Ein fast perfekter Tag für den FSV Stadeln

16.01.2011, 20:34 Uhr
Ein fast perfekter Tag für den FSV Stadeln

© Wolfgang Zink

Die Uhr in der neuen Schulturnhalle in Burgbernheim – der schmucke Sporttempel war erst tags zuvor eingeweiht worden – zeigte im 24. und letzten Match noch genau 4:44 Minuten Spielzeit an: Das Turnier war entschieden, Stadeln führte gegen Ornbau durch Tore von Manuel Vigas (2., 3., 6.), Michael Gambel (5.) und André Wurzbacher (9.) bereits mit 5:0, als es passierte. Nach einem Allerweltsfoul, wie es in jedem (Hallen-)Spiel vorkommen kann, fiel Stadelns Bastian Perlitz so unglücklich auf den Boden, dass er sich, so die erste Diagnose, wohl die linke Schulter auskugelte. Die herbeigerufenen Sanitäter fuhren den Spieler, der schon vor etwa zwei Jahren an dieser Schulter operiert worden war, später ins Krankenhaus. Gambel traf noch zum 6:0-Endstand für die Fürther Vorstädter, die den seit 1983 ausgespielten Kreismeistertitel noch nie zuvor gewonnen hatten.

Auch Trainer Thomas Reiser fehlte beim verdienten Triumph seiner Mannen, nach einer Knieoperation musste er noch zu Hause bleiben. So übernahm Co-Trainer Thomas Bonni die – nicht allzu schwere – Aufgabe, das Team zu coachen: Denn es bestach vor 350 Zuschauern durch seine mannschaftliche Geschlossenheit, wobei jeder für jeden lief und rackerte und sich kein Spieler zu keiner Zeit eine taktische Schwäche erlaubte. Und außer Unglücksrabe Perlitz trugen sich auch alle Stadelner in die Torschützenliste ein!

Stadelns Ausflügler wurden per Handy informiert

Dabei hatte der FSV gerade mal ein Dutzend Fans mit in die Frankenhöhe gebracht – stand doch an diesem Tag auch noch die lange geplante Fahrt ins Blaue nach Hallerndorf an. Per Handy waren der erste Vorsitzende Rudi Hirschmann und all die anderen natürlich immer bestens informiert: Nur beim 4:4 im letzten Gruppenspiel gegen Dergahspor (nach 0:3-Rückstand) war Stadeln nicht siegreich.

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die beiden starken Bezirksoberligisten die Halbfinalteilnahme bereits gesichert; die Bezirksligisten ASV Vach (nach zwei Niederlagen noch zwei Siege) und FSV Bad Windsheim (nur ein Sieg) waren also in der „Todesgruppe A“ auf der Strecke geblieben. Immerhin einen Punkt ergatterte sich das Team des Ausrichters TSV 1877 Burgbernheim, den aber ausgerechnet durch das 3:3 gegen Dergahspor. Zusätzlich übernahm der Kreisklassist noch den Part der spektakulären Treffer: Axel Beyser (gegen Vach) und René Pareo (gegen Dergah) schweißten die Kugel jeweils mit voller Wucht und Präzision ins Dreieck, Pareo gelang das 3:3 gegen die Türken auch noch sehenswert per Kopfball.

Dergahspor hingegen schaffte nach zwei tollen Siegen „nur“ noch zwei Unentschieden – und wurde im Halbfinale von Ornbau aus allen Träumen gerissen, als Max Nachtrab 85 Sekunden vor Schluss die Führung von Necati Güler aus der dritten Minute egalisierte; zuvor hatten Gürses und Güler zwei Großchancen zur Vorentscheidung ausgelassen.

Ein fast perfekter Tag für den FSV Stadeln

In der anderen Gruppe blieb Titelverteidiger SV Eyüp Sultan mit nur vier Zählern vorzeitig hängen. Die Türken konnten nicht an die glänzenden Leistungen des Vorjahrs anknüpfen. Ornbau, in der Kreisliga Frankenhöhe auf Aufstiegskurs und nicht von Trainer Edi Abel, sondern von „Co“ Michael Nachtrab betreut, spielte von Anfang an den Hecht im Karpfenteich. Das 2:2 gegen Buch nach zweimaligem Rückstand und das 2:1 gegen Eyüp Sultan (ebenfalls nach 0:1-Rückstand) bedeuteten die Meilensteine zum Weiterkommen. Den Kampf um Platz zwei entschied der TSV Buch dank des direkten Vergleichs gegen den punktgleichen Bezirksligakonkurrenten TSV 2000 Rothenburg (2:1) für sich. Erst im letzten Spiel gegen Buch (1:1) holte sich der TSV Bechhofen seinen einzigen Punkt.

