Landesliga Nordost: Trainerwechsel in Fürth
Ein Unentschieden, das den ASV Vach ratlos macht
12.10.2021, 15:23 UhrFür einen Moment wirkt es, als könnte es sich am Ende doch noch irgendwie ausgehen.
Aus der Kaderschmiede der AC Milan zum ASV Vach: Yuri Meleleo
Als könnte der ASV Vach diese Führung irgendwie über die Ziellinie schleppen. Angriff über Angriff muss das Team über sich ergehen lassen. Stolpernd, strauchelnd, strampelnd versuchen die Spieler, sich über Wasser zu halten, ständig auf der Suche nach dem rettenden Etwas, einem Konter, einer Entlastung, irgendwas, woran man sich festhalten kann.
Die Festung hat längst Risse bekommen, alle Räume können sie inzwischen nicht mehr abdecken. Die Nachspielzeit läuft, ein Zweikampf geht verloren und der Ball landet beim Herzogenauracher Ian Heller. Während die Vacher den Strafraum absichern, müssen sie den Raum davor preisgeben. Heller bemerkt das. Aus 20 Metern zieht er ab und versenkt den Ball ins Netz.
Die ASV-Spieler sinken verzweifelt zu Boden, als sei jeglicher Mut aus ihnen gewichen. Trainer Christoph Nieszery, der 90 Minuten lang keinerlei Zweifel am Erfolg seiner Mannschaft ausstrahlte, begibt sich an der Seitenlinie in die Hocke, blickt in die Leere und schüttelt den Kopf, als wolle er den Ausgleichstreffer von sich schütteln. Für einen Moment scheint es, als würde die Fußball-Welt des ASV Vach still stehen.
Kapitän Nico Ott ist nach Bamberg gewechselt
Dabei hätte diese Partie gegen den FC Herzogenaurach ein Signal, eine Botschaft sein können. An die Konkurrenz. Aber eben auch an sich selbst. Wir sind noch da! Trotz der bisher schwachen Saison. Trotz des Trainerwechsels vor einem Monat, als Alexander Rambau ging, weil er sich mehr ärgern wollte und trotz des Abgangs von Kapitän Nico Ott zur DJK Don Bosco Bamberg in die Bayernliga.
Ein Akt der Selbstvergewisserung, der den Fokus von den Grenzen hin zu den Potenzialen verschiebt. Immerhin geht es gegen den Tabellenführer, der die Liga derzeit mit seinem dominanten Wir-nehmen-keine-Geiseln-Fußball aufmischt. Das hohe Angriffs-Pressing ist der Kern dieser Philosophie. Jede Aktion löst eine neue Welle aus, immer und immer wieder, bis der Gegner das Gefühl hat, darin zu ertrinken und den Ball in der Panik verliert.
Hinter dieser Idee steckt immer auch ein gewaltiges Stück Psychologie, man spielt gewissermaßen mit der Angst des Gegners, indem man ihn früh in der Partie einschüchtert. "Druck machen, die flattern schon", ruft FCH-Trainer Jakob Karches immer wieder über den Rasen – eine Botschaft, die auch bei vielen Gegnern ankommt, die irgendwann schon zur nervösen Aktion greifen, obwohl noch gar kein Gegnerdruck vorhanden ist. Die Drohung ist dann viel wirkmächtiger als die Ausführung selbst.
Zu Beginn hält Vach dagegen
Doch im Gegensatz zu anderen Liga-Teams verliert Vach nicht die Nerven. Eine Leistung, die gar nicht mal so gering einzuschätzen ist. Die Nieszery-Elf hält den Pressing-Wellen der Anfangsphase stand, lässt sich von ihnen nicht umschmeißen, wartet ab, bis die Flut nachlässt.
Kurzum: Sie bestehen den psychologischen Test. Der gegnerische Einschüchterungsversuch läuft ins Leere. Der Tabellenführer wirkt in der ersten Hälfte überrascht von der Resilienz der Gäste. Als Halil Berisha in der 25. Minute nach einer Halbfeldflanke perfektes Timing beweist, seinen Aufpassern entwischt, um die Führung zu besorgen, scheint die Sensation tatsächlich möglich.
Doch hier beginnen auch schon die Probleme des ASV Vach, die vielleicht ein Hinweis darauf sind, woran es in dieser Saison voller Verletzungen und Personalrochaden hakt. Den psychologischen Test bestehen sie, den fußballerischen hingegen nicht. Dass sich hinter den Herzogenauracher Pressing-Wellen ein großer, beinahe leerer Strand erstreckt, der nur von wenigen Spielern beschützt wird, scheint dem Team klar zu sein.
Zurück bleiben Fragezeichen
Aber in der zweiten Hälfte gelingt es ihnen zu keinem Zeitpunkt, diesen Raum für den entscheidenden Konter zu nutzen. Und die Führung durch längere Ballbesitz-Phasen aktiv abzusichern? Diesen Versuch wagen die Vacher gar nicht erst. Stattdessen greift der Gegner immer weiter an. Bis passiert, was passieren muss: Der Ausgleich fällt.
Die Enttäuschung ist groß. Zurück bleiben Fragezeichen. War das nun eine Partie, aus der man Hoffnung schöpfen kann, weil man dem Tabellenführer nicht chancenlos erlegen war? Oder eine Partie, die Hoffnung erstickt, weil sie dem Team ihre Schwächen erneut aufgezeigt hat? Ob das Potenzial oder die Grenzen überwiegen, dürften die kommenden Wochen endgültig zeigen.
Die personifizierte Ruhe am Ball: Imrann Moumouni beim Jahn Forchheim
1. FC Herzogenaurach - ASV Vach 1:1 (0:1) –Vach: Izbudak, Erata, Draws, Pulkrabek (79. Schepis), Zogaj, Gkenios (87. Kopp), Aletic (73. Arapoglu), Steininger, Berisha (83. Pileio), Schneider, Civelek (89. Marrouki) / Tore: 0:1 Berisha (25.), 1:1 Heller (90.) / Zuschauer: 170.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen