Fürth ist wieder daheim: Neue Leichtigkeit, alte Probleme

Martin Schano

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23.7.2018, 09:24 Uhr
Fürth ist wieder daheim: Neue Leichtigkeit, alte Probleme

© Sportfoto Zink / WoZi

Erst gegen Ende des achttägigen Trainingslagers hatte man freien Blick auf Damir Buric‘ Wangen. Lang und länger waren die Bartstoppeln im Gesicht von Fürths Cheftrainer geworden, "ich hatte einfach keine Zeit", rechtfertigte er sich. Ungewohnt für den 54-Jährigen, der sonst so viel Wert auf seine äußere Erscheinung legt. Doch er hatte viel zu tun. Ein Überblick über seine Themen.

Integration

Sechs Neuzugänge, mit Maximilian Bauer ein Nachwuchstalent aus der U23 und Probespieler Brem Soumaoro wollten integriert werden. Beim Niederländer, der sich in der Innenverteidigung und auf der Sechser-Position vorstellte, fällt die Entscheidung Anfang der Woche. Der 22-Jährige ist vereinslos und wäre eine günstige Lösung. Doch ist er auch besser als Benedikt Kirsch und Lukas Gugganig? Das konnte er in den fünf Tagen, in denen er mittrainierte, nicht nachweisen, er hat aber ein ordentliches Stellungsspiel. Sportdirektor Rachid Azzouzi ließ durchblicken, dass ein neuer Sechser nicht der einzige Neuzugang sein werde. Sollte sich Kirsch wie schon im Winter nicht durchsetzen, könne er sich bei ihm "auch eine halbjährige Ausleihe vorstellen".

Hartes Training statt starkes Testspiel

Auswärtsschwäche

Die Mannschaft gab Buric in der Vorsaison mindestens ein Rätsel auf, an dem er weiterhin knobelt: Nur neun Punkte holte das Kleeblatt auswärts, das war Liga-Minusrekord. Torhüter Sascha Burchert fand eine Erklärung: "Wir haben auswärts immer auf schnelles Umschaltspiel gesetzt. Doch dadurch, dass wir oft früh ein Gegentor bekommen haben, haben wir diese Chance vertan." Der Gegner setzte nach seiner Führung meist selbst auf Konter und Fürth war nicht imstande, aus Ballbesitz heraus gefährlich zu werden. "Deshalb arbeitet der Trainer mit uns jetzt daran, dass wir variabler werden." Noch sah das auch in internen Trainingsspielen holprig aus – im Aufbau sind die Zuspiele oft zu ungenau, leichter tat sich immer das Team, das nach Balleroberung über zwei, drei Stationen konterte. Das Positive ist: Da das Kleeblatt 31 Punkte zu Hause geholt hat, bräuchten es in fremden Stadien ja nur eine Handvoll Zähler mehr werden, um eine gute Saison zu spielen.

Testspiele

Buric entschied sich, lieber mehr zu trainieren als eine ausgeruhte Mannschaft auf den Test gegen Liefering einzustellen. Ob diese Rechnung aufgeht, wird man gegen Sandhausen sehen. Denn der Vergleich mit den Österreichern ging dem Resultat nach in die Hose. "Wir haben ihnen zwei Tore geschenkt, obwohl wir das Spiel im Griff hatten", schimpfte Buric nach dem 0:2. Vor dem ersten Tor ließ sich Keeper Marius Funk den Ball abluchsen, beim zweiten stimmte die Zuordnung nach einer Ecke nicht. Der Trainer kann da nur an die Konzentration appellieren, taktisch haben sie es 90 Minuten gegen "Europas Top-Talente" (Buric) ordentlich gemacht. Jetzt bleibt nur noch ein Testspiel, um sich den Feinschliff zum Ligaauftakt zu holen. Nach dem verkorksten Beginn vor einem Jahr wird ein erfolgreicher Einstieg in diese Saison auch für den Kopf wichtig sein.

Die rechte Seite muss sich steigern

Gewinner und Verlierer

Lukas Gugganig durfte am Tag nach der Niederlage gegen Liefering endlich wieder einmal zeigen, dass er ein ausgezeichneter Freistoßschütze ist. Ansonsten muss der Kärntner aber um einen Stammplatz bangen, nicht umsonst sucht Azzouzi einen Sechser. Auch das vor eineinhalb Jahren so hoffnungsvoll gestartete Eigengewächs Patrick Sontheimer fällt kaum noch auf. Die geringsten Sorgen hat Fürth auf der linken Verteidigerposition. Mit Tobias Mohr steht hinter Fürths derzeit Bestem, Maximilian Wittek, ein starker Ersatz parat. Vielleicht ist der Linksfuß sogar rechts eine Option, denn die rechte Seite mit Roberto Hilbert/Maximilian Sauer muss sich enorm steigern. Erfrischend ist der pfeilschnelle David Atanga auf der offensiven Außenbahn, der wiederum David Raum in den Schatten stellt. Der U 20-Nationalspieler haderte im Testspiel allzu oft mit Gegner und Schiedsrichter, als sich an die eigene Nase zu fassen.

Wenig zu sehen war von Daniel Keita-Ruel, der nun die Umstellung von der dritten in die zweite Liga spürt. Hoffentlich rächt sich nicht, dass Serdar Dursun den Verein verlassen soll – er hat immerhin schon nachgewiesen, dass er zehn Tore in der zweiten Liga machen kann. Erstmals seit drei Jahren gibt es keinen Konkurrenzkampf mehr im Tor: Der Patzer von Marius Funk im Testspiel war eine Momentaufnahme, doch um den Platzhirsch Sascha Burchert zu verdrängen, braucht es eben starke statt schwache Szenen.

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