Die Bucher – es fehlten einige Skifahrer und auch Trainer Roland Frey – boten im Halbfinale gegen Stadeln noch einmal eine Energieleistung und mussten sich nur durch den Weitschuss von Franz Ell (13.) mit 0:1 geschlagen geben; Ell wurde am Ende auch mit insgesamt sechs Treffern als bester Torschütze ausgezeichnet. Das Spiel um Platz drei verlief dann nicht mehr so prickelnd; das 2:0 war für Dergah wohl nur ein schwacher Trost.

Im Endspiel konnten die wackeren Ornbauer nicht mehr an die Glanzleistung gegen Dergah anknüpfen – oder anders gesagt: Stadeln agierte zu stark, die Partie und damit die Kreismeisterschaft war allzu bald entschieden. Nachtrab konnte trotzdem stolz auf seine Leute sein: „Wir haben gewusst, dass wir eine gute Mannschaft haben, aber dass es gleich so gut läuft, war nicht abzusehen.“ Wie Stadeln vertritt somit auch Ornbau den Kreis Nürnberg-Frankenhöhe am kommenden Samstag bei der Bezirksmeisterschaft in Ansbach. Dort wollen die Stadelner erneut für Furore sorgen, trotz der dann noch deutlich stärkeren Konkurrenz aus Bayern- oder Landesliga. Thomas Bonni lobte sein Team, das seit dem Gewinn der Fürther Stadtmeisterschaft ständig gewachsen sei: „Kameradschaft und Zusammenhalt sind unser Plus.“ Aber: „Die Verletzung von Perlitz überschattet den Sieg natürlich schon.“

Fleißige Helfer des TSV Burgbernheim voll auf Zack

Ein dickes Lob bekam der Ausrichter TSV 1877 Burgbernheim (rund 700 Mitglieder), das Raßbach auch direkt an Abteilungsleiter Roland Neumann sowie die beiden Turnierleiter Peter Riemer und Stefan Schuster weitergab. In der Tat: Die Verbandsfunktionäre Raßbach, Ingo Frühbeißer, Willy Leipold oder Gerhard Spitzlberger wurden von den vielen TSV-Helfern bestens unterstützt. Auch die neue Halle hat ihre Feuertaufe bestanden. Allerdings: Für ein Finale mit größerer Zuschauerkulisse ist sie wegen der geringen Tribünenkapazität nur bedingt tauglich. Dass fast den gesamten Nachmittag über der Namenszug „ASV Fach“ an der Kabinentür prangte, ist eine eher lustige Randnotiz.

Raßbach indes will an der Turnierstärke mit zehn statt acht Teams festhalten: „Der Titelverteidiger sollte meiner Meinung nach dabei sein, und auch der Ausrichter hat es verdient, mit seiner Mannschaft mitzuspielen.“ Der oberste Kreisfunktionär zeigte sich hochzufrieden: „Das Turnier ist perfekt gelaufen.“ Das sahen die Ehrengäste und Sponsoren auch so: Burgbernheims erster Bürgermeister Matthias Schwarz, Lotto-Bezirksstellenleiter Friedrich Müller, VGN-Öffentlichkeitsreferent Gerhard Zuber wie auch der BFV-Bezirksvorsitzende Uwe Kunstmann fanden nur lobende Worte, die vor allem auch allen beteiligten Klubs für ihre durchwegs faire Spielweise (nur drei Zeitstrafen und eine Rote Karte gegen Eyüp Sultan wegen Reklamierens) und den vier Schiedsrichtern – an der Spitze Werner Lutz vom TSV Geslau – für ihre unaufgeregte Spielleitung galt. Was bei einem Mammutturnier von acht Stunden höchst bemerkenswert ist!