Die Plochmanns dominieren den Kanuslalom

23.5.2017, 10:14 Uhr
Die Plochmanns dominieren den Kanuslalom

© Foto: Zink/JüRa

Rechts, links, rechts, links. Eine schnelle Drehung, dann wieder drei kräftige Schläge ins Wasser: rechts, links, rechts. Kurz treiben lassen. Wusch! Mit dem Doppelpaddel nach links – und ab durch Tor 18. Jetzt nur noch drei. Nach rechts zur 19. Wieder links zur 20. Geradeaus zur 21. Geschafft.

Wenige Sekunden später stapft Amelie Plochmann mit ihrem Kajak auf der Schulter die nasse Wiese entlang. Durchatmen. Die Glückwünsche von Mama und Papa entgegennehmen. "Saugeil", sagt die 15-Jährige. Schwester Antonia, die kurz zuvor fünf Sekunden langsamer war, nickt zustimmend. Jetzt, direkt nach dem Lauf, ist keine Zeit für große Worte.

Die Plochmanns lassen sowieso viel lieber Taten sprechen. Die beiden Zwillinge Antonia und Amelie sowie ihre große Schwester Annkathrin haben sich in Kanu-Deutschland längst einen Namen gemacht. Denkt man an die SG Nürnberg Fürth 1883, denkt man auch an die Plochmann-Schwestern. Das ist an diesem Nachmittag im Nürnberg-Fürther Grenzgebiet nicht anders, wo der Parkplatz auf Nürnberger, die Slalomstrecke aber auf Fürther Seite liegt.

Der 34. Kanuslalom auf der Rednitz ist gleichzeitig die süddeutsche Meisterschaft. Die Sportler kommen aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, aber in ihren Altersklassen kann niemand den drei Plochmanns gefährlich werden. Nicht hier, auf ihrer Heimstrecke.

Den anderen Teilnehmern bietet sich ein immer gleiches Bild, wenn sie auf die Ergebnislisten auf dem grünen Bauwagen blicken. "K1 Schüler A weiblich: 1. Amelie Plochmann, 2. Antonia Plochmann" steht da dann zum Beispiel nach den beiden Läufen im Kajak-Einer. In ihrer Altersklasse sind die beiden sich selbst ihre härtesten Konkurrenten, die Drittplatzierte war zehn Sekunden langsamer durch die 21 Tore gepaddelt.

Aber: "Eigentlich ist es egal, wer vorne ist", sagt Antonia. "Hauptsache, jemand von uns beiden ist vorne." In fünf Kategorien taucht der Name Plochmann auf, fünf Mal steht er auf dem ersten Platz – auch im ungewohnten Canadier. "Man sitzt auf den Knien, hat nur eine Paddelseite und fällt leichter um", sagt Annkathrin, aber Spaß, ja, den macht es auf jeden Fall. "Nicht so ernst" nehmen sie diese Klasse, trainieren nur selten in den Booten, "unser Trainer hat gesagt, wir sollen zum Spaß mitfahren".

Aus Spaß wurde ein Sieg

Auch aus diesem Spaß wurde mal wieder ein erster Platz, hinter all der Dominanz, den vielen Erfolgen und der vermeintlichen Leichtigkeit steckt aber jede Menge Arbeit. Fünf bis sechs Mal trainieren sie pro Woche, ab März sind sie 16 Wochenenden lang nicht zu Hause. Trainingslager in Augsburg, in Markkleeberg, in Budweis. Wer erfolgreich sein will, muss auf diesen besten und anspruchsvollsten Strecken üben.

Zeit für andere Dinge bleibt da kaum, kein Kino mit Freundinnen, stattdessen geht es jede Woche auf die Autobahn. Die Schule verlagert sich da an manchen Tagen auf Whatsapp, um doch irgendwie teilzuhaben am Geschehen im Klassenzimmer, an den Arbeitsblättern und den Hausaufgaben. Zwischen den Wettkämpfen wird dann gelernt, Englisch steht an diesem Wochenende auf dem etwas anderen Stundenplan. Stressig findet Annkathrin Plochmann das nicht, "andere in meiner Klasse werden niemals so viel erleben wie ich jetzt mit 15 schon erlebt habe", sagt sie.

Schwerer fällt da schon, auf wirklich materielle Dinge zu verzichten. Einmal pro Woche schreibt der Trainingsplan einen "Kein-Zucker-Tag", vor, vom Geburtstagskuchen in der Schule bleibt dann meistens etwas mehr für die Freundinnen.

Doch auch wenn der Name Plochmann über allen anderen thront, gibt es bei der SG auch noch ein paar andere junge Menschen, die nichts lieber tun als mit einem Kanu die Rednitz entlang zu paddeln. Zum Beispiel Janis und Silas Dege. Kanufahren ist für sie aber nicht alles, als "ambitioniertes Hobby" begreifen die 15-jährigen Zwillinge ihren Sport. Zwei Mal trainieren sie pro Woche, "es ist ein Zeitproblem", sagen sie. Leistungssport ist da natürlich nicht möglich.

Mit 15 aber, findet Udo Plochmann, der Vater der drei Schwestern, "muss der Sportler selbst entscheiden, ob er das alles auf sich nimmt" – selbst wenn er in dem Alter womöglich noch gar nicht in der Lage ist, eine solche Entscheidung zu treffen.

Und so denken die Plochmanns schon an die deutsche Meisterschaft in ein paar Wochen, an so große Dinge wie den Nationalkader, in den alle drei gerne irgendwann aufgenommen werden möchten. Janis und Silas Dege sind da weitaus zurückhaltender, "so gut wie möglich" wollen sie abschneiden. Auf den Ergebnislisten für den Kajak-Einer muss man dann bisweilen etwas länger suchen, am Ende landen die Deges auf Platz 20 und 21. Im Canadier paddeln, drehen und schlagen sie sich aber auf den zweiten Platz.

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