Bayerischer Rundfunk vs. Challenge

Doping beim Challenge Roth? BR-Recherche erhebt heftige Vorwürfe - jetzt sprechen die Veranstalter

Lukas Schlapp

Volontär

E-Mail zur Autorenseite

2.8.2024, 12:09 Uhr
Die Challenge ist eines der Sport-Großereignisse in der Region. Jetzt kursieren dort Doping-Vorwürfe im Amateurbereich. Wie reagieren die Veranstalter und die Anti-Doping-Agentur?

© IMAGO/ingo kutsche/IMAGO/Ingo Kutsche Die Challenge ist eines der Sport-Großereignisse in der Region. Jetzt kursieren dort Doping-Vorwürfe im Amateurbereich. Wie reagieren die Veranstalter und die Anti-Doping-Agentur?

Bei der Tour de France oder bei den aktuellen Olympischen Spielen in Paris ist es immer wieder ein Thema: Doping. Spitzensportlerinnen und -sportlern, die illegale, leistungssteigernde Substanzen einnehmen, sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Auch der Umgang der Welt-Anti-Doping-Agentur "WADA" mit solchen Fällen wird regelmäßig in den Medien diskutiert. Was bisher kaum kein Thema ist: Doping im Amateurbereich. Doch eine Recherche des "Bayerischen Rundfunks" (BR) sorgt jetzt beim Challenge in Roth für Aufregung - und Irritation.

Für die TV-Dokumentation "Toxischer Ehrgeiz - Doping im Amateursport" sollte aufgezeigt werden, wie verbreitet Doping schon unter Amateurathletinnen und -athleten ist. Und das veröffentlichte Ergebnis hat es in sich. Nach "BR"-Recherchen "dopt beim Triathlon-Klassiker Challenge Roth jeder zehnte Amateursportler."

Für die Recherche kooperierte der "BR" mit der Universitätsmedizin Mainz. Beim Challenge in Roth wurden Fragebögen ausgegeben. Diese sollten anonymisiert feststellen, ob Teilnehmer im vergangenen Jahr Substanzen zur Leistungssteigerung eingenommen haben. 777 Amateursportler füllten den Fragebogen gültig aus. Auf die Frage "Haben Sie zur Steigerung Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit in den letzten zwölf Monaten Substanzen eingenommen, die es nur in der Apotheke, beim Arzt oder auf dem Schwarzmarkt gibt (z.B. Anabole Steroidhormone, EPO, Wachstumshormone, Aufputschmittel)?" antworteten elf Prozent mit "Ja".

Challenge Roth reagiert auf Behauptungen des BR

Bei über 5000 Teilnehmern seien das hochgerechnet rund 500 dopende Athleten, so der "BR". Nordbayern.de hat den Veranstalter des weltbekannten Triathlons "Team Challenge" mit den Vorwürfen konfrontiert. Der Challenge Roth fand in diesem Jahr am 7. Juli statt. Pressesprecher Heiko Wörrlein gibt an, dass die "BR"-Autoren bei der Recherche "vollumfänglich und mit maximaler Transparenz über Abläufe vor Ort informiert wurden".


"Der Challenge Roth setzt sich seit jeher für einen sauberen Sport ein", erklärt Wörrlein. Jedes Jahr werde die Nationale Anti-Doping-Agentur "NADA" mit Doping-Kontrollen durch den Veranstalter beauftragt - "obwohl wir das laut Vorgaben des Verbandes nicht tun müssten." Eine Woche nach dem Großereignis erhielten die Veranstalter die Ergebnisse der "BR"-Umfrage samt des Kernsatzes, dass jeder zehnte Amateursportler beim Challenge Roth dope. "Diese Behauptung halten wir für mindestens fragwürdig", erklärt der Challenge-Sprecher.

Doping bei 500 Athleten - Wieso die Behauptung "fragwürdig" ist

Ein Kritikpunkt an der Recherche ist der, dass sich die Umfrage nicht explizit auf die Veranstaltung, sondern auf einen Zeitraum von ganzen zwölf Monaten bezieht. "Die Aussage 'beim Challenge Roth' ist daher durch das zugetragene Ergebnis aus unserer Sicht nicht gedeckt", sagt Heiko Wörrlein.

Außerdem wurde nach Veranstaltersicht zu lax mit der Begrifflichkeit Doping gearbeitet. Denn alle "leistungssteigernde Substanzen, die es nur beim Arzt, der Apotheke oder dem Schwarzmarkt gibt" würden dem illegalen Doping gleichgestellt werden. "Hierbei ist uns nicht bekannt, dass zur Liste der 'WADA' Bezug genommen wird", betont Wörrlein. Denn nur dort würde aufgezeigt werden, welche Mittel unter Doping fallen.

Bei der Kombination von 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen sind in Roth jedes Jahr bis zu 300.000 Zuschauer dabei. Können Doping-Vorwürfe daran etwas ändern?

Bei der Kombination von 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen sind in Roth jedes Jahr bis zu 300.000 Zuschauer dabei. Können Doping-Vorwürfe daran etwas ändern? © Tobias Tschapka

Wörrlein erklärt anhand von zwei Beispielen, was in der "BR"-Reportage alles als Doping gilt: "Wenn beispielsweise eine Person im August, also 350 Tage vor dem Rennen, einmalig ein leistungssteigerndes Mittel, wie z.B. eine Thomapyrin-Tablette, einnimmt - was mit dem Rennen überhaupt nichts zu tun hat - oder wenn man im Oktober aus welchen Gründen auch immer eine Ibu einnimmt - die es nur in der Apotheke gibt - um vermeintlich fitter für Büro oder Alltag zu sein, gilt das in der Dokumentation als Doping."

Das sagt die Anti-Doping-Agentur "NADA"

Für die Doping-Kontrollen in Roth ist seit 2011 die NADA zuständig. Auch sie kann die Behauptung des "BR" anhand der bislang vorliegenden Daten nicht bestätigen. Auf Anfrage von nordbayern.de gab die Anti-Doping-Agentur an, dass ihr die Umfrage seit der Ausstrahlung des "BR"-Beitrags bekannt sei. "Die NADA nimmt den Inhalt des Beitrages sehr ernst und hat mit dem Veranstalter unmittelbar den Kontakt aufgenommen und ihn auf die Studie angesprochen", erklärt Annika Kollenbroich aus dem NADA-Presseteam.

Nach "BR"-Recherchen gab es beim Challenge Roth jedoch insgesamt nur 14 Kontrollen durch die NADA - lediglich vier davon im Amateurbereich. "Aus Sicht der NADA ist es maßgeblich - neben der Quantität - vor allem auf die Qualität der durchgeführten Dopingkontrollen zu schauen", sagt Kollenbroich. Die Kontrollen der NADA seien ein Teil einer Gesamtkontrollstrategie im deutschen Sport und gezielte Kontrollen aufgrund von konkreten Hinweisen seien "wichtige Indikatoren für den Einsatz von Kontrollressourcen". Konkreter wird die NADA auf die Frage, warum lediglich vier Kontrollen bei Amateursportlern durchgeführt wurden, nicht.

Die Ergebnisse aus der Fragebogen-Umfrage liegen der NADA bisher nicht vor. Man stünde aber bereits in Kontakt mit dem Veranstalter, um Schlussfolgerungen gemeinsam zu besprechen. Wörrlein erklärt, dass man mit der NADA darüber sprechen werde, welche Optionen man habe, die Testmöglichkeiten weiter auszubauen. Die NADA werde man dabei wie bisher weiterhin vollumfänglich unterstützen.

Keine Kommentare