Falcons-Chef Ralph Junge: "Der Liga fehlt es an Visionen"

12.7.2019, 12:01 Uhr
Antreiber auch in Liga zwei: Ralph Junge steckt bereits mitten in den Planungen für die neue Saison in der Pro A.

© Sportfoto Zink/OGo Antreiber auch in Liga zwei: Ralph Junge steckt bereits mitten in den Planungen für die neue Saison in der Pro A.

NZ: Fühlen Sie sich verschaukelt, Herr Junge?

Ralph Junge: Ja. So wie das Lizenzierungsverfahren lief, konnte es nicht gewonnen werden.

NZ: Gab es den einen Moment, in dem Sie realisiert haben, dass Sie chancenlos sind?

Junge: Es gab mehrere. Es ging der Liga von Anfang an darum, Zeit zu gewinnen, um dann auf Fristen zu pochen. Wenn ich so lange Bestätigungen oder Verträge als nicht belastbar genug anerkenne, bis eine Frist abgelaufen ist, um dann zu sagen, sie ist abgelaufen, ist das relativ durchsichtig. Es ist auch sehr traurig, dass ein Schiedsgericht da nicht einschreitet. Wir haben aufgrund der Willkür anderer eine negative Entscheidung bekommen. Wir bleiben Zweitligist, selbst, wenn wir ein ordentliches Gericht dazunehmen.

NZ: Sie denken darüber nach, juristisch weiterzumachen?

Junge: Das prüfen wir. Man sieht ja, mit welcher Dreistigkeit zum Beispiel die Schreiben der Stadt Nürnberg unbegründet nicht anerkannt wurden. Wenn der Nürnberger Oberbürgermeister basierend auf einem Stadtratsbeschluss eine Bestätigung ausstellt, ist das, glaube ich, wertiger, als das meiste andere, was der BBL vorliegt. Das ist in meinem naiven Wertesystem so. Über so was fegt man nicht einfach hinweg. Das war ein abgekartetes Spiel. Die BBL hat eine Chance vertan, in einer der größten Städte und Regionen Deutschlands etwas mitzuentwickeln. Da fehlt es der Liga an Visionen.


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NZ: Verstehen Sie das Theater?

Junge: Es gibt ja auch das Thema, die Liga zu verkleinern, was man aus der Szene weiß. Die großen Klubs bestimmen die Ausrichtung, und da hat die Liga offenbar auch nicht Rückgrat genug, um ein eigenes Konzept zu verfolgen. Was die BBL sich wirklich gedacht hat, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Aber bei allem Frust: der Weg hat sich gelohnt, auch wenn man uns hat auflaufen lassen.

NZ: Es kommt eine neue Halle.

Junge: Das ist definitiv ein Erfolg für Nürnberg, für andere Sportarten, für andere Events.

NZ: Nürnberg ist als Team mit einem niedrigen Etat aufgestiegen. Wird der Etat jetzt höher?

Junge: Es wird ein höherer sein, aber es wird weiter ein Etat sein, der sich im unteren Drittel der Liga bewegt.

NZ: Wainright, Oehle, Omuvwie sind weg. Haben Sie Sorge, dass noch mehr abspringen könnten?

Junge: Nein. Bei Oehle hatte es familiäre Gründe. Wainright konnte nicht länger warten. Wir haben schon ein paar nette Zusagen. Ich denke, wir werden ein schönes Team haben in einer sehr ambitionierten zweiten Liga. Das sollte keiner unterschätzen.

NZ: Wie sieht der Kader aus?

Junge: Beim Kern an deutschen Spielern haben wir eine gewisse Stabilität. Bei den ausländischen Positionen muss man immer Geduld haben, von daher ist die Kaderplanung nicht so kompliziert. Wir hatten die Zusage eines Deutschen für die erste Liga, der vermutlich trotzdem kommt.

NZ: Die Euphorie kann als Bumerang zurückkommen, wenn die Ergebnisse nicht passen.

Junge: Die Gefahr ist natürlich da. Aber gerade in der zweiten Saisonhälfte haben so viele Leute Spaß am Basketball gefunden. Und im Sport gehört es auch dazu, dass man mal verliert. Heimstärke zu entwickeln wird eine der Herausforderungen. Aber ich hoffe, dass uns die Leute verzeihen, wenn ein schlechtes Spiel dabei ist und wiederkommen.

NZ: Wann geht es wieder los?

Junge: Am 5. August. Es wird wieder nach China gehen und wir haben schon interessante Testgegner.


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NZ: Sie wirken wieder sehr positiv. Wollten Sie mal hinwerfen?

Junge: Die Augenblicke hatte ich im Leben schon öfter (lacht). Mir geht es hier gut, ich darf das machen, was mir Spaß macht, auch wenn es manchmal keinen Spaß macht.

 

NZ: Aber Sie könnten es auch woanders machen.

Junge: Ich bin kein Wandervogel. Fühle ich mich wohl, bleibe ich. Es gibt Offerten, aber manche Dinge kann man nicht mit Geld bezahlen.

NZ: Glauben Sie, dass von dem Hickhack mit der BBL etwas hängenbleibt, falls man sich wieder gegenüber sitzt?

Junge: Es ist was hängen geblieben, weil man nicht auf diese Art und Weise mit jemandem umgeht. Egal, wer gewinnt oder verliert. Wenn man hart und intensiv spielt, kann man auch mal jemanden anrempeln, aber das muss fair bleiben. Und das war es leider nicht. Wenn wir wieder in der Situation sind, müssen wir die Unterlagen so hinlegen, dass es nichts zu diskutieren gibt. Die BBL ist das Ziel, da geht es nicht um Sympathie und Empathie.

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