Trikot-Deal
Fränkischer Konzern mit irrer Summe ausgestochen? Das zahlt Nike dem DFB
22.3.2024, 13:30 UhrLothar Matthäus und Philipp Lahm führten beide die deutsche Nationalmannschaft als Kapitäne zu einem Weltmeistertitel. Sie beide avancierten zu Legenden. Und sie beide trugen ikonische Trikots der Herzogenauracher Herstellers Adidas, als sie den Pokal in den Himmel stemmten. Über sieben Jahrzehnte hinweg prägte das fränkische Sportartikelunternehmen eine Ära beim Deutschen Fußball-Bund und rüstete die deutschen Mannschaften bei sämtlichen EM- und WM-Titeln der Herren und der Frauen aus.
Nun aber findet diese schier ewige Zusammenarbeit ein jähes Ende: Der Verband teilte am Donnerstag die einschneidende und überraschende Entscheidung mit, dass ab Januar 2027 nicht mehr der Herzogenauracher Sportartikel-Hersteller, sondern der US-Gigant Nike die deutschen Teams ausrüsten werde. Die Zusammenarbeit ist bis 2034 angelegt. "Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen", sagte Präsident Bernd Neuendorf.
Nike habe "mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet", erklärte zudem Holger Blask als Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG die Entscheidung in einer DFB-Pressemitteilung.
Das ausschlaggebende Argument für Nike und gegen den langjährigen Partner Adidas findet sich offenbar in den Zahlen: Laut Blask legte das US-Unternehmen "das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot" vor. Zwar veröffentlichte der Verband selbst keine konkreten Summen, jedoch lässt ein Bericht des "Handelsblatt" aufhorchen: Der Wirtschaftszeitung zufolge lässt sich Nike den neuen Ausrüstervertrag mit den deutschen Fußball-Mannschaften mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten. Dies soll aus Branchenkreisen bekannt geworden sein. Zum Vergleich: Adidas überweist dem "Handelsblatt" zufolge jährlich etwa 50 Millionen Euro an den DFB.
Der zukünftige Ausrüster-Wechsel beim Deutschen Fußball-Bund schlug hohe Wellen und veranlasste gar Politiker zu Statements. Gesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb auf X (vormals Twitter): "Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein? Stattdessen ein US-Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet…"
Auch Robert Habeck kritisierte den Wechsel: Der Wirtschaftsminister könne sich "das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen", schließlich gehörten Adidas und die deutsche Nationalmannschaft "für immer zusammen". Angesichts der Tatsache, dass er diese Kooperation als "ein Stück deutscher Identität" wahrgenommen hatte, hätte sich der Grünen-Politiker "ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht".
Apropos Standort: Am Standort Herzogenaurach, genauer gesagt im Adidas-Homeground, wird die deutsche Auswahl während der bevorstehenden Heim-Europameisterschaft wohnen. Das pinke Adidas-Trikot, das sie bei dem Turnier im Sommer tragen wird, hat bereits im Vorfeld für Diskussionen gesorgt – nun avancierte aber nicht die Trikotfarbe, sondern der künftige Trikotausrüster zum Hauptgesprächsthema rund um den DFB in diesen Tagen.