Der Aufstieg des Frauenfußballs: Diese Pionierinnen setzten Maßstäbe
10 Bilder 19.7.2020, 12:05 UhrMaribel Dominguez
Aus der Not geboren avancierte sie zur Pionierin: Da ihr Heimatland nicht über eine Profiliga für Frauen verfügte, stieg Maribel Dominguez 2004 kurzerhand beim mexikanischen Herren-Zweitligisten Celaya ein. Die bis heute erfolgreichste Spielerin ihrer Nation ist die erste Fußballerin, die einem Profiteam der Männer angehörte. Ihr Engagement bei Celaya fand jedoch ein rasches Ende: Die FIFA legte ein Veto ein, es müsse schließlich eine eindeutige Trennung zwischen Frauen- und Herrenfußball geben. Dominguez schloss sich daraufhin der Damenmannschaft des FC Barcelona an. © picture alliance / dpa
Silvia Neid
Der Erfolg des deutschen Frauenfußballs ist unweigerlich mit ihrem Namen verbunden: Als Spielerin, Co- und Cheftrainerin verhalf Silvia Neid der deutschen Nationalmannschaft zu allen bisher acht EM-Titeln und prägt damit maßgeblich die Geschichte der DFB-Elf. Und das von Beginn an: 1982 stand sie beim ersten Länderspiel einer deutschen Frauen-Nationalmannschaft auf dem Platz, trug über ein Jahrzehnt den Titel als Rekordnationalspielerin und zählte zu den erfolgreichsten Spielerinnen des Landes. Ihre Bilanz an der Seitenlinie ist nicht minder imposant: Die dreifache FIFA-Trainerin des Jahres gewann eine Weltmeisterschaft, zwei Europameisterschaften und einmal Olympisches Gold. © picture alliance / dpa
Bibiana Steinhaus
Sie ist eine Vorreiterin auf dem Feld der Unparteiischen: In der Saison 2007/08 leitete Bibiana Steinhaus als erste Schiedsrichterin eine Partie der 2. Bundesliga der Herren und agierte in der selben Spielzeit als vierte Offizielle auch im deutschen Fußball-Oberhaus. Seitdem verzeichnete die Polizeikommisarin fast 200 Einsätze im deutschen Profifußball der Männer. Herbert Fandel, Vorsitzender der DFB-Schiedsrichterkommision, adelte Steinhaus 2012 als "beste Schiedsrichterin der Welt". Neben achtAuszeichnungen als DFB-Schiedsrichterin bestätigen auch vier Ehrungen als Weltschiedsrichterin seine Einschätzung. © FRISO GENTSCH, AFP
Megan Rapinoe
Megan Rapinoe - Ein Name, der selbst all denen, die sich nicht für Fußball und schon gar nicht für Frauenfußball interessieren, ein Begriff sein dürfte. Besonders im Jahr 2019 sorgte die US-Amerikanerin nicht nur auf dem Platz als Kapitänin der Nationalmannschaft für Aufsehen, sondern auch als Aktivistin. Die Weltfußballerin des Jahres 2019 und zweifache Weltmeisterin ist eine von den im Männerfußball stets geforderten und selten gefunden "Typen", die nicht nur hervorragende Fußballer*innen sind, sondern auch etwas mitzuteilen haben. Konkret: Sie schießt nicht nur Tore, sondern auch gegen Trump, Sexismus, Homophobie und Rassismus. © RONALD MARTINEZ, AFP
Imke Wübbenhorst
"Ich bin Profi. Ich stelle nach Schwanzlänge auf." Mit diesem Spruch konterkarierte Imke Wübbenhorst die Haltung eines Medienvertreters, der die Frage aufwarf, ob sie eine Sirene auf dem Kopf trage, damit ihre Spieler sich anziehen könnten, bevor sie in die Kabine komme. Im Oktober 2019 wurde sie von der deutschen Akademie für Fußballkultur für den Fußballspruch des Jahres ausgezeichnet - und ist damit schon jetzt Kult. Doch auch rein sportlich sorgt die Ostfriesin für Furore: Mit ihrem Engagement beim Oberligisten BV Cloppenburg wurde Wübbenhorst die erste Trainerin eines Herren-Oberligisten. © Daniel Karmann, dpa
Lucy Bronze
