Fürther Stolz auf die neue Stabilität
16.2.2021, 06:00 UhrDass sich hinterher ausgerechnet Sascha Burchert an ein wenig Systemkritik versuchte, überraschte dann doch. Schließlich hatte Fürths Torhüter gerade zu Null gespielt. Dass die Spielvereinigung das Gipfeltreffen der zweiten Bundesliga beim Hamburger SV etwas defensiver angegangen war als üblich? "Hätten wir vielleicht gar nicht machen müssen", überlegte Burchert kurz nach dem 0:0 und deutete an, dass er sich auch einen offensiveren Ansatz hätte vorstellen können.
Eine durchaus überraschende Aussage, weil Torhüter und Verteidiger nicht unbedingt bekannt dafür sind, dass sie sich offensivere Ansätze wünschen. Ihre Leistungen werden ja meistens anhand der Gegentreffer bewertet.
"Die Entscheidung war richtig"
Wobei Burchert da nicht missverstanden werden möchte, wie er am Montag betont: "Die Entscheidung des Trainers war komplett richtig", sagt er dazu, dass sich seine Vorderleute erst nach rund 20 Minuten wieder in der gewohnten Raute formierten. Burchert hätte einfach gerne gesehen, dass auch die Abwehr des HSV vor mehr Prüfungen gestellt worden wäre, kurz: Er hätte den Tabellenführer gerne mehr geärgert.
Nach 90 Minuten plus Nachspielzeit und über einer halben Stunde in Unterzahl war natürlich aber auch er froh, dass sein Kasten sauber geblieben war. Mit ein paar guten Paraden hatte ja auch er seinen Teil dazu beigetragen. „Überragend“ nennt er die Abwehrleistung der ganzen Mannschaft, vor allem ist er „stolz“ auf die Viererkette, die da in Hamburg das Unentschieden verteidigte.
Junge Viererkette
Diese Viererkette bestand aus David Raum (22 Jahre), Maximilian Bauer (seit wenigen Tagen 21), Anton Stach (22) und Marco Meyerhöfer (25). Alle dürfen sich erst seit vergangener oder sogar erst seit dieser Saison regelmäßig in der zweiten Liga beweisen. Stach ist eigentlich für das Mittelfeld vorgesehen, weil Mergim Mavraj und Paul Jaeckel verletzt sind, mussten sie beim Kleeblatt auch in Hamburg improvisieren.
Und müssen es wahrscheinlich auch am kommenden Montag gegen Holstein Kiel tun, wo ihnen zudem die gesperrten Sebastian Ernst und Paul Seguin fehlen. Glaubt man Burchert, muss man sich diesbezüglich aber keine großen Sorgen machen. „Unsere Ersatzspieler haben auf diesem Niveau schon gezeigt, dass sie nicht nur ein Teil, sondern auch ein erfolgreicher Teil der Mannschaft sein können“, sagt er. Dass sie nach 21 Spieltagen auf Platz vier stehen, drei Punkte hinter den Aufstiegsplätzen liege nicht in erster Linie an „individueller Klasse“, sondern dass im Aufgebot jeder eine wichtige Rolle ausfülle.
"Ist schon mal drin", sagt Burchert
Zu Beginn des Jahres schien man sich trotzdem ein wenig Sorgen machen zu müssen um das neue Selbstverständnis der Spielvereinigung. In Karlsruhe leistete sich die Mannschaft kuriose Aussetzer und verlor mit 2:3, nach einem Unentschieden gegen Paderborn musste Burchert auch beim 3:3 gegen Düsseldorf gleich dreimal hinter sich greifen. „Ein solches Spiel ist schon mal drin in so einer Saison“, sagt Burchert rückblickend über den Auftritt gegen den KSC, als auch der erfahrene Rückhalt nicht glücklich aussah. Entscheidend sei gewesen, „dass es an uns nichts verändert hat, an unserer Art Fußball zu spielen“.
In der Rückrunde hat die Spielvereinigung in vier Partien nun erst ein Gegentor bekommen und eine neue Stabilität entwickelt. Trotz der Verletzungssorgen. Trotz des eng getakteten Terminkalenders. Trotz der Freude am Offensivspiel. Wovon, wie man jetzt weiß, in Fürth auch der Torhüter ein erklärter Fan ist.
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