Erster Saisonsieg - und wie! Der HCE malträtiert Melsungen
11.10.2020, 17:42 UhrUm die Schwere der nächsten Aufgabe des HC Erlangen zu beschreiben, benötigte Mira Olk am Freitag lediglich zwei Worte. Wobei es Kapitän Nikolai Link ein großes Bedürfnis war, die Pressesprecherin postwendend zu korrigieren und noch zwei Worte zu ergänzen.
"Sechs Nationalspieler", sagte Olk also, um den anwesenden Medienvertretern die MT Melsungen nahe zu bringen - Link betonte: "Allein sechs deutsche Nationalspieler." Neben einem olympischen Goldmedaillen-Trainer stehen bei den Hessen ja auch noch Auswahlspieler aus Kroatien, Montenegro und Island unter Vertrag. Der HC Erlangen hat in seinem Aufgebot zwar ebenfalls einige Nationalspieler versammelt - allerdings vor allem ehemalige.
Die Kräfteverhältnisse waren damit schon recht gut skizziert, aber natürlich wollte und durfte sich die Mannschaft von Michael Haaß davon nicht beeindrucken lassen. Nach Niederlagen in Kiel und beim Bergischen HC sollte die heimische Arena und die lauten Fans dabei helfen, den ersten Saisonsieg einzufahren.
Ferlin hält und hält und hält
Das klappte. Dank des (aktuellen) slowenischen Nationalspielers Klemen Ferlin im Tor, dank einer konzentrierten Leistung in der Abwehr und trotz der ungewohnten Umstände tatsächlich sehr lauten Fans. 31:21 (13:9) hieß es am Ende in der Arena Nürnberger Versicherung, in der es nach dem Schlusspfiff noch ein bisschen lauter wurde.
35 Sekunden waren gespielt, da schrien die 1720 Zuschauer erstmals auf und verabschiedete sich Melsungens Dreh- und Angelpunkt Kai Häfner für zwei Minuten auf die Bank. Christopher Bissel hatte hellwach den Ball geklaut, Häfner rustikal den Gegenstoß unterbunden. Den Einstieg erleichterte das natürlich, wobei die favorisierten Gäste trotz zweier Siege zum Start auch danach so ihre Probleme hatten, der Erlanger Energie auf und neben dem Feld etwas entgegenzusetzen.
Dank der Wurfkraft von Simon Jeppsson und der Schnelligkeit von Hampus Olsson konnten sich die Gastgeber Mitte der ersten Halbzeit erstmals mit zwei Toren absetzen (7:5/15. Minute), noch konnte die Mannschaft von Gudmundur Gudmundsson aber kontern. Anstelle von Steffen Fäth rückte diesmal Nico Büdel auf Rückraum Mitte, später orchestrierten auch oft beide gemeinsam die Angriffe.
Rote Karte als Motivation
Dass der HCE zur Halbzeit allerdings mit vier Toren Vorsprung führte, lag vor allem an Ferlin, der erstmals in der noch jungen Spielzeit zeigen konnte, warum er zuletzt für einen Champions-League-Klub aufgelaufen ist. Elf Paraden konnte er bereits in den ersten 30 Minuten verbuchen und heizte damit gleichermaßen Fans und seine Vorderleute an.
Nach dem Seitenwechsel lief es für den HCE zunächst sogar noch besser, obwohl die zweite Halbzeit mit einem Schock begann. Sebastian Firnhaber sah nach einem Foul an Julius Kühn glatt Rot, die harte, vielleicht zu harte Entscheidung schien seine Kollegen aber scheinbar nur zusätzlich zu motivieren. 37 Minuten waren gespielt, da führte Erlangen mit stolzen sieben Toren (17:10), bei Melsungen funktionierte dagegen nichts und Gudmundsson griff früh zu seiner Auszeit.
"Oooh, wie ist das schön"
Die Ansprache wirkte - oder zumindest ging im Angriff nun nicht mehr viel beim HCE; entscheidend herankämpfen konnten sich die Gäste aber nicht. Erlangen verteidigte weiter kompakt, die euphorisierten Fans übten sich nach Monaten der Handball-Abstinenz in Nürnberg an Wechselgesängen, Ferlin sammelte weiter Paraden und Olsson Tore, Benedikt Kellner und Max Jaeger Bundesligaminuten und Selbstvertrauen.
Acht Minuten vor Schluss betrug der Vorsprung satte zehn Tore (26:16/52.), waren die Kräfteverhältnisse endgültig auf den Kopf gestellt und durfte das begeisterte Publikum den Klassiker "Oooh, wie ist das schön" anstimmen.
HC Erlangen: Olsson (7), Jeppsson (5), Metzner (4), Ivic (4/2), Fäth (3), Jaeger, Kellner (jeweils 2), Firnhaber, Büdel, Bissel, Schäffer
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