Die Erlanger Erfolgswelle rollt spät an

9.5.2017, 18:00 Uhr
Die Erlanger Erfolgswelle rollt spät an

Vor vier Wochen, gegen die HG Ansbach, da waren es sogar 50. Ein 50:24, man musste sogar nachfragen, ob das wirklich so stimmte. Dann waren es 39, beim 39:29 über die SG Regensburg. So gesehen blieb die Tendenz streng genommen fallend bei den Landesliga-Handballern des TV 1861 Erlangen-Bruck II, als sie am Samstagabend den ASV Cham nur noch mit 33:18 aus der Hiersemann-Halle warfen. Es war bereits der fünfte Sieg in Folge, der dritte mit mehr als dreißig erzielten Treffern und einer Tordifferenz von am Ende mehr als zehn Toren. "Es läuft derzeit", sagt Carsten Peine, der Trainer.

Eine Situation, die sie eigentlich genießen könnten in Bruck, wären da nicht diese zwei Punkte Abzug am Grünen Tisch gewesen (wir berichteten mehrfach). Seitdem da nichts mehr anzufechten ist, steckt die Landesligamannschaft über beide Ohren im Abstiegskampf, so tief, dass dieser sensationelle 10:0-Punkte-Lauf mit immer neuen Superlativen schlichtweg eines ist: zu spät.

Aus eigener Kraft nicht mehr zu retten

Aus eigener Kraft kann sich Bruck II schon nicht mehr retten, es gibt ein Fernduell mit Helmbrechts – das man kürzlich ebenfalls schlug – um den Platz, der zur Relegation berechtigt. "Die", sagt auch Vereinsvorsitzender Gerald Rothberger, "ist unsere letzte Hoffnung."

Deshalb "stopfen" sie die Reserve nun, seitdem der Klassenerhalt in der Bayernliga gesichert ist. Und, sagt Trainer Peine, "wir besitzen schon auch ein wenig den Mut der Verzweiflung".

Auch gegen Cham versetzt der am Samstag Berge, wenngleich die Gäste, für die es um nichts mehr geht, an diesem Tag mindestens eine Klasse schlechter sind. Der halbe Rückraum ist gar nicht erst mit nach Erlangen gekommen, der wichtigste Spieler weilt bei der tschechischen Nationalmannschaft – als Physiotherapeut. Noch so ein Punkt, weshalb Erlangen-Bruck zum Ende der Saison plötzlich von Sieg zu Sieg stürmt. Und das nicht irgendwie – gegen Cham führt man schnell mit vier Toren, zur Pause bereits mit sechs. Als die Kraft der Gäste beängstigend schnell nachlässt wie ein Akku, den man kurzgeschlossen hat, sind es neun Tore. Eine Rote Karte sorgt gar dafür, dass Cham gar nicht mehr wechseln kann. Die Partie endet mit 33:18 für Erlangen. Doch viel gejubelt wird nach der Schlusssirene gar nicht – wie gesagt, es könnte sein, dass all das zu spät kommt.

14 Mann zur Verfügung

"Es ist natürlich toll, wenn 14 Mann zur Verfügung stehen", sagt Carsten Peine. Einzig, es hilft eben nicht mehr wirklich aus dieser Situation. "Enttäuschend ist das nicht", behauptet der Trainer und blickt hoch zur Anzeigetafel. "Wir haben ja noch immer den Glauben daran, dass wir das schaffen können. Die Hoffnung stirbt zuletzt – und warum sollen wir in dieser Saison denn nicht auch einmal Glück haben?"

Das war vor allem in der Hinrunde verschwunden. Oftmals führte Bruck, meistens verlor Bruck aber, nicht selten knapp. "Wir haben da viel liegen lassen, dass uns jetzt fehlt", sagt der Coach. Das Team hatte sich da noch nicht gefunden, Abläufe sich noch nicht verfestigt – auch der Trainer war erst neu dazugekommen mit seinen Vorstellungen, Philosophien.

Auch wenn sich das Team sich nun gefunden hat — es fehlt nach wie vor die Cleverness und die Erfahrung. "Wir können hohes Tempo spielen – aber viel mehr noch nicht", sagt Peine. Ein dreckiger Sieg, der hätte ihnen mal gut getan, ebenso ein Spieler, der mitreißt, die vielen jungen Akteure führt. "Sowas haben wir nicht."

Die Qualität ist da - nur zu spät

Gegen Cham braucht es sowas auch nicht, immer wieder überläuft Bruck die Gegner, erst recht, als die stehend K.O. sind. "Es wäre gerade nach dieser Serie jetzt natürlich enttäuschend, wenn wir es nicht mehr schaffen sollten", sagt Peine. Die Qualität, die haben sie ja für die Liga.

Am nächsten Tag schlägt dann Helmbrechts Lauf, ganz knapp, mit einem Tor. Die geringen Chancen auf Klassenerhalt sind noch einmal kleiner geworden, vor dem letzten Spiel, in Münchberg. Helmbrechts trifft zeitgleich auf Heidingsfeld, den Tabellenzweiten. "Die Welt wird auch nicht untergehen", sagt Gerald Rothberger. "Dann steigen wir eben wieder auf."

Keine Kommentare