"Falsch positive" Tests? Corona-Dynamik trifft Bundesliga

25.10.2020, 16:08 Uhr

Frank Baumann warnte schon zu Beginn dieses nächsten Bundesliga-Spieltags unter den Corona-Bedingungen: "Die Einschläge sind immer nähergekommen." Mittlerweile hat auch der Sportchef von Werder Bremen den ersten Coronafall im eigenen Kader hinter sich. Und wohin die Dynamik der Entwicklung im Profisport führt, kann der 44-Jährige täglich nachlesen: Der italienische Fußball schließt Zuschauer ab diesem Montag wieder aus den Stadien aus. Im deutschen Basketball ist der Spielplan des BBL-Pokals wegen zahlreicher Spielausfälle nicht mehr einzuhalten. Die Meldungen, die an diesem Wochenende die den deutschen Profifußball aufschreckten, steigern die Verunsicherung in den Klubs: Wie soll man damit umgehen, wenn positive Test-Ergebnisse schon kurz darauf nicht mehr positiv sind?

Die Würzburger Kickers bekamen nach ihrer 1:3-Niederlage beim Hamburger SV von dem zuständigen Labor mitgeteilt, dass die Tests bei einem Spieler und zwei Co-Trainern "falsch positiv" gewesen seien. Alle drei waren am Samstag in Hamburg nicht dabei, stiegen dann aber am Tag danach wieder normal ins Mannschaftstraining ein.


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Einen ähnlichen Verdacht äußerte Bayern-Trainer Hansi Flick auch im Fall seines in der vergangenen Woche zunächst positiv und dann zweimal negativ getesteten Nationalspielers Serge Gnabry. "Natürlich kann es sein, dass es einer der wenigen Fälle war, die falsch-positiv waren", sagte Flick in einem Sky-Interview.

Ausfälle und Absagen

Der 1. FC Heidenheim prüft nach eigenen Angaben sogar rechtliche Schritte gegen ein Labor, dessen Testergebnisse in sechs Fällen am Donnerstag positiv waren, während dieselben Personen am Freitag und Samstag im Klinikum der Stadt negativ getestet wurden. Auch hier geht es vorerst nur um einen Verdacht und keine gesicherten Erkenntnisse. Schon am Sonntag sagte Vorstandschef Holger Sanwald bei Sky deshalb nur noch vorsichtig: "Wir haben es so vereinbart, auch in Abstimmung mit der DFL, dass die Task Force Sportmedizin, die im Endeffekt das ganze Konzept erarbeitet hat, sich in aller Ruhe in der nächsten Woche darum kümmert, was die Ursachen sind."

Das Drittliga-Spiel von Türkgücü München beim FSV Zwickau war am Freitag wegen drei Corona-Fällen bei den Gästen kurzfristig abgesagt worden. Nach Angaben der Münchner von Sonntag bestätigte das zuständige Labor nun allerdings, dass die Tests "falsch positiv" beziehungsweise negativ gewesen seien. "Sehr traurig" sei deshalb die Spielabsage, "besonders aus sportlicher Sicht aber auch aufgrund der entstandenen Kosten. Nun gilt es den Fall aufzuarbeiten, um solche Szenarien in Zukunft zu vermeiden", sagte Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny.

Anfälligkeit des Spielbetriebs

Am Ende zeigen auch diese Fälle nur die Anfälligkeit des Spielbetriebs in Zeiten einer Pandemie. Als die Bundesliga im Mai ihre zweimonatige Corona-Pause beendete, lag die Zahl der Neuinfektionen pro Tag in Deutschland bei unter 1000. An diesem Wochenende stieg sie auf über 14.000 an.

Diese Dynamik macht dem Profifußball zu schaffen, wie auch das Beispiel Hannover zeigt. Dort entschied die Region einen Tag vor dem Anpfiff auf der Basis des seinerzeit aktuellen Werts der Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen: Das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf darf vor Zuschauern ausgetragen werden. Als dieser Wert dann am Tag des Spiels über die kritische 50er-Marke kletterte, gingen gerade knapp 9000 Fans zum Stadion und sorgten damit für Bilder, die in den sozialen Netzwerken als unverantwortlich kritisiert wurden.

Disziplin und genügend Tests

Immerhin erklärte die Geschäftsführerin der Fachgemeinschaft Akkreditierte Labore in der Medizin, dass der besonders testintensive Profifußball der Gesellschaft auch in dieser kritischen Zeit noch keine Testkapazitäten wegnehmen würde. Der Anteil der Bundesliga an der Gesamtzahl aller Corona-Tests in Deutschland liege "weit unter einem Prozent - irgendwo im Promillebereich", sagte Cornelia Wanke der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Proben aus dem Profifußball ließen sich "innerhalb der vorhandenen Testkapazität abbilden, ohne dass es andernorts zu Verzögerungen kommt".

Ähnlich äußerte sich am Freitag auch schon Werder-Sportchef Baumann. Er vertraut auch in den Zeiten der drastischen steigenden Corona-Zahlen auf die vielen Tests in der Bundesliga und das bewährte Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga. Der frühere Nationalspieler rief die Klubs aber auch zu Vorsicht und so etwas wie Demut auf. "Wichtig ist, dass wir sehr sensibel und sehr diszipliniert mit der Situation umgehen. Alle Bundesliga-Vereine wissen, dass wir sehr vorsichtig sein müssen."

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