Frage des Stolzes: Kommentar zum Trainer-Aus beim HCE

Christoph Benesch

Erlangen

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4.2.2020, 07:21 Uhr
Die Mannschaft und ihr Trainer Adalsteinn Eyjolfsson haben zuletzt nicht mehr zusammengefunden.

© Sportfoto Zink Die Mannschaft und ihr Trainer Adalsteinn Eyjolfsson haben zuletzt nicht mehr zusammengefunden.

Wie bei Frank Bergemann und Robert Andersson, seinen Vorgängern beim Handball-Bundesligisten, ist die Halbwertszeit des Trainers Adalsteinn Eyjolfsson beim HC Erlangen vorzeitig abgelaufen. Viel länger als drei Jahre konnte sich im neuen, ehrgeizigen Profiklub HC Erlangen und seinem Streben zu großen Entwicklungsschritten kein Coach halten. Dennoch war jeder, wie es nun wieder heißt, "der richtige Mann zur richtigen Zeit". Doch die Gründe für das Ende der Zusammenarbeit waren unterschiedlich.

Bei Eyjolfsson ist ein lange gepriesenes Plus, der große Stolz, zum Problem geworden, das beide Parteien mehr und mehr, Training für Training, seit Neujahr so weit auseinander trieb, dass es in der Tat nun keinen Sinn mehr hat.

Lernen mussten der HCE und Eyjolfsson

Beide Seiten hatten ja ohnehin erst lernen müssen, miteinander umzugehen. Der Verein musste den Menschen Eyjolfsson zu akzeptieren lernen, einen im Traineramt bis ins Detail hochveranlagten Fachmann, einen Defensivkünstler und gelobten Technokraten. Aber auch einen Familienmensch, der nicht bereit war, wie andere bis zur Selbstaufopferung wirklich alles dem HC Erlangen unterzuordnen. Eyjolfsson wiederum lernte diesen Handball-Club kennen mit all seinen Eigenheiten, seinem manchmal erstaunlichen Druck und seinen nicht immer einfachen Mitarbeitern. Es gelang, sich zu arrangieren - solange hatte man Erfolg, großen Erfolg sogar für die wirtschaftlich beschränkten Möglichkeiten.

+++ Miese Stimmung: Der HCE trennt sich von Eyjolfsson +++

Man vertraute sich, bis beim HCE der Entschluss reifte, ein anderer sei nun wieder der richtige Mann zur richtigen Zeit.

 

Erlangen und ein ungünstiger Zeitpunkt 

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung war ungünstig - mitten in der Saison wurde die Beförderung des Kapitäns zum baldigen Cheftrainer verkündet. Das verunsicherte Mitspieler wie Kapitän und es kränkte vor allem den großen Stolz von Adalsteinn Eyjolfsson. Der musste fortan gegen die These ankämpfen, er habe nun jede Autorität verloren. Die Unterschrift unter einem neuen Arbeitspapier bei einem anderen Klub wirkte da wie eine Befreiung. Sie beflügelte seinen Mut, keine Rücksicht mehr auf die Eigenheiten des Vereins zu nehmen, im Gegenteil: Adalsteinn Eyjolfsson entschied sich für die offene Konfrontation, er kämpfte mit dem Glauben, damit das beste für sich und den HC Erlangen zu erreichen: Erfolg. Doch das Vorhaben scheiterte, sein Stolz hatte das Glück herausgefordert - und verloren.

Was bleibt, ist, dass Eyjolfsson wirklich lange der richtige Mann am richtigen Ort gewesen ist.

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