Deutschland im WM-Party-Marathon

14.7.2014, 09:16 Uhr
Die Feier kann beginnen: Schon im Stadion läutete die DFB-Elf die Party ein.

© JUAN MABROMATA (afp) Die Feier kann beginnen: Schon im Stadion läutete die DFB-Elf die Party ein.

Mit Triumphgesängen marschierten Deutschlands neue Fußball-Helden zur großen Weltmeisterparty ins Mannschaftshotel ein. „Die Nummer 1 der Welt sind wir“ skandierte das Team um Golden-Boy Mario Götze beim Start in eine rauschende Triumph-Nacht in Rio de Janeiro. „Was passiert, weiß ich nicht, aber Rio wird auf jeden Fall nicht schlafen“, kündigte Lukas Podolski eine lange WM-Party an, die erst am Dienstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin enden soll. „Ich glaube, dieses tiefe Glücksgefühl wird für alle Ewigkeit bleiben“, schwärmte Bundestrainer Joachim Löw, der seit dem Sonntag zu den Größten der deutschen Trainer-Zunft zählt.

24 Jahre nach dem Triumph von Rom setzte sich die DFB-Auswahl wieder die Krone des Weltfußballs auf, nach 1954, 1974 und 1990 nun zum insgesamt vierten Mal. Auf dem Rasen feierten die Weltmeister im goldenen Konfettiregen, auf der Tribüne jubelten Fans und Ehrengäste wie Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel mit. „Da sind auch schon einige Wangenküsse ausgetauscht worden“, verriet DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

Merkel hatte laut DFB in der Kabine mit einer Dose Bier auf den WM-Sieg angestoßen. Auch Champagner lag für die Helden von Rio bereit. Der Bundestrainer habe in den acht Jahre als Chef auch viel Kritik einstecken müssen, aber er sei „seinen Weg weiter gegangen“, übermittelte der Verband einige Worte der launigen Kabinenansprache Merkels. Gauck verwies nochmal auf die Weltmeister von 1954, damals habe er am Radio den Sieg verfolgt. Er habe das Gefühl, dass die aktuelle Mannschaft „noch besser“ gewesen sei. Die Spieler riefen freudetrunken: „Angie, Angie, Angie“ und „Präsi, Präsi, Präsi“.

Den historischen 1:0-Triumph nach Verlängerung gegen Lionel Messis Argentinier hatte vor 74.738 Zuschauern Joker Mario Götze in der 113. Minute perfekt gemacht. „Es ist wie im Traum“, sagte der Matchwinner. Er stoppte eine Flanke von André Schürrle mit der Brust und jagte den Ball dann in die lange Ecke. „So ein Moment ist pures Glück, pure Freude und auch Stolz“, konstatierte Niersbach, der sich an die Jubelszenen beim letzten deutschen WM-Triumph 1990 in Rom erinnert fühlte. „Es war ein Nervenspiel. Ich wurde immer besorgter“, gestand Staatsoberhaupt Gauck nach dem großen Tag für den deutschen Fußball.

„Man muss immer überlegen, wie man so eine Zeit prägen kann und die kann mal letztlich nur mit Titeln prägen“, erklärte Teammanager Oliver Bierhoff. Bierhoff kündigte an, seinen Vertrag bis 2016 erfüllen zu wollen. „Und wie ich Jogi die letzten Tage und Wochen gesehen habe, gehe ich auch bei ihm davon aus“, sagte der Teammanager. Für Niersbach besteht nicht der Hauch eines Zweifels: „Er wird auch in zwei Jahren Trainer sein.“

Löw, dessen Vertrag bis 2016 läuft, gab in der Nacht seines größten Triumphes selbst kein klares Bekenntnis zur Zukunft ab, wollte erst einmal nur genießen. „Heute Nacht werde ich nicht unbedingt in ein Loch fallen. Und Montag wahrscheinlich auch nicht. Denn da fahren wir nach Berlin – und da wollten wir hin“, erklärte der Bundestrainer. „Uns wird dieser Titel für die Zukunft einen Schub geben in unserem Land.“

Völlig ausgepowert schleppten sich einige der Weltmeister durch die Stadionkatakomben. Erst als die Marschgruppe aus Manuel Neuer, Sami Khedira, Mesut Özil, André Schürrle und Per Mertesacker laut grölend die Kabine verließ, kam wieder neuer Schwung in die designierte Party-Gesellschaft. „Die Nummer 1 sind wir“, „So ein Tag so wunderschön wie heute“ oder „Campeones“ stimmte das Quintett an und löste damit die Interviews der Mitspieler nach und nach auf. „Es wird eine lange Nacht“, prognostizierte Bastian Schweinsteiger. Am Dienstagvormittag werden die Weltmeister den goldenen Pott auf der Fanmeile in der deutschen Hauptstadt präsentieren. „Wir werden mit den Fans noch eine Riesenfeier abreißen“, kündigte Schürrle an.

Gefeiert wurde in Rio in geschlossener Gesellschaft mit Ehrengästen, Freunden, Familien und Spielerfrauen. Bei den besseren Hälften seiner Stars hatte sich Löw noch auf dem Platz für ihre Unterstützung bedankt. Frau Löw war auch im Stadion, aber nicht im Innenraum. „An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit“, schallte aus den Lautsprechern im Estádio do Maracanã. Selten war der Song der „Toten Hosen“ so zutreffend wie an diesem Abend.

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