Ex-Fürther startet durch

Flanken Made in Franken: Raum überzeugt in der DFB-Startelf - auch im Viertelfinale?

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

30.6.2024, 19:58 Uhr
David Raum gibt gegen Dänemark die Richtung vor.

© IMAGO/Mika Volkmann/IMAGO/Mika Volkmann David Raum gibt gegen Dänemark die Richtung vor.

Julian Nagelsmann ist - zurückhaltend formuliert - kein Freund der Rotation. Nur drei Spieler im deutschen EM-Kader haben im bisherigen Turnierverlauf den Sprung von der Bank in die Startelf geschafft. Einer davon ist ein waschechter Franke: David Raum, mittlerweile bei RB Leipzig aktiv, ist im Jahr 1998 in Nürnberg geboren und hat die Metropolregion erst 23 Jahre später verlassen. Das Frankenland hat Raum geprägt - und Raum das Frankenland.

Besonders tiefe Spuren hat der mittlerweile 26-Jährige in Fürth hinterlassen: Im Jahr 2006 wechselte Raum als damals Achtjähriger von Tuspo Nürnberg in die Jugend der Spielvereinigung. Mit 18 Jahren feierte er sein Profidebüt, insgesamt spielte er fünfzehn Jahre mit dem Kleeblatt auf der Brust. Sein endgültiger Durchbruch gelang Raum in seiner letzten Spielzeit am Ronhof: In der Saison 2020/21 hatte der Linksverteidiger mit 15 Torvorlagen entscheidenden Anteil am zweiten Bundesligaaufstieg in der Geschichte der Spielvereinigung.

Raums steiler Aufstieg - doch dann startet Mittelstädt durch

Schon damals auffällig: Raums Tempoläufe über die linke Außenbahn, die er häufig mit präzisen Flanken ins Zentrum finalisierte. Eine Qualität, die in der 2. Bundesliga ihresgleichen suchte - und weder den Scouts in der Bundesliga, noch denen beim DFB verborgen blieb. Mittlerweile ist Raum bei RB Leipzig aktiv - und seit seinem Debüt im August 2021 Stammgast im Kader der Nationalmannschaft. Seine Nominierung für die Europameisterschaft 2024 durfte deshalb nur die wenigsten Fans überrascht haben.

Allerdings hat David Raum - trotz zehn Torvorlagen - mit RB Leipzig in der abgelaufenen Saison die hohen Erwartungen in der Liga nicht erfüllen können. Dafür spielte sich ein anderer Linksverteidiger in den Fokus: Maximilian Mittelstädt mischte mit dem VfB Stuttgart die Bundesliga auf, wurde Vizemeister und war plötzlich auch bei Julian Nagelsmann der Spieler der Wahl für die linke Abwehrseite.

Raum nutzt seine Chance

Für David Raum blieb zu Beginn des Turniers demnach nur der Platz auf der Bank. Doch er wartete geduldig auf seine Chance - und nutzte diese auch: Als Deutschland im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz zurücklag und den Gruppensieg zu verspielen drohte, brachte Nagelsmann Raum in der zweiten Hälfte. Der Ex-Fürther flankte in der Nachspielzeit butterweich auf den Kopf des ebenfalls eingewechselten Niclas Füllkrug, der das 1:1 erzielte.

Mit seiner Leistung scheint Raum dem Bundestrainer imponiert zu haben. So sehr, dass er im Achtelfinale gegen Dänemark überraschend direkt von Beginn an spielen durfte. Erneut machte Raum seine Sache gut - in der 51. schlug er die Flanke, die im Handelfmeter für Deutschland und letztlich in der 1:0-Führung mündete. Erst nach 81 Minuten wurde Raum ausgewechselt.

Wer verteidigt im Achtelfinale: Raum, Mittelstädt - oder eine neue Variante?

Gut möglich also, dass David Raum auch im Viertelfinale auf dem Platz steht - aber noch lange nicht sicher. Denn dort trifft die deutsche Nationalmannschaft auf den Sieger der Partie Spanien gegen Georgien. Sollten die Iberer ihrer Favoritenrolle gerecht werden, sind im Viertelfinale für die deutsche Mannschaft vermehrt defensive Qualitäten gefragt. Sowohl Mittelstädt als auch Raum glänzen vor allem dann, wenn es darum geht, das Offensivspiel mit anzukurbeln.

Deshalb kann es gut sein, dass Julian Nagelsmann sich, sollte es zum Aufeinandertreffen mit Spanien kommen, für eine komplett andere Variante entscheidet. Zum Beispiel für Benjamin Henrichs, der in der Schlussphase gegen Dänemark seine ersten Turnierminuten sammeln durfte und dabei half, den Sieg über die Zeit zu bringen.

Oder auf Nico Schlotterbeck, der zwar eigentlich Innenverteidiger ist, als Linksfuß aber auch auf der linken Abwehrseite spielen kann und das bei Borussia Dortmund auch schon unter Beweis gestellt hat. Er wäre sicherlich die defensivste Lösung - gegen Spanien aber möglicherweise das Mittel der Wahl. David Raum müsste dann wieder mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare