Leichtathletik-DM
Die Leichtathletik-DM steigt ohne Fürther und Zirndorfer
18.2.2021, 11:16 UhrUnd sie ist doch wichtig, diese Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbands. Gilt sie in normalen Jahren als Nabelschau der Branche, so kommt ihr – wie berichtet – diesmal eine bedeutende Rolle zu. Denn wer dort ganz oben steht, fährt am Wochenende nach Dortmund.
Testwettkampf beim LAC Quelle Fürth: Bestzeit für Hügen über 200 Meter
Dort finden die Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathletik statt. Allerdings nicht in allen Disziplinen und mit nur wenigen Teilnehmern, die Punkte für die Olympia-Qualifikation sammeln.
Wer sich die Meldeliste des Bayerischen Leichtathletik-Verbands (BLV) ansieht, sucht vergeblich nach Teilnehmern aus Mittelfranken. Die LG Stadtwerke München und die LG Telis Finanz Regensburg dominieren das Feld, sie entsenden die meisten der insgesamt 23 Starter aus Bayern.
Immerhin sind mit den Wahlmünchnerinnen Isabel Mayer (60 Meter Hürden), Kerstin Hirscher (1500 Meter) und Amelie-Sophie Lederer (60 Meter) ehemalige Läuferinnen des LAC Quelle Fürth darunter. Jörg Stäcker, "Teamleiter Lauf" als hauptamtlicher Trainer für das BLV-Landesleistungszentrum in Fürth, hat mit der Auswahl für diese DM überhaupt kein Problem.
"Die, die qualifiziert waren, sind nicht zugelassen worden, weil sie nicht im Top-Ten-Ranking waren", erklärt er das Verfahren. Nach Dortmund fahren "nur die absoluten Stars der deutschen Leichtathletik".
Schneider will nach Tokio
Und gefühlt ist für Stäcker auch noch Patrick Schneider ein Fürther. Der Sprinter fährt zwar auch nicht nach Dortmund und ist jüngst vom LAC Quelle zum TV Wattenscheid und nach Chemnitz in die "schnellste Trainingsgruppe Deutschlands" gewechselt, um seine Chance auf die Olympia-Teilnahme in Tokio zu wahren. Doch der Wohnsitz des Hoffnungsträgers ist immer noch Nürnberg und auf Heimatbesuchen trainiert er in der LAC-Halle am Finkenschlag, wie Stäcker ein bisschen stolz erwähnt.
Die Bestenliste des DLV: So stehen Fürth und Zirndorf da
"Wirklich schade" aber sei es hingegen für Jonas Hügen, "unser Sprint-Aushängeschild", wie Stäcker betont. Hügen, ein 94er-Jahrgang, hat bei dem Testwettkampf vergangene Woche (wie berichtet) eine persönliche Bestzeit über 200 Meter aufgestellt – doch bei der DM wurde seine Paradedisziplin gestrichen.
Als Kaderathlet darf er derzeit immerhin trainieren – und nutzte anscheinend diese Chance. "Er ist einer der Ahtleten, der aus der zweiten Reihe in die erste kommt", schwärmt Stäcker. Hügens Ziel in diesem Jahr ist es, unter 21 Sekunden zu laufen, "damit rechnet er sich für die Deutsche Meisterschaft im Sommer etwas aus". Dann aber hoffentlich ohne gestrichene Disziplinen und mit einem größeren Teilnehmerfeld. Da wird auch Tina Pröger vom TSV Zirndorf ein Wörtchen mitreden wollen. Die Weitsprung-Expertin hat diese Hallen-DM für sich sowieso frühzeitig abgehakt. "Fit bin ich", antwortet sie auf Nachfrage, "aber vom Techniktraining fehlt mir noch zu viel."
Sie darf erst seit einem Monat in der Halle üben und diese Zeit reiche in einer technisch so anspruchsvollen Disziplin nicht aus für große Sprünge. "Da man ja eh nicht zu 100 Prozent damit rechnen konnte, dass in der Halle überhaupt Wettkämpfe stattfinden, haben wir den Fokus komplett auf die deutsche Meisterschaft Anfang Juni gelegt."
Keine große Traurigkeit
Dafür sei sie "ziemlich zuversichtlich", das Training so aufzubauen, dass sie dort weit kommen kann. Die Hallen-DM aber sieht sie noch aus einem anderen Grund kritisch: Die Teilnehmer müssten mit einem negativen Corona-Test in der Tasche anreisen, dort sich nochmals testen lassen, dazu "Dinge wie Selbstquarantäne vor und nach dem Wettkampf, nicht genau wissen, wie und wo man übernachten kann und darf".
In Summe sei das "einfach alles ziemlich ungewiss und stressig meiner Meinung nach". Die Trauer darüber, nicht dabei sein zu dürfen, hält sich also in Grenzen.
Über aufwändige Hygienemaßnahmen kann auch Jörg Stäcker ein Lied singen. Als Kadertrainer organisiert er das Training für ein Dutzend Läufer in der LAC-Halle – vom TSV Zirndorf ist etwa Amelie Brandl (W 15) dabei, es kommen auch Athleten aus Erlangen, Bamberg und Fürth. Während dort am Vormittag die Abschlussklassen der Schulen Sportunterricht haben, muss Stäcker den Betrieb am Abend penibelst regeln.
In Fürth dürfen aus ganz Mittelfranken pro Tag 20 Kaderathleten, eingeteilt in Kleinstgruppen, im Schichtbetrieb trainieren. Stäcker kontrolliert, wer ein- und ausgeht, mit Maske, Desinfektionsmittel und Abstand sowieso. "Das ist zurecht ein Aufwand", findet Stäcker, "denn es ist ein Privileg, das ist allen bewusst".
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