FCN als Kapitalgesellschaft: Das könnte den Fans blühen

12.11.2016, 19:27 Uhr
Wo liegt die Zukunft des 1. FC Nürnberg? Im Z-Bau diskutierten am Samstag Vertreter von Club, Schalke 04, Mainz 05, TSV 1860 München und HSV.

© Edgar Pfrogner Wo liegt die Zukunft des 1. FC Nürnberg? Im Z-Bau diskutierten am Samstag Vertreter von Club, Schalke 04, Mainz 05, TSV 1860 München und HSV.

Dass ein Fan von 1860 München den FCN vor Unheil bewahren will, ist nicht ganz alltäglich – die Vereine sind schließlich direkte Rivalen in der zweiten Bundesliga. Am Samstag machte Sascha Königsberg, Mitglied der Ultras von 1860 München aber eine Ausnahme. Beim FCN wird nämlich das diskutiert, was bei den Münchnern schon längst Gegenwart ist: die Ausgliederung der Profimannschaft in eine Gesellschaft und somit die Loslösung aus dem Verein.

Seit dem Jahr 2001 ist das bei 1860 München der Fall. Vor fünf Jahren stieg ein Großinvestor aus Abu Dhabi ein und rettete den kurz vor der Insolvenz stehenden Verein. Den Fans hätte die Vereinsführung den Investor damals als großen Retter verkauft, heute kämpft der Verein in der zweiten Liga gegen den Abstieg.

Mitglieder haben "Großmütter verkauft"

"Dass so ein Retter aussehen soll, wage ich sehr zu bezweifeln", meint Königsberg. Zudem hätte der Einstieg des arabischen Geschäftsmanns bei den Fans zu einer großen Zerrissenheit geführt. Viele Anhänger würden alles für den Verein geben, wollen aber kein "Klatschaffe für einen unbekannten Investor" sein.

Von dieser Zerrissenheit berichtet auch Phillip Markhardt. Der Hamburger war lange Mitglied beim Hamburger Sportverein (HSV). Vor zwei Jahren wurde auch hier die Profiabteilung in eine Gesellschaft ausgegliedert. Markhardt gab damals aus Protest seine Mitgliedschaft ab und gründete einen eigenen Fußballclub. Viele Mitglieder fühlten sich durch die Ausgliederung der Mannschaft entmündigt. Vor der Umwandlung konnte der Präsident direkt gewählt werden, jetzt entscheidet ein Gremium über die Zulassung eines Kandidaten zur Wahl.


Der FCN als Kapitalgesellschaft? Das planen die Ultras


Der Investor Klaus-Michael Kühne, Besitzer eines Logistikunternehmens, hält an der Aktiengesellschaft zwar nur eine Minderheit, entscheidet "in Wirklichkeit aber über das Tagesgeschehen. Ein Spieler, den er nicht will, wird nicht gekauft. Was der Trainer will wird nicht beachtet." Für den vermeintlichen sportlichen Erfolg hätten damals viele Mitglieder ihre "Großmütter verkauft."

Die Ausgliederung einer Mannschaft aus dem Verein hat vor allem finanzielle und juristische Gründe. Der Großteil der Fußballclubs – auch der FCN -  ist als gemeinnütziger Verein eingetragen. Diese dürfen sich zwar auch wirtschaftlich betätigen, die Gewinnerzielung darf dabei allerdings nicht im Vordergrund stehen. Angesichts der Millionensummen, die in der Bundesliga für einzelne Spieler fließen, wird die Gemeinnützigkeit zunehmend von Juristen bezweifelt. Ein Rechtsprofessor aus Osnabrück beantragte daher erst im August die Löschung des FC Bayern München aus dem Vereinsregister. Ein Münchner Gericht lehnte das damals ab.

Schalke hat Gazprom - und der FCN?

Der Vertreter der Fans des FC Schalke 04, Gordon, der ebenfalls auf dem Podium saß, hat keine Befürchtung, dass sein Verein eines Tages einfach gelöscht wird. Die Mannschaft aus Gelsenkirchen ist weiterhin als Verein und nicht als Gesellschaft organisiert. Anwälte hätten den Vertretern seines Clubs damals versichert, dass "eher das Gesetz geändert wird, als dass die Fußballklubs gelöscht werden. Dass würde auch ein viel zu großes Beben auslösen."

Obwohl Schalke seine Mannschaft nicht in eine Gesellschaft ausgegliedert hat, haben sie mit dem russischen Gasunternehmen Gazprom einen kräftigen Sponsor. Der Vereinsvorstand ist nur dem Aufsichtsrat verpflichtet, in diesem werden jedes Jahr zwei neue Mitglieder gewählt. Ein Wahlausschuss prüft vorher die Qualifikation der Kandidaten – das gibt den Investoren  Sicherheit. "Am Ende ist aber nicht das Geschäftsmodell entscheidend für den Erfolg, sondern die verantwortlichen Personen", stellt der Gelsenkirchener fest.

"Brauchen Erfolg nicht auf Teufel komm raus"

Die Nürnberger wollten sich bei der Diskussion zwar nur Rat bei Fans anderer Mannschaften holen, trotzdem saß auch ein Vertreter der Nürnberger Fanszene mit auf dem Podium. Christian Mössner vom Fanmagazin "Ya Basta!" nutzte die Möglichkeit, um Kritik am FCN zu üben. Ihm ist es wichtig, dass weder die Seite der Befürworter, noch die der Gegner einer Ausgliederung von Beginn an verurteilt wird.

Vorwürfe aus dem Fanprojekt, die Frage der Ausgliederung des Vereins sei keine Aufgabe des Fanprojekts, weißt er entschieden zurück. "Es ist eben gerade unsere Aufgabe, Stimmungen unter den Fans aufzugreifen. Wir haben sonst die Gefahr, dass unsere Mitglieder sich streiten und dadurch ein Keil in die Fans getrieben wird", warnt Mössner.

Zum Abschluss appelliert er eindringlich an die Clubfans. Die Identität des FCN bestehe nicht ausschließlich im sportlichen Erfolg. Dieser darf auch nicht gekauft, sondern muss erreicht werden: "Wir Clubfans brauchen den Erfolg nicht auf Teufel komm raus. Wir können auch warten."

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