Die bisherigen Aufstiegstrainer des 1. FC Nürnberg

29.5.2009, 00:00 Uhr
Die bisherigen Aufstiegstrainer des 1. FC Nürnberg

© Schmidtpeter

Werner Kern war 1978 der erste Fußball-Lehrer, der den 1969 als amtierender Meister abgestiegenen Club nach neun mageren Jahren der Zweitklassigkeit auf die große Fußball-Bühne zurückführte. Kurios sein Einstand: Er wurde nach dem vorletzten Spieltag in der 2. Bundesliga Süd als Nachfolger von Horst Buhtz verpflichtet, dessen Vertrag der 1.FCN wenige Wochen zuvor verlängert hatte. Kern kam als Assistenztrainer vom FC Bayern, das erste Spiel unter seiner Regie ging mit 0:4 in Hof verloren. In den beiden Aufstiegsduellen mit dem Nord-Zweiten schaffte die junge Club-Truppe um Publikumsliebling Horst Weyerich das Wunder gegen Rot-Weiß Essen (1:0 und 2:2). Kern blieb nur ein halbes Jahr im Amt, kurz vor Weihnachten wurde er wegen Erfolglosigkeit gefeuert. Der 63-Jährige koordiniert heute den Nachwuchsbereich und den Frauenfußball beim FC Bayern München.

Robert «Zapf» Gebhardt war Kerns Nachfolger. Der Kapitän der Club-Meistermannschaft von 1948 forderte Disziplin und kämpferische Tugenden ein, konnte den Abstieg im Frühjahr 1979 aber auch nicht mehr abwenden. Sein Nachfolger Jef Vliers wurde nach nur drei sieglosen Spielen gefeuert, die Abfindung bekam der glücklose Belgier in einem Schuhkarton überreicht. Präsident Michael A. Roth holte «Zapf» Gebhardt auf die Trainerbank zurück. Diesmal fruchtete das Konzept des alten Haudegen, ein 1:0-Sieg beim MTV Ingolstadt manifestierte am vorletzten Spieltag die Meisterschaft in der 2. Liga Süd. Pikanterie am Rande: Kurz vor dem Rundenstart warf das Club-Urgestein aus Verärgerung über das Präsidium das Handtuch, sein Nachfolger wurde Horst Heese. Gebhardt verstarb am 8. Februar 1986, er wurde nur 63 Jahre alt.

Heinz Höher ist der fast sensationelle Wiederaufstieg 1985 zu verdanken. Sein blutjunges «Fohlen»-Team mit der Achse Reuter-Dorfner-Eckstein bügelte postwendend den peinlichen Abstieg der Saison 1983/84 aus, in der der 1. FCN gerade mal 14 Punkte holte und auswärts keinen einzigen Zähler mitnahm. Nach holprigem Start überstand Höher eine Revolte, die mit dem Rauswurf von sechs Spielern endete. Der eingeschlagene Jugendstil fruchtete, mit Elan und Spielkultur räumte die Mannschaft das Feld von hinten auf. Bundesliga-Aufstieg Nummer drei machte sie allerdings erst am letzten Spieltag mit einem 2:0 gegen Hessen Kassel durch Tore von Dieter Eckstein und Thomas Brunner perfekt. Neun Jahre sollte der Club nun in der Bundesliga bleiben – seine historisch längste Verweildauer. Höher blieb bis 1988 Chefcoach und wechselte dann auf den verwaisten Manager-Stuhl, nachdem er den 1. FCN in den Uefa-Cup geführt hatte. Der heute 70-Jährige ließ seine Trainerkarriere im Nachwuchsbereich der SpVgg Greuther Fürth ausklingen.

