"Franz sagte zu mir...": Hartmann rudert nach Interview zurück
20.10.2015, 20:13 UhrDie angeblich unlautere Vergabe der WM 2006 an Deutschland schlägt dieser Tage hohe Wellen. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Dienstag, wonach nun erste juristische Konsequenzen in Form einer Anzeige gegen den damaligen Verbandschef Theo Zwanziger gezogen würden, trat der DFB entgegen. Zwanziger werde nicht angezeigt.
Am Montag hatte sich auch Waldemar Hartmann in die Diskussion eingemischt. "Von Anfang an", seit 1997, als er einen Tag vor dem Champions-League-Finale in München mit Franz Beckenbauer die Bewerbung für die WM moderiert habe, sei er in die Vorbereitung des Turniers eingeweiht gewesen, sagte Hartmann gegenüber dem Franken Fernsehen.
Und ergänzte: "Haben die Deutschen denn wirklich geglaubt, dass wir diese WM bekommen haben, weil wir so ganz besonders beliebt sind auf dieser Welt, weil wir so tolle Hechte sind, weil wir so gut aussehen und weil uns alle lieben bis zum Niederknutschen?" Der in Nürnberg geborene Sportmoderator hielt abschließend fest: "Sie (der DFB, d. Red.) haben die WM so bekommen, wie viele andere auch."
Verschiedene Medien interpretierten Hartmanns Aussagen als Bestätigung des Spiegel-Berichts, dass Geld aus einer schwarzen Kasse des DFB-Bewerbungskomitees geflossen sei, um die WM nach Deutschland zu holen. Der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus soll hierfür eine Summe von 6,7 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen zur Verfügung gestellt haben.
Hartmann: "Von möglichen Geldzahlungen war nie die Rede"
Das Geld könnte laut "Spiegel" dazu eingesetzt worden sein, die Stimmen von vier asiatischen Mitgliedern des Fifa-Exekutivkomitees zu gewinnen. Eineinhalb Jahre vor der WM soll Dreyfus das Geld zurückgefordert und über ein Fifa-Konto auch erhalten haben. Der DFB weist die Bestechungsvorwürfe vehement zurück, räumt jedoch Unregelmäßigkeiten bei der Rückzahlung der Summe ein. Hier ist nun offenbar Theo Zwanziger in den Fokus geraten.
Und Waldemar Hartmann? Der ruderte mittlerweile zurück und beteuerte gegenüber der "Welt", zwar in die Vorbereitungen eingeweiht zu sein, nicht aber in etwaige Schmiergeldzahlungen. "Franz sagte zu mir: 'Um die WM zu bekommen, brauchen wir 13 Stimmen. Neun kriege ich aus Europa. Und die anderen vier werde ich uns mit harter Arbeit, viel Einsatz und großer Überzeugungskraft besorgen'", sagte Hartmann der "Welt". "Von möglichen Geldzahlungen war nie die Rede."
Den Verdacht des Stimmenkaufs hatte auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Montag erneut dementiert. "Die WM 2006 war ein Sommermärchen, und sie ist ein Sommermärchen. Das Sommermärchen ist nicht zerstört, weil ich auch hier noch mal sage: Es hat keine schwarzen Kassen gegeben, es hat keinen Stimmenkauf gegeben", so Niersbach und kündigte an, die Behauptungen zu widerlegen.
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