Fürth-Coach Leitl: Bundesligastart am 9. Mai viel zu früh
23.4.2020, 14:07 UhrAls Stefan Leitl, Trainer der SpVgg Greuther Fürth, von diesem ominösen 9. Mai hörte, da konnte er das nicht so recht glauben. Die Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und Armin Laschet (CDU) hatten dieses Datum zuletzt ins Spiel gebracht als den möglichen "Tag X", von dem im Profifußball seit Wochen die Rede ist. Als den Tag also, an dem der Ball wieder rollen könnte in der ersten und zweiten Bundesliga, trotz aller gesundheitlichen Gefahren, trotz aller Einschränkungen des öffentlichen Lebens, mit denen der Rest der Gesellschaft gerade zu kämpfen hat.
Denn der Profifußball will weiterspielen, er muss wegen der ausstehenden Fernsehgelder weiterspielen – und er wird auch weiterspielen. Nur über die Frage, wann es so weit sein wird, besteht Uneinigkeit (siehe auch Text unten). Stefan Leitl ist einer, der wissen muss, ob es möglich ist, bereits in knapp zweieinhalb Wochen wieder Fußball zu spielen. Er ist Trainer der Zweitliga-Fußballer der Spielvereinigung Greuther Fürth – und er sagt: "Es ist nicht realistisch, in zwei Wochen zu beginnen."
"Wir brauchen eine gewisse Vorlaufzeit"
Der 42-Jährige denkt dabei aber gar nicht an Kapazitäten für zusätzliche Coronatests oder Hygienekonzepte, er denkt an: seine Mannschaft. Leitl gilt als Menschenversteher, als einer, der sich um jeden seiner Spieler kümmert, der immer die richtige Ansprache findet und seine Fußballer so jeden Tag einen Schritt weiter nach vorne bringt. Und er ist für viele junge Spieler eine Art Vaterfigur – und als solcher will er natürlich, dass es seinen Kindern gut geht.
"Wir würden die Gesundheit der Spieler gefährden, wenn wir aus einem Grundlagentraining, wie wir es derzeit betreiben, in die höchste Intensität gehen", sagt Leitl im Fürther Flachpass, dem Kleeblatt-Podcast von nordbayern.de. "Wir brauchen eine gewisse Vorlaufzeit, um die Spieler vorzubereiten auf die Belastung, die auf sie zukommt, denn wir werden bald viele Spiele in einem kurzen Zeitraum haben."
An Normalität ist bislang selbst im Profifußball nicht zu denken – auch wenn dort viele daran arbeiten, schnellstmöglich zumindest so etwas wie einen gefühlten Alltag zu simulieren. Seit knapp zwei Wochen trainieren die Klubs wieder, allerdings nur in Vierergruppen und unter strengen Vorschriften, unter anderem müssen die Spieler bereits fertig angezogen ans Trainingsgelände kommen und während der Einheiten auf dem Platz den nötigen Mindestabstand wahren.
Das haben sie nachweislich getan, trotz aller Bedenken, die mancher Fan womöglich hatte, sind alle Spieler gesund, Symptome habe niemand gezeigt, so Leitl, "wir haben ja auch alles dafür getan, die Hygienemaßnahmen einzuhalten und das Training entsprechend gestaltet".
An ein normales Fußballtraining, wie sie es in der Schlussphase der Saison sonst durchführen würden, ist aber natürlich nicht zu denken, stattdessen ging es anfangs darum, nach so vielen Wochen Pause erst mal wieder ein Gefühl zu bekommen für den Ball. "Wir haben viele technische Dinge sowie kurze und lange Läufe gemacht", erzählt Leitl, "aber natürlich nichts, bei dem es zu Zweikampfsituationen kommt."
Leitl: Mindestens drei Wochen Vorlauf
Und bevor an Zweikämpfe, an Körperkontakt generell nicht zu denken ist, wird es auch schwierig, sich auf ein Fußballspiel vorzubereiten. Körperlich sieht Leitl seine Mannschaft inzwischen gut aufgestellt, bis kommenden Samstag sollen die Spieler wieder individuell arbeiten und nicht auf dem Trainingsgelände. "Es geht jetzt aber darum, in fußballspezifische Abläufe zu kommen", sagt der Trainer. "Minimum drei Wochen sind notwendig, um auf ein Niveau zu kommen, um in der zweiten Liga Fußball spielen zu können."
Bei der heutigen Videokonferenz der Deutschen Fußball-Liga wird sich das Kleeblatt also für einen späteren Beginn als den 9. Mai aussprechen, es ist anzunehmen, dass das auch viele andere Klubs so sehen. Stefan Leitl will sich nicht weiter einmischen, er ist sich allerdings sicher, dass die Vereine im Sinne ihrer Spieler entscheiden werden. Als "sehr solidarisch" hat er die Gemeinschaft der 36 Erst- und Zweitligisten bislang wahrgenommen, "sie werden einen vernünftigen Weg finden".
Auf diesem Weg muss sich Leitl zumindest keine Gedanken machen, wie sich Fußball vor leeren Rängen anfühlt – er hat es in seiner vorletzten Saison als Spieler des FC Ingolstadt 2012 ja schon mal erlebt. "Natürlich fehlt einem die Unterstützung der Fans", sagt er. "Wenn wir in Geisterspiele gehen dürfen, ist es aber der richtige Weg, es hängt zu viel dran bei den Vereinen."
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