Frauen: Club zieht Notbremse

31.10.2010, 22:52 Uhr
Frauen: Club zieht Notbremse

© Matejka

Da wurde am Valznerweiher die erste Notbremse im Kampf gegen den Abstieg gezogen mit einem eigentlich zu mageren 4:1 (1:0) über den ASV Hagsfeld. "Das letzte Fünkchen Hoffnung“ für den Club wurde ein bisschen zum Glühen gebracht und Peter Wießmeier, vorher an der Seitenlinie lautstarker Antreiber, sagte das, was nahezu jeder Trainer bei einer derartigen Konstellation sagen würde: „Jetzt müssen wir den Schwung des ersten Erfolges mitnehmen, denn mit einem Sieg bei Sindelfingen II am kommenden Samstag haben wir plötzlich wieder Anschluss ans Mittelfeld.“ Neue sportliche Zuversicht ist also angesagt, auch wenn der Blick auf die Tabelle klar macht, wie schwer die Aufgabe Klassenerhalt noch wird: Ein Quintett mit Hagsfeld (2 Punkte), VfL Sindelfingen II (4), 1. FCN (4), SC Freiburg (9) und Germania Pfungstadt (9) macht die vier Absteiger im Elferfeld unter sich aus. Da muss der Club noch einige Male die Notbremse ziehen — und leichter als gegen Hagsfeld dürfte es ihm im weiteren Saisonverlauf kaum gemacht werden.

Das schnelle 1:0 von Catharina Schmalfuß (3.) spielte den Nürnbergerinnen perfekt in die Karten gegen einen Gegner, der seine erste Einschussmöglichkeit nach 87 Minuten zum Gegentreffer nutzte. Bei ebenso konsequenter Chancenverwertung hätte der in allen Belangen deutlich überlegene Club da längst erheblich höher als 3:0 durch Marina Vogt (53.) und Christina Funk (67.) geführt. Das routinierte Duo Kerstin Hoffmann und Vogt, beide nach Verletzungpausen erst in Halbzeit zwei eingewechselt, sorgte nicht nur für spielerische Impulse, sondern auch für Treffer, denn Hoffmanns sehenswerter Heber zum 4:1 Sekunden vor dem Abpfiff verdoppelte die bisherige allzu magere Torausbeute.

2. Liga als Utopie

Ergebnismäßig also ein Lebenszeichen, aber strukturell, personell und finanziell türmt sich ein Berg von Problemen vor den Verantwortlichen auf. Peter Jendorff, der Sportliche Leiter, hat bereits das Handtuch geworfen. Seine Begründung, „wenn es sportlich keine Perspektive gibt, braucht man auch keinen Sportlichen Leiter“, kann Andreas Hufnagel ein Stück weit sogar nachvollziehen. „Wir sind sportlich schneller gewachsen als finanziell“, sagt er; seit Jendorffs Rücktritt Jugendkoordinator und Teammanager in Personalunion. Die 2. Bundesliga, vor zwei Jahren in einem Fünfjahresplan als Ziel ausgegeben, ist derzeit utopisch.

Es fehlt an Sponsoren und damit am Geld, ohne Tucher und Ausrüster Saller ginge gar nichts mehr. Aber sie sind auf Dauer zu wenig bei Regionalliga-Fixkosten von rund 15 000 Euro für Auswärtsfahrten, Schiedsrichter und die Benutzung der Plätze. „Jeder ist uns willkommen“, sagt Hufnagel, der auf 90 bis 100 E-Mails pro Woche „höchstens fünf Antworten“ bekommt, „abschlägig natürlich.“ Dabei ist Nulltarif nicht nur bei den Spielerinnen angesagt, die sogar ihre zum Teil nicht unerheblichen Fahrtkosten zum Training aus eigener Tasche bezahlen. „Wir müssen aus Nichts etwas machen“, sagt Hufnagel mit Blick auf einen 40000 Euro-Etat für den gesamten Verein, wobei allein für die Regionalliga-Mannschaft 50000 bis 60000 Euro benötigt würde, „um nach oben schielen zu können“.

Dennoch, da sind sich Vorstand und Mannschaft einig, soll nichts unversucht gelassen werden, um in der Regionalliga zu bleiben, soll doch nicht zuletzt den Nachwuchstalenten eine sportliche Perspektive geboten werden — „allerdings nur, wenn vorher die Finanzen und die Personalien geklärt sind, denn so kann es nicht weitergehen.“ Und sollte es nicht klappen? „Dann“, sagt Hufnagel, „sind wir realistisch. In der Bayernliga ist ein Schnitt nur mit jungen Spielerinnen unumgänglich.“ Das aber war in der Cubano-Bar kein Thema. Schließlich war gewonnen worden — und das drängte alle Probleme in den Hintergrund, zumindest kurzfristig.