Umstrittener Platzverweis in der Bundesliga

Debatte um Gelb-Rot für Abwinken: Aytekin handelt konsequent

Uli Digmayer

NZ-Sportredaktion

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26.9.2021, 13:18 Uhr
Debatte um Gelb-Rot für Abwinken: Aytekin handelt konsequent

© Bernd Thissen/dpa

Man müsse weiter das richtige Maß für Bestrafungen finden, so hatte das Deniz Aytekin 2020 in einer vielbeachteten ARD-Doku über den Fifa-Schiedsrichter aus Oberasbach erklärt. Vom DFB waren die Referees explizit aufgefordert worden, gestrenger gegen die zunehmenden Disziplinlosigkeiten der Profis vorzugehen. Nun gilt Aytekin eher als Unparteiischer, der die Sprache der Spieler spricht – und nicht jedes Wort und jede Geste gleich auf die Goldwaage legt.

Am Samstag aber hatte der Hobby-DJ offenbar das Gefühl, "ein Zeichen setzen" zu müssen. Also sah Dortmunds Mahmoud Dahoud bereits in der 40. Minute die Gelb-Rote Karte, weil er seinen Unmut über einen Pfiff mit demonstrativem Abwinken kund tat, obwohl Kollege Raphael Guerreiro kurz vorher exakt für dieses Fehlverhalten ermahnt worden war.

"Mir ging es darum, dass dieser Respekt im Paket gefehlt hat. Dieses ständige Abwinken möchte ich nicht", erklärte Aytekin seine rigorose, aber nachvollziehbare Entscheidung. Denn der reflexartige Trotz, mit dem sich Fußballer selbst bei klarster Sachlage gestenreich beschweren, ist längst eine nervige Unart geworden. In Reihen des BVB stieß das statuierte Exempel gerade angesichts der 0:1-Niederlage in Mönchengladbach eher auf dezentes Unverständnis. "Es ist doof, dem Schiedsrichter die Chance zu geben, eine Fehlentscheidung zu treffen", verpackte Abwehrchef Mats Hummels seine Schiri-Schelte in diplomatische Worte und tadelte Dahoud für dessen "Dummheit".

Auch Trainer Marco Rose zeigte prinzipiell ein bisschen Verständnis für Aytekin: "Der Grundsatz ist richtig. Da müssen wir uns als Trainer und Spieler in die Pflicht nehmen." Sich aber "irgendeinen rauszusuchen und ein Zeichen setzen zu wollen", das hielt Rose für keine gute Idee: "Entweder alle oder gar keiner", wählte der Coach einen eher egalitären Ansatz. Demnach könnte es bald ziemlich leer werden auf Deutschlands Fußballplätzen.

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