Erlanger Experte: Training, dann Pizza? Falsch!
7.12.2015, 06:00 UhrHerr Becker, nach dem Training kann man essen, was man will. Alles wird verbrannt, oder?
Micha Becker: Bis zu einer Stunde nach dem Sport ist der Körper so aufnahmefähig, dass er Nahrung direkt verarbeitet. Das stimmt. Trotzdem kommt es darauf an, was man isst. Pizza ist auch nach dem Training kontraproduktiv.
Warum?
Becker: Es ist ein Trugschluss, dass man sich nach dem Sport alles erlauben kann. Ungesund bleibt ungesund, da kann man so viel trainieren, wie man möchte.
Und wenn man nach dem Sport gar nichts isst, geht der Körper dann ran an die Reserven?
Becker: Bis der Körper daran geht, dauert es. Nichts zu essen, bringt nichts. Der Jo-Jo-Effekt ist viel zu groß. Irgendwann bekommt man schließlich Hunger.
Was sollten Sportler beachten?
Becker: Viel Wasser trinken und isotonische Getränke nach dem Training zu sich nehmen. Auch ein Glas Apfelschorle hilft da schon.
Nur ein Glas?
Becker: Angenommen, man möchte eine halbe Stunde Joggen: Ein Glas Wasser vorab reicht. Dann nach dem Training noch ein zweites Glas trinken, durch die Apfelschorle Mineralien zu sich nehmen. Mehr braucht man als Hobby-Sportler nicht.
Worauf kommt es beim Essen an?
Becker: Vitamine, sprich Obst und Gemüse, sind wichtig. Doch nicht immer ist das drin, was draufsteht.
Inwiefern?
Becker: Nur wenn die Früchte in vollreifem Zustand geerntet wurden, haben sie alle Inhaltsstoffe. Doch die importierten Produkte müssen von weit her nach Deutschland gebracht und deshalb noch unreif geerntet werden. Bei saisonalem Obst und Gemüse aus der Region hat man diese Probleme nicht.
Was halten Sie von Zusatzprodukten?
Becker: Auch da sollte man genau aufpassen, dass auch wirklich vollwertige Inhaltsstoffe verwendet wurden. Bei Cellagon ist das zum Beispiel der Fall. In den Getränken wurde nur Obst und Gemüse verarbeitet, das in vollreifem Zustand geerntet wurde.
Und wann darf man was essen?
Becker: Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit. Ein ausgewogenes Frühstück mit Vitaminen und Ballaststoffen ist ratsam. Da kann man nicht viel falsch machen — egal ob man davor Sport treibt oder nicht.
Vor dem Frühstück?
Becker: Das muss jeder für sich ausprobieren. Aber wenn man morgens fit ist, spricht nichts dagegen.
Was ist im Lauf des Tages wichtig?
Becker: Mittags spielt das Verhältnis Kohlenhydrate zu Eiweiß — 40 zu 60 oder gar 30 zu 70 Prozent— eine Rolle. Der Klassiker ist Salat mit Putenbrust und eine Scheibe Brot. Abends sollte man fast gar keine Kohlenhydrate essen, stattdessen Eiweiß.
Holzkohle am Morgen und den Kümmerer am Abend
Ist es nicht egal, wann man was isst?
Becker: Nein. Kohlenhydrate sind wie Holzkohle. Die braucht man zum Befeuern, aber wenn man nur Herumsitzt, bleibt sie liegen. Eiweiß kümmert sich um die Muskeln. Das ist gut zum Tagesabschluss.
Vor Marathon-Rennen gibt es oft Nudelpartys. Macht das Sinn?
Becker: Sicher. Nudeln enthalten Kohlenhydrate, die der Sportler zum Verfeuern braucht. Davon profitieren Profis und Amateure. Gleiches gilt für die Banane: Die Vitamine und Kohlenhydrate sind super zum Sport.
Für den schnellen Kick sorgt Traubenzucker. Oder?
Becker: Der geht schnell ins Blut. Doch er ist auch schnell wieder weg. Dann aber verlangt der Körper nach mehr. Traubenzucker gibt Power, aber nicht ausreichend lange.
Sie trainieren die Erlanger Hockeyspieler vom Turnerbund. Wie sieht es dort aus: Gibt es Essenspläne?
Becker: Nein, das nicht. Aber ich habe den Mädels und Jungs Tipps gegeben, auf was sie achten sollten.
Könnte in Vereinen mehr Wert auf Ernährung gelegt werden?
Becker: Viele glauben, es reicht, gut zu trainieren. Doch wenn man auf seine Ernährung achtet, merkt man schnell, dass man fitter wird.
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