Fränkisches Seenland: Im Kajak durch die Corona-Krise

Dominik Mayer

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8.12.2020, 06:00 Uhr
Die Herbstsonne spiegelt sich im Brombachsee -  solche Tage genießen die „Seenlandpaddler“ ganz besonders. Solange es noch wärmer als fünf Grad ist, steigt die Kajakgruppe ins Boot.

© Foto: Privat Die Herbstsonne spiegelt sich im Brombachsee -  solche Tage genießen die „Seenlandpaddler“ ganz besonders. Solange es noch wärmer als fünf Grad ist, steigt die Kajakgruppe ins Boot.

Früher hat Franz Wimmer auch mal die sportliche Herausforderung gesucht. 50 Kilometer hat er da in seinem Kajak an manchen Tagen zurückgelegt, oder sich auf reißenden Flüssen zehn Meter tiefe Wasserfälle herunter gestürzt. Aufregend war das, anstrengend und anspruchsvoll. Diese Zeiten sind aber längst vorbei. Heute trifft man Wimmer beim gemächlichen Paddeln im Fränkischen Seenland. Meist ist er auf dem Großen Brombachsee oder dem Rothsee unterwegs.

Nicht selten in Begleitung einer Handvoll Sportkameraden, die in ihrer Freizeit ebenso gerne ins Boot steigen. Das gemeinsame Kajakfahren ist "eine schöne, informelle Aktion", wie Wimmer sagt. Die Gruppe verabredet sich über Facebook, den Herbst über haben sich zwei Paddeleinheiten pro Woche eingependelt. "Ich war früher Kajaklehrer an der Volkshochschule und daraus hat sich dann unsere Gruppe entwickelt", berichtet der ehemalige Sozialpädagoge.

Rückenschmerzen haben keine Chance

Er liebt den Sport wegen seine Vielseitigkeit. Ein ruhiger See, ein sich wild schlängelnder Fluss, das offene Meer – jeder Umgebung hat ihre eigene Faszination, aber auch ihre eigenen Herausforderungen. So wie es Wimmer und seine "Seenlandpaddler" betreiben, ist Kajakfahren aber vor allem ein gesunder, erholsamer Sport. "Man bekommt eine gute Grundlagenausdauer und das Paddeln geht auch nicht auf die Gelenke. Außerdem stärkt es die Muskulatur und beugt Rückenschmerzen vor", erläutert er die Vorzüge seines Hobbys.

In Zeiten einer Pandemie kommt aber noch ein ganz anderer Vorteil hinzu: Als eine der ganz wenigen Sportler konnten die "Seenlandpaddler" das Corona-Jahr 2020 ohne Unterbrechungen nutzen. Auch der Lockdown im März und April hat sie nicht aufgehalten. "Für uns ist es ein leichtes, die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten", sagt Wimmer.

Einer nach dem anderen bringt sein Kajak zu Wasser, erst wenn der Vordermann sich einige Paddelschläge vom Ufer entfernt hat, steigt der nächste ins Boot. Meistens treffen sie sich am Segelhafen Enderndorf, um eine Runde auf dem Brombachsee zu drehen. Der Treffpunkt für den Rothsee ist in der Regel das Seezentrum Heuberg.


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Wimmer geht es nicht um sportlich Höchstleistungen, jeder soll fahren können, wie er möchte. "Im Kajak ist jeder sein eigener Kapitän", sagt er. Manche umrunden gemütlich den See, anderen wollen ab und zu einen kleinen Zwischenspurt einlegen. "Es soll vor allem Spaß machen", findet Wimmer. Und im Einklang mit der Natur und den anderen Menschen am See sein.

Kälte ist kein Hindernis

Mit Seglern und Anglern versteht sich die Kajakgruppe gut. Alle eint schließlich, die Liebe für das Seenland. "Eine Entspannung wie auf dem Wasser, die gibt es sonst nirgends", ist Wimmer überzeugt. Er muss es wissen, ist an der Donau aufgewachsen und fährt schon seit 50 Jahren Kajak. Erfahrung, der er gerne weitergibt. Zum Beispiel, wenn es um die beste Routenwahl, eine gute Technik oder die Gefahren eines plötzlich aufziehenden Unwetters geht.

Fränkisches Seenland: Im Kajak durch die Corona-Krise

© Foto: Privat

Grundsätzlich ist Kajakfahren aber selbst dann noch möglich, wenn es für viele andere Sportarten schon zu kalt ist. "Solange der See nicht gefroren ist und es draußen noch mindesten fünf Grad hat, kann man fahren", stellt Wimmer klar. Voraussetzung dafür ist eine passende Ausrüstung. Ohne Schwimmweste geht niemand ins Kajak, sobald es kühler wird tragen die Sportler darunter einen Neopren- oder Trockenanzug. Zwar passiert es praktisch nie, dass jemand kentert, doch falls doch, würde es sonst im kalten Wasser schnell gefährlich.

Paddeln für die Seele

Die "Seenlandpaddler" sind in der Mehrzahl zwischen 40 und 70 Jahre alt, eine gemeinsame Ausfahrt dauert meistens zwei bis drei Stunden. Neuzugänge sind jederzeit gerne gesehen. "Wer allerdings Anfänger ist, sollte am besten noch bis zum Frühjahr warten", rät Wimmer. Dann sind die Witterungsbedingungen wieder besser.

Wer noch kein eigenes Kajak hat, kann sich zunächst gegen Gebühr eines der Leihboote nehmen. Erfahrene Bootsfahrer mit entsprechender Ausrüstung können auch in der kühleren Jahreszeit zur Gruppe stoßen. Es ist eine der wenigen Möglichkeiten, die es noch gibt, um Sport zu machen.

Dass seine Kajakfreunde und er das ganze Jahr über unterwegs sein konnten, trotz Katastrophenfall, Lockdowns und Pandemie, begreift Wimmer als großes Glück. "Es hat uns allen saugut getan, dass wir paddeln durften."

Organisator Franz Wimmer steht interessierten Paddlern bei Fragen telefonisch zur Verfügung: 01523 - 401 1755

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