Frische Frisuren trotz Lockdown: Das sagen Frankens Vereine

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

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14.1.2021, 19:44 Uhr
Frische Frisuren trotz Lockdown: Das sagen Frankens Vereine

Die zumindest medial transportierte Aufregung war groß nach einem offenen Brief des "Zentralverbands Friseurhandwerk". Darin waren den "topgestylten Fußballern" Verstöße gegen die strafbewehrten Verhaltensregeln während des Lockdowns unterstellt worden. Die Protagonisten dieser kaum aufzulösenden Geschichte halten sich kurz, so kurz wie die Frisuren der angegriffenen Verteidiger, Mittelfeld-Akteure und Angreifer, die in einigen Fällen erstaunlich frisch gestylt daherkommen.

Anfragen habe er bekommen, erklärt Soner Postalli, der in der jüngeren Vergangenheit viele Profis des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth in Sachen Haartracht betreute, in Nürnbergs Südstadt am Telefon ganz offen. Diese hätten sich aber auf Tipps und Tricks beschränkt. Zumal Postallis Friseursalon in der Allersberger Straße geschlossen ist – wie die seiner Berufskollegen auch seit den von der Politik erneut verhängten Auflagen.

Auf Außenterminen oder Kundenbesuch wäre er nicht gewesen, versichert Postalli. "Von einem Spieler habe ich Bilder aufs Handy geschickt bekommen, wie die Frau das wiederherstellen könne", verrät der Friseur. Die Antwort sei schwierig gewesen, weil die Frisur doch ziemlich "kaputtgemacht worden sei". Auch Spieler der in der Nachbarstadt ansässigen Spielvereinigung hätten in Sachen Korrekturbedarf oder heimischer Erstbearbeitung angefragt. Auch hier hätte man hin und her geschrieben, aber sich nicht gegenseitig besucht, beteuert der fränkische Coiffeur.

Offener Brief an den DFB

Öffentlicher Pranger, Ausfallzeiten, schwerer Krankheitsverlauf: Die Profis hätten – so Postalli – auch "Angst". Vor allem, weil sie "alles richtig machen" wollen. Dahingehend auch, dass die Ansagen ihrer Trainer und Vereine unmissverständlichen seien. Eine Zwangspause wegen einer mit einer adretten Frisur verbundenen Corona-Infektion wolle keiner, sagt Postalli.

"Wenn jemand gegenwärtig mit frisch gestylten Haaren auftritt, bedeutet das nicht, dass dies das Resultat eines Normenverstoßes sein muss", erklärte Ulf Baranowsky, der Geschäftsführer der Spielergewerkschaft VdV, jüngst dem Sport-Informationsdienst. Ehefrauen und Freundinnen könnten nicht nur Frisuren kaputtmachen, sondern diese im vermeintlich einfachen Herrenbereich recht talentiert gestalten.

Der "Zentralverband Friseurhandwerk" war es jedoch gewesen, der mit seinem offenen Brief an DFB-Präsident Fritz Keller angesichts von TV-Bildern den Profis Missachtungen der Corona-Vorschriften und ein mangelndes Bewusstsein für ihre gesellschaftliche Vorbildrolle öffentlichkeitswirksam nachweisen zu können meinte. "Einrasierte Scheitel, auf wenige Millimeter getrimmtes Nacken- und Schläfenhaar, saubere Konturen - Frisuren, die nur professionelle Friseurinnen und Friseure mit Profi-Equipment schneiden können." Frisch frisierte Fußball-Stars setzen eine gesamte Branche unter Druck: Der Unmut gegenüber topgestylten Fußballern, und in der Folge Kundenanrufe, die zu Schwarzarbeit und Regelverstößen wie Hausbesuchen überreden wollen, wächst, hieß es in dem Schreiben.

FCN-Medienchef: "Unsere Spieler verhalten sich vorbildlich"

Ein Schreiben, auf das der DFB – ohnehin der falsche Adressat – nicht antwortete. Die DFL, der die 36 Profiklubs in Deutschlands höchsten Spielklassen angehören und die ein ausgefeiltes Hygienekonzept aufgestellt hat, wacht über die Pflichten ihrer Spieler und Angestellten.

Nach Informationen des kicker sah sich die DFL veranlasst, den 36 Vereinen der ersten und zweiten Liga ein Schreiben zu schicken und darin an die Einhaltung des seit Ausbruch der Corona-Pandemie gültigen Hygienekonzepts zu erinnern. Darin heißt es: "Über die im Konzept festgehaltenen Vorgaben hinaus wissen Sie um die hohe öffentliche Aufmerksamkeit für den Fußball und damit speziell auch für das Verhalten der Spieler auf sowie abseits des Rasens und erst recht in diesen Zeiten eines ausgewiesenen Lockdowns."

Und die Vereine? Wissen in Franken nichts von der Missachtung dieser Pflichten, nichts von Heimbesuchen oder in Pandemiezeiten tourenden Coiffeuren. "Unsere Spieler verhalten sich vorbildlich. Sie halten sich alle an die Regeln", lässt Christian Bönig, der Medienchef des 1. FC Nürnberg, auf Nachfrage wissen. Auch Immanuel Kästlen, Bönigs Pendant bei der SpVgg Greuther Fürth, geht die Diskussion gegen den Strich. Sein Statement klingt ähnlich wie das seines Nürnberger Kollegen: "Unsere Spieler verhalten sich seit Monaten sehr vorbildlich und diszipliniert, deswegen können wir mit solchen populistischen und allgemeinen Vorwürfen nichts anfangen", wehrt sich der Pressesprecher gegen eine Aufregung, die im ernsthaften Kontext der Corona-Pandemie zu viele Haare in der Suppe sucht. Oder zu wenige.

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