Die Triathlon-Stars unter magischen Händen

20.07.2010, 00:00 Uhr
Die Triathlon-Stars unter magischen Händen

© André Ammer

Am Freitag macht Peter Metz zum letzten Mal vor dem Rennen einen Hausbesuch bei den Grangers. Im Wohnzimmer der Gastgeber von Belinda und Justin Granger hat er seine Massageliege aufgebaut und bearbeitet die Oberschenkel der Challenge-Siegerin von 2005. Der australische Publikumsliebling, sonst immer für eine kleine Plauderei zu haben, liegt entspannt und ruhig da und genießt schweigend Metz‘ Abschlussbehandlung.

Hausbesuche seit zehn Jahren

»Kurz vor dem Wettkampf werden sie alle ruhiger und konzentrieren sich nur noch auf das Rennen», erzählt Peter Metz, und Belinda Granger pflichtet ihm bei. »Deshalb habe ich auch meine Familie weggeschickt, denn die würde mich jetzt nur ablenken.» Ansonsten aber ratschen die meisten Triathlon-Stars gerne ein wenig mit dem ehrenamtlichen Masseur, der seit zehn Jahren diese Hausbesuche anbietet.

»Das hat sonst kein Veranstalter im Angebot», sagt der 49-Jährige, der als Beamter beim Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg arbeitet und in der Leitzentrale Hilpoltstein für die Schleusen des Main-Donau-Kanals zwischen Leerstetten und Bachhausen zuständig ist. Für den Challenge nimmt er sich jedoch Urlaub und wendet bei den Triathleten seine in zahlreichen Seminaren erlernten Kenntnisse an.

Wenn er bei einem Kurs wieder irgendeine neue Massagetechnik gelernt hat, probiert er die gerne an seinen »Übungsobjekten», Rother Lokalmatadoren wie Bernd Eichhorn oder Michi Hofmann, aus. »Die sagen mir dann offen und ehrlich, ob ihnen das gut tut oder nicht.» Metz‘ Erzählfluss wird von seinem klingelnden Handy unterbrochen. Ein Triathlet möchte gerne noch am Vorabend des Challenge massiert werden. Peter Metz rät ihm jedoch entschieden davon ab. »So kurz vor dem Rennen wäre eine Sportmassage eher kontraproduktiv», erklärt der Spezialist, der am Wettkampftag selbst den Betrieb im Massagezelt neben dem Zielbereich koordiniert.

»Massieren im Akkord»

Auf 70 bis 80 zu Massageliegen umfunktionierten Bierbänken kneten dort die Helferinnen und Helfer, unter anderem Schüler der Berufsfachschulen für Massage und Physiotherapie aus Schwabach und Bad Windsheim, die schmerzenden Muskeln der Finisher wieder ein wenig locker. »Das geht bis Mitternacht voll durch», erklärt Peter Metz und spricht von »Massieren im Akkord».

Etwa zwei Drittel der Athleten, also um die 2000 Personen, nutzen diesen Service, wobei sie allerdings nur ein paar »Streicheleinheiten» bekommen. »Da wird nur die Beinmuskulatur ein wenig gelockert und aufgeschüttelt», sagt Metz. Wenn er nach einem Langdistanz-Triathlon so zupacken würde, wie er es jetzt gerade bei Belinda Granger tut, »dann würde mir der Triathlet sofort vom Tisch springen».

Seit 1989 ist Peter Metz beim Rother Triathlon als Helfer aktiv, nachdem er in der Zeitung einen entsprechen Aufruf gelesen hatte. Der damalige Wettkampfleiter Harald Lindner suchte nach Masseuren, »und das hatte mich schon immer interessiert». Inzwischen bietet Metz zusammen mit seinem Partner Andreas Melde, Physiotherapeut am Rother Kreiskrankenhaus, selbst Kurse an, und in der weltweiten Triathlon-Szene ist er inzwischen bekannt wie ein bunter Hund. I

Touren-Guide in Trainingslagern

m Urlaub ist er nämlich auch oft in Trainingslagern als Touren-Guide und natürlich auch als Masseur dabei. Vielfältige Kontakte haben ihn unter anderem nach Mallorca, Lanzarote und Fuerteventua und sogar nach Hawaii und Neuseeland geführt. Darüber hinaus betätigt sich der 49-Jährige zwischendurch selbst als Triathlet, bestritt 1997 und 1998 seine ersten Langdistanz-Rennen auf Lanzarote und startete 2007 und 2008 in Roth. 2007 wurde er allerdings bei Laufkilometer 18 von einem Bänderriss ausgebremst.

Durch seine jahrelangen Kontakte hat Peter Metz auch ein Vertrauensverhältnis zu vielen Weltklasse-Triathleten aufgebaut. »Man lernt die Athleten schon gut kennen, wenn die vor einem auf der Massagebank liegen.» Da werde auch mal über Privates geplaudert, doch da ist ein Masseur wie ein Arzt oder ein Beichtvater. Kein Wort zu privaten Details der Stars schlüpft ihm über die Lippen.

Gerne holt er sich von all den Weltklasse-Triathleten Autogramme und hat inzwischen eine stattliche Sammlung zusammen. Unter anderem lässt er jeden, den er am Challenge-Sonntag massiert hat, auf seinem Helfershirt unterschreiben. »Die Shirts werden dann nicht mehr gewaschen und in einer extra Kiste aufbewahrt», erzählt Peter Metz, dem nur das Shirt von 1989 in seiner Kollektion fehlt. »Wenn da einer noch eins für mich übrig hätte, würde ich mich wirklich freuen.»

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