Die Sport-Senioren
Die Sport-Senioren: Klaus Freund vom AC Bavaria Forchheim
14.6.2021, 08:16 UhrKlaus Freund ist ein bärenstarker Typ. Doch bis Ende Mai hat er gelitten wie ein Hund. „Ohne meinen Sport bin ich in ein ganz tiefes Loch gefallen.“ Sein Sport: Das ist der Kraftdreikampf. Allerdings erst seit drei Jahren.
Zuvor hat er seinen Körper lange leiden lassen. Bis zum Alter von 19 Jahren kickte der Ur-Kersbacher bei der DJK, mit dem Einstieg in die Schichtarbeit kamen alle sportlichen Aktivitäten zum Erliegen. Bluthochdruck, Tinnitus, Morbus Crohn - alles kam zusammen. „Es ging mir so schlecht“, erinnert er sich.
Mit 49 beschloss der Maschinenführer bei Loparex, dass sich etwas ändern müsse und entschied sich für Fitnesstraining beim AC Bavaria Forchheim. Bis er Übungen wie das Bankdrücken entdeckte. Und hängenblieb. Denn der Kraftsport machte ihm nicht nur Spaß, sondern tat ihm gut. „Ich war plötzlich ein anderer Mensch.“
Angekommen beim AC Bavaria
Auf einmal war Klaus Freund angekommen im Kreis von Leuten, unter denen er sich wohlfühlte. „Obwohl ich da immer mit Abstand der Älteste war“, erzählt der heute 55-Jährige. Gerade das aber gefiel ihm, der Ansporn durch die Jungen. Als dann auch noch das Lob kam, dass er sich gar nicht schlecht anstelle, war der Weg fast schon geebnet für den Wettkampfsport.
„Anfangs dachte ich, das sei ein Scherz“, gesteht Freund. Aber dann ließ er sich überreden, zumal die Premiere in der heimischen Anlage stattfand. Nun hatte er Blut geleckt. „Wenn ich was mache, dann gescheit“, gibt er seine Devise vor. Sieben bis zehn Stunden „eisenhartes“ Training beim mindestens genauso ehrgeizigen Coach Christoph Seefeld - und plötzlich war er Bayerischer Meister der Altersklasse II bis 95 Kilogramm im Kraftdreikampf. 212 Kilogramm beim Kreuzheben, 180 bei der Kniebeuge und 127,5 beim Bankdrücken. Das kann sich für einen spätberufenen Quereinsteiger sehen lassen.
Auch Ehefrau Karin steht hinter dem neuen Hobby ihres Mannes, reiste zu allen Veranstaltungen mit, die geliebten Kois im großen Becken im Garten mussten an den Wochenenden nun immer öfter einsam ihre Runden drehen.
"Mir ging es beschissen"
Aber dann war alles wie abgeschnitten. Keine Wettkämpfe mehr, mit kurzer Unterbrechung kein Training. „Ich habe seit November keinen Sport mehr betrieben, konnte mich zu nichts mehr aufraffen“, gesteht Klaus Freund. „Ehrlich gesagt, mir ging es beschissen.“ Er brauche die Atmosphäre bei der Bavaria, den Schweiß und den Geruch.
Auch gesundheitlich fühlte er sich durch die Corona-Pause wieder schlechter. Doch seit zwei Wochen „frisst“ er wieder Eisen. „Ich habe ganz langsam angefangen, will mich nicht gleich verletzen. Das wird Monate dauern, bis ich wieder da bin, wo ich schon war“, befürchtet er. Aber Aufgeben sei keine Option: „Ich habe schon wieder Ziele, mal sehen, ob ich sie auch umsetzen kann. So in fünf, sechs Jahren möchte ich gerne mal zu einer Welt- oder Europameisterschaft.“
Das Wiedersehen war schön
Schön sei das Wiedersehen mit den Sportkameraden gewesen, auch wenn die meisten schon fitter waren als er, der daheim nichts getan hat.
Karin Freund freute sich über das Comeback ähnlich wie ihr Mann: „Er war manchmal schon etwas unleidlich. Er braucht seinen Sport einfach.“
Und wenn er seine internationalen Ziele verwirklichen kann, dürfte der älteste Kraftsportler im Landkreis Forchheim glücklich sein. Wir drücken ihm die Daumen, dass es ihm dann mit seinem Sport, „bei dem ich manchmal schon hart an die Schmerzgrenze gehen muss“, wieder so gut geht wie vor Corona.
Bitte um Mithilfe
Falls Sie auch noch einen aktiven Sportler kennen, der in seiner Disziplin der „Methusalem“ im Landkreis ist, informieren Sie uns bitte unter lokalsport@pressenetz.de
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen