FCN, Ice Tigers und Falcons: Sportstadt Nürnberg am Abgrund

Sebastian Böhm

Sportredaktion

E-Mail zur Autorenseite

17.2.2021, 05:55 Uhr
Fans sind aktuell weder im Max-Morlock-Stadion noch in der Arena zugelassen. Manche würden sagen: zum Glück. Dann müssen sie das Elend der heimischen Profivereine nicht live miterleben.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / DaMa Fans sind aktuell weder im Max-Morlock-Stadion noch in der Arena zugelassen. Manche würden sagen: zum Glück. Dann müssen sie das Elend der heimischen Profivereine nicht live miterleben.

Es war einer jener Abende, die in der Nachbetrachtung als magisch beschrieben werden. Und 14 Jahre später ist er mehr denn je: unerklärlich. Der 1. FC Nürnberg stürmte am 26. April 2007 im vollen Frankenstadion ins Pokalfinale, angeblich war Eintracht Frankfurt beteiligt. Fußball aber spielten nur entfesselte Club-Profis. Am selben Abend spielten die Sinupret in Mannheim Eishockey – um den Meistertitel. Die Sellbytel Baskets, die Vorgänger der Falcons, vertraten Nürnberg noch in der Basketball-Bundesliga.

Max Müller wurde mit dem Hockey-Nationalteam Olympiasieger

Ein Jahr später sollte Max Müller mit dem Hockey-Nationalteam Olympiasieger werden. Nürnberg nennt sich wie jede Stadt mit mehr als einer Schulturnhalle "Sportstadt", in dieser Zeit war sie es auch.

Im Februar 2021 wandelt der Club wieder einmal am Abgrund, die Ice Tigers sind Letzter in der DEL und werden das auch bleiben, die Basketballer gewinnen selbst in der zweiten Liga kein Spiel. Mit der Stadt an sich hat das zunächst wenig zu tun, mit der Corona-Pandemie nur im Fall der tatsächlich erkrankten Falcons, und auch die gerne kritisierte Zurückhaltung großer Unternehmen ist diesmal kein Faktor.

Den verheerenden Zustand haben sie selbst zu verantworten

Den verheerenden Zustand haben die sportlichen Leitungen von 1. FCN und Ice Tigers selbst zu verantworten, die Falcons hatten einfach nur und nicht zum ersten Mal: Pech. Den Fans bleiben nur der Trost, dass sie das nicht vor Ort erleben müssen, und die Hoffnung, dass alle Beteiligten aus ihren Fehlern lernen.

Wie wichtig Nürnberg der Sport tatsächlich ist, wird sich zeigen, wenn das Virus besiegt ist. Werden die Fans wieder kommen – ins Max-Morlock-Stadion, in die Arena, in die neue Halle am Fuß des Fernsehturms? Wie überstehen die Sponsoren des Clubs und der Klubs die Zeit? Was ist mit dem vernachlässigten Leistungssport abseits des Publikumsports? Diese Fragen muss man sich im Rathaus stellen. Bis zu ihrer Beantwortung aber müssen erst einmal FCN, Ice Tigers und Falcons dafür sorgen, dass sie dann noch relevant sind.

Verwandte Themen