Felix Magath, der aktuelle Meistermacher des VfL Wolfsburg, stellte seine Kompetenz vor elf Jahren auch schon beim 1. FCN unter Beweis. Der gebürtige Aschaffenburger beerbte im Herbst 1997 Willi Entenmann, unter dessen Regie die Nürnberger souverän durch die Regionalliga Süd marschierten und das traurige Thema Drittklassigkeit nach nur einem Jahr abhakten. In Liga zwei war es mit Entenmanns Herrlichkeit aber schnell vorbei, nach einer 1:4-Packung in Frankfurt am fünften Spieltag riss bei Roth mal wieder der Geduldsfaden. Magath stabilisierte die fehlgestartete Truppe, die schließlich als Dritter den Sprung nach oben schaffte. Bezeichnend für die ergebnisorientierte Spielweise in der Ära Magath waren die häufigen 1:0-Siege. Ein 1:1 bei den Stuttgarter Kickers vertrieb die Sorge der Club-Fans, dass es doch nicht reichen könnte, schon am vorletzten Spieltag. Wenige Wochen nach dem Aufstieg, mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison, verabschiedete sich Magath völlig unerwartet, weil der Verein seine Forderung nach Verstärkungen nicht erfüllen wollte. Erfolgreich vom Club «ins Schaufenster gestellt», wie es Roth später einmal formulierte, machte der heute 55-jährige Magath danach in Bremen, Frankfurt, Stuttgart, München und Wolfsburg richtig Karriere.

Klaus Augenthaler war 2001 für Bundesliga-Aufstieg Nummer fünf zuständig. Nach dem legendären «Last-Minute-Abstieg» 1999 löste er im März 2000 Friedel Rausch ab und strukturierte für die darauffolgende Saison mit den Bayern-Talenten David Jarolim, Frank Wiblishauser und Nisse Johansson eine konkurrenzfähige Truppe, die ein Jahr nach dem 100-jährigen Vereinsjubiläum auch souverän den Sprung nach oben schaffte. Nach einem 1:0-Sieg gegen Mainz am drittletzten Spieltag – Torschütze war der kaum noch eingesetzte Bernd Hobsch mit seinem einzigen Saisontreffer – war alles klar. Der Club wurde mit 65 Punkten sogar Meister, und Ex-Nationalkeeper Andreas Köpke bejubelte den einzigen Aufstieg seiner Karriere. In Augenthaler und Manager Edgar Geenen hoffte der 1. FCN endlich ein Erfolgsduo mit Konzept gefunden zu haben, das in der Lage schien, den Traditionsverein längerfristig in der Erfolgsspur zu halten. Doch bereits 2003 endete diese Ära schon wieder, «Auges» Nachfolger Wolfgang Wolf konnte den freien Fall in den letzten vier Spielen nicht mehr stoppen. Das Bayern-Urgestein Augenthaler verschwand nach Gastspielen in Leverkusen und Wolfsburg von der großen Bühne, lediglich als Fernsehkommentator tritt der inzwischen 51-jährige Weltmeister von 1990 gelegentlich noch in Erscheinung.

Wolfgang Wolf hat mit Robert Gebhardt und Heinz Höher gemeinsam, dass er mit dem Club sowohl ab- als auch postwendend wieder aufgestiegen ist. Er holte Spieler wie Marek Mintal, Robert Vittek oder Javier Pinola zum Club – anfangs noch als Trainer und Manager in Personalunion, ehe im Januar 2004 Martin Bader im Neuen Zabo anheuerte. Nach einer holprigen Vorrunde lief es nach der Winterpause wie geschmiert. Im Mai 2004 feierte der 1. FC Nürnberg die Meisterschaft in der 2. Liga. Das i-Tüpfelchen zum Wiederaufstieg setzte die Truppe am drittletzten Spieltag mit einem 4:3-Sieg in Osnabrück. Wolfs Engagement in der Noris endete 18 Monate später, neuer Steuermann wurde Hans Meyer. Wolf übernahm nur wenige Wochen nach seiner Demission in der Noris seinen Heimatverein 1.FC Kaiserslautern, konnte den Absturz in Liga zwei aber nicht mehr verhindern. Nach fast zweijähriger Auszeit heuerte der heute 51-Jährige vor einigen Wochen beim griechischen Erstligisten AO Xanthi an.

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