Ohne Körperkontakt, ohne Zweikämpfe, ohne Power - all das, was Frauenfußball dem Klischee nach zu sein scheint, ist es vor allem dann nicht, wenn sie spielt: Lucy Bronze zählt zu den besten Spielerinnen der Welt. Ihrem Beinamen "Tough" erweist die Engländerin mit portugiesischen Wurzeln alle Ehre. Ihre Spielweise fußt auf Dynamik, Aggressivität, Zweikampfstärke und auch offensiven Geistesblitzen wie ihr wuchtiges Traumtor bei der WM 2015. Diese Kombination macht die Rechtsverteidigerin nicht nur zum Mitglied der derzeitigen Elite des Frauenfußballs, sondern auch zu einem der Shootingstars der englischen Nationalmannschaft. © FRED TANNEAU, AFP
Mona Nemmer
Jürgen Klopp verpflichtete beim FC Liverpool zahlreiche Akteure, die mittlerweile zu den besten Spielern des Planeten gehören. Als seinen "einzigen Weltklasse-Transfer" bezeichnete er einst allerdings weder Mo Salah noch Virgil Van Dijk oder Andrew Robertson, sondern Mona Nemmer. Die frühere Köchin des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft folgte 2016 dem Ruf aus Melwood, um als "Head of Nutrition" ein komplett neues, lange unterschätztes Berufsfeld zu schaffen. Dass der FC Liverpool zuletzt beachtliche Erfolge feiern durfte, ist freilich in erster Linie der Verdienst des Trainers und seines Teams. Dass aber regelmäßig ein Salah, ein Van Dijk oder ein Robertson über sich hinauswachsen und den eng getakteten Zeitplan im englischen Fußball weitestgehend verletzungsfrei meistern können, ist maßgeblich auf optimale Ernährungsstrategien zurückzuführen. Und damit auch auf Mona Nemmer.
Dzsenifer Maroszan
Ballgefühl, Spielverständnis und Kreativität: Dzsenifer Marozsan ist eine Nummer 10 wie sie im Buche steht. Die technisch versierte Spielmacherin zählt zweifelsohne zu den besten Fußballerinnen Europas, in der deutschen Nationalmannschaft avancierte die gebürtige Ungarin in den vergangenen Jahren zum Herzstück und zur Taktgeberin im Mittelfeld, ehe sie ihre Zeit bei der deutschen Selektion mit einem Freundschaftsspiel in Nürnberg beendete. Jean-Michel Aulas, Vereinspräsident von Maroszans derzeitigem Klub Olympique Lyon, lobte: Sie ist vielleicht diejenige, "die bezüglich der Technik die größtmögliche Annäherung zu den besten Männern geschafft hat." © Sebastian Gollnow, dpa
Corinne Diacre
Was von der Öffentlichkeit zunächst als reiner PR-Schachzug aufgenommen wurde und sportlich mit einem Stotterstart begann, entwickelte sich binnen weniger Monate zu einer Erfolgsgeschichte: Corinne Diacre ist die erste Trainerin, die die Leitung eines europäischen Profi-Teams der Herren übernahm. Im Sommer 2014 präsentierte der französische Zweitligist Clermont Foot die erste französische Inhaberin der höchsten nationalen Trainerlizenz als neue Übungsleiterin. Nach zwei Punkten aus den ersten fünf Spielen entwickelte sich die Mannschaft kontinuierlich weiter, 2017 schnupperte der Klub mit einem der geringsten Etats der Liga am Aufstieg in die Ligue 1. Die Fachzeitschrift France Football würdigte ihre Leistung im Winter 2016 mit der Auszeichnung als besten Zweitligatrainer beziehungsweise eben beste Zweitligatrainerin. © GEORGES GOBET, AFP
Marta
Denkt man an die erfolgreichsten Torschützen bei Weltmeisterschaften, dann denkt man unter anderem an Miroslav Klose. Den Rekord hält geschlechterübergreifend in Wahrheit allerdings eine Frau: Marta Vieira da Silva erzielte mit 17 Treffern die meisten Tore bei Weltmeisterschaften. Die Brasilianerin ist seit Jahren international das wohl bekannteste Gesicht des Frauenfußballs. Durch ihr Engagement für Gerechtigkeit, Frauenrechte und Chancengleichheit sowie durch ihre herausragende Ballbehandlung und Schusstechnik ist sie aktuell die vermutlich sowohl beste als auch die prägendste Spielerin der Welt. © picture alliance / dpa