Die gute Seele: Sabine Rauch beim TSV Cadolzburg
20.12.2020, 19:03 Uhr"Es geht." Zwei Worte, ganz unprätentiös ausgesprochen, zeigen gut, warum Sabine Rauch beim TSV Cadolzburg nicht nur die gute Seele des Vereins ist, sondern mittlerweile auch ziemlich unverzichtbar ist.
"Es geht" – das ist nicht nur Sabine Rauchs Antwort auf die Frage, wie sie es denn trotz eines normalen Jobs schafft, beim TSV Cadolzburg als dritte Vorsitzende, Trainerin und inoffizielle Teammanagerin den Laden zusammenzuhalten, es beschreibt auch präzise das Arbeitsethos der 55-Jährigen: anpacken, einfach machen.
Die G-Jugend trainieren, Gespräche mit Trainern und Eltern führen, bei Spielern seelisch vorfühlen, ob sie sich wohl in Cadolzburg fühlen, bei potenziellen Neuzugängen checken, ob sie charakterlich in den Verein passen, und immer wieder als Ansprechpartnerin für Fans und Bekannte aus Cadolzburg da sein – was nach einem Vollzeitjob klingt, macht Sabine Rauch zusätzlich zur Arbeit in einem Supermarkt in ihrer Freizeit.
Bekannt in Cadolzburg
"Wahrscheinlich bin ich in Cadolzburg schon ziemlich bekannt", lacht sie, die von Jung und Alt, im Supermarkt oder im Ortskern, immer wieder auf das aktuelle Geschehen beim TSV angesprochen wird. "Wenn dann ein junger Mann vor dir steht, den du in der F-Jugend trainiert hast und sich bei dir bedankt, ist das sehr erfüllend und die ganze Arbeit wert."
Immer mit an ihrer Seite ist Ehemann Fred Rauch, der 1996 seine erste Jugendmannschaft übernommen hatte. Für die Cadolzburgerin ist ihr Mann die große Stütze: "Wir sind seit 33 Jahren verheiratet. Wenn man das gleiche Hobby hat, ist man einfach wahnsinnig miteinander verbunden", sagt sie. "Der andere versteht einen."
Und natürlich spielen auch die beiden Söhne Dominik (29) und Lucas (18) beim TSV, auch für die beiden macht sie es. "Angefangen habe ich, als Dominik in der F-Jugend losgelegt hat, da habe ich begonnen, richtig für den Verein aktiv zu werden. Man will ja, dass der Verein, für den seine Kinder, der Mann und man selbst lebt, auch toll bleibt."
Den TSV ohne Sabine Rauch, das können sich viele kaum noch vorstellen. Wie auch, schließlich ist sie dem Verein seit Kindesbeinen an treu: "Mein Papa hat schon für den TSV gespielt, ich war früh mit dem Fußballvirus infiziert. Auch mein Mann Fred hat bis 1991 bis zur Bezirksoberliga in Cadolzburg gekickt, es gehört einfach zu meinem Leben dazu."
Trauriger Anlass
Doch richtig in die Vereinsarbeit hineingestoßen wurde Rauch erst 2000, der Anlass war ein trauriger: "Meine Freundin war Schriftführerin und ich hatte vorher schon ein wenig ausgeholfen. Leider erlitt meine Freundin einen Herzinfarkt, ein halbes Jahr später ist sie gestorben."
Die Stimme stockt kurz, als sie die Geschichte erzählt, man merkt, wie sehr ihr das Erbe der Freundin am Herzen liegt. "Ich hatte das Gefühl, dass sie wollte, dass ich es übernehme. Für mich war klar: Ich mach’s für sie weiter. Sie war sehr emsig und definitiv ein Vorbild."
Zunächst übernimmt Sabine Rauch "nur" als Schriftführerin, doch schon schnell ist sie mehr als das. Turnierpläne schreiben, Päckchen für die Tombola verpacken oder Ansprechpartner für Eltern sein – das Ehrenamt nimmt schnell umfangreichere Züge an. 2010 wird die damals 45-Jährige zum dritten Vorstand gewählt. Und wenn eine Jugendmannschaft wieder ohne Trainer dasteht, spricht sie mit potenziellen Kandidaten, meistens sind das die Väter der Nachwuchskicker.
"Ich würde es immer wieder tun"
Überhaupt legt Rauch auf Kommunikation viel Wert, spricht regelmäßig mit Spielern aus allen Mannschaften: "Mich hat es immer gestört, dass Spieler, die von woanders kamen, zu sehr gehätschelt worden sind, während die Jungs, die schon seit der Kindheit im Verein sind, manchmal links liegen gelassen wurden. Drum rede ich öfters mit ihnen, frage nach, ob sie sich noch wohlfühlen, dass wir uns freuen, wenn jemand bleibt."
Dass sie einmal so viel für den Verein machen würde, das hätte sich die Cadolzburgerin 2000 nie vorstellen können, und dennoch: "Hätte ich es damals gewusst, würde ich es trotzdem immer wieder tun!" Weil die Leidenschaft viel mehr ist, als nur ein Ehrenamt. Und, na klar: weil es geht.
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