Erfolgreich im Ecken-Gestöber: Das sprach für den FCN in Dresden

Andreas Pöllinger

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29.7.2019, 16:04 Uhr

Der Club liegt am Ende in Elbflorenz knapp vorne, in der Statistik zum erfreulichen Auftakterfolg aber deutlich hinten. Zumindest in einigen Kategorien. Am krassesten ist der dem Ergebnis konträr stehende Unterschied bei den Ecken: Zwölf hat Dynamo, der FCN in 95 hitzeflimmernden Minuten derweil nur eine. "Wenn du mal die Größen von den Spielern von Nürnberg durchgehst, dann hast du es mit Standards nicht so leicht", wird Christian Fiel, der Dresdner Coach, einem Dresdner Journalisten nach Abpfiff erklären. Gefragt hatte dieser, warum die zahlreichen, seiner Meinung nach "baugleichen" Versuche vom Viertelkreis allesamt ertraglos verpufften.

Da Dynamo vorab schon weiß, dass man den Club, der in der Dreierreihe vor dem eigenen Tor neben den kopfballstarken Margreitter und Sörensen mit 1,96-Meter-Funkturm Erras auch Nürnbergs Größten aufbietet, nach Standards schwer bezwingen kann, versucht es der Gastgeber spielerisch. Und das nach kurzer Anlaufzeit auch durchaus gefällig und mit viel Esprit. Die Dresdner adressieren über die komplette Partie gesehen deutlich mehr Pässe an den jeweiligen Teamkollegen (587 zu 333). Dass der Club, dem Canadi ein aktives Auftreten und flottes Umschalten verordnet hatte, in der ersten halben Stunde offensiv nicht stattfindet, hat mit zunächst zu statischen, noch dazu fehlerhaften Aktionen im Aufbauspiel zu tun. Und damit, dass Dresden den FCN in der Defensive fesselt.

 

 

 

Speziell von der zehnten bis 35. Minute bauen spielfreudige Sachsen eine Druck- und Drohkulisse auf. Dynamo kombiniert, Dynamo ist dynamischer, wegen der Gegenwehr des Nürnberger Abwehrverbundes aber doch nicht durchschlagskräftig genug. Obwohl aufgrund dieser starken Phase der SGD der Ballbesitz mit 65 Prozent letztlich klar zu Gunsten der Gastgeber gehen wird, springen für die Hausherren im ersten Durchgang nur Halbchancen heraus. Abgesehen natürlich von Wahlquists kernigem Distanzschuss, den ein auch später noch blendend aufgelegter Christian Mathenia in der Club-Kiste gekonnt entschärft.

Frischer, flinker FCN

Auch wenn die kicker-Datenbank die Dresdner bei Torschüssen am Ende ebenfalls exorbitant im Vorteil sieht (16 zu fünf), ist es nach der 35. Minute und einer taktischen Umstellung der Club, der Ende der ersten Hälfte die klareren Torgelegenheiten hat. Der FCN agiert nun frischer, flinker und zielgerichteter nach vorne: Mikael Ishak befördert nach einem Nürnberger Schnellangriff und einer nur notdürftigen Dresdner Klärung die Kugel über den Kasten. Dovedan verpasst das Leder nach einer beinahe identischen Vorarbeit knapp, ehe Ishak erst Dynamo-Torwart Broll überlupft, den Ball anschließend aber am linken Kreuzeck vorbeiballert. In der zweiten Hälfte läuft es für den Club eigentlich von Beginn an ganz gut.

Besonders viel läuft beim FCN übrigens der von Dresdens quirligen Mittelfeldspielern arg geforderte Abfangjäger, der mit Vornamen Lukas und mit Nachnamen Jäger heißt (12,12 Kilometer, Bestwert beim Club). Der Lohn für einen im Vergleich zur ersten halben Stunde deutlich verbesserten, im Vorwärtsgang nun klarer agierenden FCN folgt in Minute 53. Der eingewechselte Sorg setzt mit einer präzisen und butterweichen Hereingabe aus dem Halbfeld heraus Nikola Dovedan in Szene. Die Offensivkraft hat den von Canadi immer wieder geforderten Weg in die Tiefe gemacht. Und veredelt Sorgs Maßflanke mit einem wunderschönen Flugkopfball.

Mathenia rettet die Führung

Apropos Dovedan: Der Niederösterreicher, der sich auch nachfolgend um einen Torerfolg bemühen wird, wird mit drei Abschlüssen in der Statistik als gefährlichster Nürnberger geführt. Gefährlich wird es für den Club jedoch auch nach der Führung. Dynamo will nicht in die Niederlage einwilligen, spielt weiterhin mutig und behände nach vorne. Doch der Club kann Christian Mathenia, seinem schon in der Vorsaison fabelhaften Keeper vertrauen, der die Schüsse von Nikolaou und Koné bravourös pariert. Und auf einen Defensive, die dem Dresdner Druck Stand hält. 54 Prozent der Zweikämpfe entscheidet über die gesamte Partie gesehen der FCN für sich. Auch in der Schlussphase sind Margreitter, mit 94 Prozent angekommenen Zuspielen passsicherster Nürnberger, und Sörensen, mit 88 Prozent gewonnen Duellen zuverlässigster Zweikämpfer, in den meisten Situationen auf dem Posten. So steht - der wichtigste Statistik-Wert - schlussendlich ein 1:0 für den Club.

Für den in der zurückliegenden Bundesliga-Saison auf fremden Spielwiesen stets sieglosen FCN ist das Ergebnis die beste Nachricht. Eine Klasse tiefer klappt es mit dem Dreifach-Punkten prompt. Gegen den HSV, der Aufstiegsmitbewerber gastiert am kommenden Montag in Nürnberg (20.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de), wird er sich dennoch steigern müssen, um in der noch jungen Zweitliga-Saison den zweiten Sieg zu feiern. Auf die kopfballstarken Margreitter, Sörensen und Funkturm Erras wird sich der Club bei dieser Unternehmung dann hoffentlich erneut verlassen können.

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