Drin oder nicht drin: Kurioses Tor entscheidet Frauen-Derby
08.09.2015, 11:35 UhrDie Frage aller Fragen: Meist ist sie ziemlich leicht zu beantworten, wenn der Ball im Netz hängen bleibt. Doch es gibt auch die komplizierten Fälle, wenn die Kugel nur vielleicht hinter der Linie war. In der Bundesliga zogen Experten – in einer Zeit vor Torlinientechnik & Co. – dann sämtliche Kameras zu Rate, um am Ende doch nicht genau sagen zu können: Tor oder kein Tor.
Auf dem A-Platz der Spielvereinigung aber gab es am Samstag keine Kameras. Es gab auch keine Linienrichter. Und natürlich keine Torlinientechnik. Experten fanden sich auf der Tribüne genug, einigen aber konnten auch sie sich nicht. Also musste Schiedsrichter Alexander Hitschfel alleine entscheiden. Er sagte: Tor. Und die heimischen Fußballerinnen fielen sich in die Arme. Die Gäste aus Frauenaurach hingegen fühlten sich betrogen, ausgerechnet im Derby, ausgerechnet zum Saison-Auftakt.
„Wenn ein Schiedsrichter auf diese Weise ein Spiel entscheidet“, schimpfte TSV-Trainer Armin Eich. „Ein Unentschieden wäre gerecht.“ Zumindest was die ersten 45 Minuten betraf, stimmte das auch. Während bei der „Spieli“ manche Mädels noch gedanklich die Sommerpause genossen, legte der TSV richtig los. Nach drei Minuten klatschte der Ball gegen den linken Pfosten. Die zweite Großchance der Gäste vereitelte Erlangens Torfrau Lucia Drexel (27.).
Von der Spielvereinigung war offensiv gar nichts zu sehen. „Wir haben die Anfangsphase verschlafen“, sagte Trainer Olaf Müller. „Unsere Vorbereitung war schlecht. Da fehlte das Selbstvertrauen.“ Auf Lisa Rosenecker allerdings traf das nur bedingt zu. Mit dem ersten Abschluss brachte sie ihr Team 1:0 in Front, profitierte bei ihrem Distanzschuss aber von einem Torwart (30.).
Anschließend zeigten die „Spieli“-Frauen sehenswerte Angriffe. „Wir finden spielerische Lösungen“, lobte Trainer Müller. Frauenaurach aber fand auch eine Lösung: Die eingewechselte Vanessa Gumprecht köpfte in Minute 50 wuchtig zum 1:1-Ausgleich ein. Mehr aber gelang dem TSV nicht. Stattdessen vergaben die Gastgeber zahlreiche Möglichkeiten.
„Uns wäre lieber gewesen, wir hätten die Partie vorher entschieden“, sagte Olaf Müller. So aber fiel das Siegtor in der 87. Minute kurios, diskutabel und unglücklich: Zunächst parierte Kerstin Berg einen Flachschuss. Den Abpraller köpfte Teresa Müller an die Latte, von dort flog die Kugel auf den Boden — vor oder hinter der Linie? —, an den linken Pfosten und zurück in den Strafraum. Der Unparteiische entschied auf: Tor. Ohne Kameras, ohne Experten, ohne Torlinientechnik. Und damit wohl auch ohne Auflösung.
SpVgg: Drexel; Gerwig (7. Strobl), Strangl, Spinel, Borck, Grzywotz, Hüttersen, Hünten, Rzonsa (67. Müller), Papon, Rosenecker.
TSV Frauenaurach: Berg; Pfaffenberger (46. V. Gumbrecht), Ilgner (80. Achtziger), Walz, Mahr (68. Öhring), Joost, Vogel, K. Gumbrecht, Fabert, Kraus, Szewczykowski.
Tore: 1:0 Rosenecker (30.), 1:1 V. Gumbrecht (50.), 2:1 Müller (87.); Schiedsrichter: Alexander Hitschfel; Zuschauer: 30.
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