Frankens Top-Kickerin Julia Simic beendet ihre Karriere

1.6.2021, 11:02 Uhr
"Eigentlich habe ich gar keine Zeit mehr, Fußball zu spielen": Julia Simic hat es trotzdem getan, zuletzt am vergangenen Sonntag, als sie mit ihrem AC Mailand 2:2 gegen die Frauen von Hellas Verona spielte.

© imago images/Sports Press Photo, NNZ "Eigentlich habe ich gar keine Zeit mehr, Fußball zu spielen": Julia Simic hat es trotzdem getan, zuletzt am vergangenen Sonntag, als sie mit ihrem AC Mailand 2:2 gegen die Frauen von Hellas Verona spielte.

Julia Simic ist das weibliche Aushängeschild der Region in Sachen Fußball, ist weit herumgekommen und die erfolgreichste mittelfränkische Kickerin. Simic ist U19- Europameisterin, deutsche Meisterin und DFB-Pokalsiegerin mit dem VfL Wolfsburg – den Pokal holte sie auch mit Bayern München –, sie war bei Turbine Potsdam und dem SC Freiburg, war bei West Ham United in England aktiv und spielt aktuell beim AC Mailand in Italien, mit dem sie am vergangenen Wochenende Vizemeisterin wurde und am späten Sonntagabend gegen die AS Roma um den italienischen Pokal spielte.


Grande, Julia! Simics gelungener Einstand bei Milan


"Eigentlich habe ich gar keine Zeit mehr, Fußball zu spielen", sagt die gebürtige Nürnbergerin, die in Fürth aufgewachsen ist, mit einem lauten Lachen am Telefon. Schließlich hat sie nicht nur ein Sportmanagement-Studium abgeschlossen, sondern bereits 2018 ihre "Julia Simic Fußballakademie" an den Start gebracht, und seit Sommer 2019 veranstaltet sie ihre Girlscamps, also Fußballcamps vor allem für Mädchen, in der fränkischen Heimat, aber auch in London.

Es überrascht daher nicht, dass Simic am am Montag über ihre Social-Media-Kanäle ihr Karriereende verkündete. "Ich habe die schönsten Momente erlebt und werde diese nie vergessen", schreibt sie. "Auf Wiedersehen." Und das wird es geben, denn Simic bleibt der Sportwelt erhalten, wenn auch in anderer Rolle.

Simic möchte Fußballlehrerin werden

Simic, deren Profivertrag ohnehin ausgelaufen ist, will in den Trainerbereich und nach der bereits erworbenen B-Lizenz die nächsten Trainerscheine machen, bis hin zum Fußballlehrer. Doch damit nicht genug. Das Thema Verletzungsprophylaxe ist ihr ein großes Anliegen: "Auf diesem Gebiet würde ich auch gerne in Zusammenarbeit mit Universitäten noch tiefer in die Ursachenforschung der hohen Kreuzbandrissrate im Frauenfußball gehen", sagt sie mit Blick auf ihre eigene Verletzungshistorie.

Während ihrer inzwischen 16 Jahre andauernden Karriere hatte Julia Simic immer wieder reichlich Zeit, sich Gedanken über ihre Zukunft nach dem Profidasein zu machen. Bremsten sie doch mehrfach schwere Verletzungen aus: So verhinderten zwei Kreuzbandrisse im linken Knie, dass sie mehr als zwei Länderspiele machte. Dennoch kämpfte sie sich jedes Mal zurück. Auch zuletzt in Mailand.

Während des Lockdowns entwickelte sie ihr Online-Trainingsprogramm – und jetzt hat sie eine eigene App am Start. "Damit kann ich noch mehr fußballbegeisterte Kids erreichen und ihnen helfen, gezielt Fortschritte zu machen", schwärmt die 32-Jährige. Die App vereine leistungsspezifische technische Übungen mit altersgerechten Fitness-Workouts, dazu biete sie "wöchentliche Online-Sessions und ein Live-Training mit mir" an. "In wöchentlichen Vlogs gewähre ich außerdem Einblicke in mein Leben als Profi-Fußballerin, gebe Tipps und Hilfestellungen in Sachen Ernährung, Regeneration oder Verletzungsprävention".

Dazu geht ihr Blick über sportlichen Tellerrand hinaus, wenn sie gesellschaftliche Hintergründe einbezieht: "Mein Ziel ist, trainermäßig im Leistungsbereich zu arbeiten, aber gleichzeitig auch ganz junge Spielerinnen auszubilden – am liebsten auch solche, die noch nicht lange Fußball spielen oder vielleicht noch gar nicht Fußball spielen durften aus kulturellen oder religiösen Hintergründen."

Mädchenfußball in Nordafrika und Naher Osten

Zwar will sie ihre Fußballakademie langsam und organisch wachsen lassen, aber Fernziele hat sie dafür auch schon im Blick, so utopisch die im Augenblick auch klingen mögen: Nordafrika und den Mittleren/Nahen Osten nennt sie als Regionen, in denen sie es Mädchen gerne ermöglichen würde, Fußball zu spielen.

Die Liebe zum Fußball treibt die Mittelfeldspielerin an, ebenso der Wunsch, etwas zurückzugeben und fußballbegeisterte Mädchen an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Und die reichen weit zurück, seit sie bei Tuspo Fürth mit dem Kicken begann, ehe sie über den ASV Vach, die DJK Eibach und den SV 1873 Nürnberg Süd – dort kickte sie mit einer Sondergenehmigung in der männlichen Bezirksoberliga-Jugend – beim FC Bayern München landete.

Die App ist über die Social-Media-Kanäle von Julia Simic und unter www.juliasimic-girlscamp.de erhältlich.

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