den ganzen Radsport in Deutschland."

Verwandte Themen


8 Kommentare