Duell mit dem Angstgegner

Gastgeber vs. Dreifach-Champion: Das wird für Deutschland im EM-Viertelfinale gegen Spanien wichtig

5.7.2024, 04:55 Uhr
Manuel Neuer jubelt nach dem 2:0 gegen Dänemark. Gegen Spanien kommt es im Viertelfinale auch besonders auf ihn an.

© Christian Charisius/Christian Charisius/dpa Manuel Neuer jubelt nach dem 2:0 gegen Dänemark. Gegen Spanien kommt es im Viertelfinale auch besonders auf ihn an.

Ein vorgezogenes Endspiel wartet im Viertelfinale am Freitagabend: Deutschland und Spanien treffen aufeinander. Aus Sicht des DFB gibt es nicht viele positive Erinnerungen an die jüngsten Begegnungen - heißt aber nicht, dass diesmal nicht alles anders wird. Beweis gefällig? Vorkämpfer Robert Andrich hat sich pünktlich zum Gigantentreffen die Haare pink gefärbt. Vielleicht eine kleine Botschaft an die "Furia Roja", die rote Furie, wie die spanische Nationalmannschaft genannt wird - oder eben Einschüchterungstaktik vom deutschen Abräumer.

Die Ausgangslage

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft steht vor ihrer bislang mit Abstand schwersten EM-Prüfung. Umso wichtiger, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann im Abschlusstraining im Teamquartier in Herzogenaurach vor der Abfahrt nach Stuttgart alle 26 Spieler seines Kaders einsetzen konnte. Bisher hat die Gastgeber-Elf mit Ausnahme des letzten Gruppenspiels gegen die Schweiz durchweg überzeugt und kann sich durchaus auf Augenhöhe sehen. Der Bundestrainer geht daher selbstbewusst ins Viertelfinale gegen den Topfavoriten: "Wir wollen das Spiel gewinnen. Wir wollen ins Halbfinale und am Ende die Champions sein im eigenen Land", betonte der 36-Jährige gegenüber der "dpa". Beide Mannschaften sind im Turnierverlauf noch ungeschlagen. Der letzte deutsche Sieg bei einem Turnier datiert aus der Gruppenphase im Jahr 1988 - der letzten deutschen Heim-EM. Wenn das kein Omen ist...

Der Gegner

Spanien hat sich als souveräner Gruppensieger in Gruppe B durchgesetzt und im Achtelfinale Underdog Georgien in die Schranken gewiesen. Die Spanier haben zudem erst einen Gegentreffer im Turnier kassiert. Bei den Südeuropäern wirbeln neben gestandenen Profis wie Laporte, Carvajal, Rodri oder Morata auch junge Supertalente wie Lamine Yamal (16), Pedri (21) oder Nico Williams (21). Die Achse bei den früheren Abonnement-Europameistern wirkt gefestigt, die Mischung stimmig. Besonders gefährlich dürfte es über die Außen werden: Ballstreichler Yamal wird wohl David Raum beschäftigen und im Höchstleistungen abverlangen, auf der anderen Seite winkt das Duell Williams gegen Kimmich. Ebenso wichtig wird aber auch Präsenz im Zentrum. Dort bahnt sich ein Abräumer-Duell zwischen Robert Andrich und Spaniens Rodri an. Passmaschine Kroos wird den Spanier ebenfalls beschäftigen müssen. Sollte der deutsche Verbund den Infight für sich entscheiden, könnte das den filigranen Ballstreichlern wie Musiala und Wirtz die nötigen Räume zur Entfaltung öffnen. Die erfahrenen Kroos (34), Gündogan (33) und Rüdiger (31), allesamt in der spanischen Liga zur Weltklasse gereift, müssen als Leader vorangehen.

Das Personal

Wie bereits erwähnt, sind alle 26 deutschen EM-Fahrer beim Abschlusstraining dabei gewesen. Nun hat Julian Nagelsmann die Qual der Wahl. Im Tor ist alles klar. Manuel Neuer ist die unangefochtene Nummer eins - und ein Viertelfinal-Spezialist: Neuer ist in der Runde der besten acht bei allen vier Gelegenheiten in 14 Jahren ungeschlagen. In der Innenverteidigung dürfte neben Abwehrchef Rüdiger wieder Jonathan Tah nach verbüßter Gelb-Sperre auflaufen. Läuft ein gebürtiger Nürnberger über links auf? David Raum hat im Achtelfinale erstmals bei dieser EM von Beginn an gespielt - und beim 2:0 gegen Dänemark überzeugt. Alternative für den 26-Jährigen wäre wohl Maximilian Mittelstädt. Klar ist: Es werden neben Ausflügen in den Angriff besonders defensive Qualitäten gefragt sein.

Im Mittelfeld stellt sich die wohl größte Personalfrage: Sané oder Wirtz? Sané steht für Tempo, Wirtz für mehr Ballbesitz und Lösungen aus der Mitte des Spiels im offensiven Verbund. Genauso knifflig gestaltet sich der Blick in die Glaskugel bei der Wahl des Stürmers. Niclas Füllkrug hat schon für die beiden großen fränkischen Vereine gespielt, jetzt kickt er in der Nationalelf. Kai Havertz verdient in England seine Brötchen. Bei beiden Angreifern handelt es sich um komplett unterschiedliche Spielertypen, weshalb sich die Frage "Füllkrug oder Havertz?" etwas polemisch auf einfache Schlagworte herunterbrechen lässt: Wendigkeit oder Wucht? Spielwitz oder Präsenz? Eleganz oder Zweikampfhärte? - Herr Bundestrainer, wählen Sie.

Die Übertragung

Der Free-TV-Sender ARD zeigt das Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien am Freitag live und in voller Länge. Anstoß ist um 18 Uhr. Die Übertragung beginnt um 17.05 Uhr. Moderatorin Esther Sedlaczek und Experte Bastian Schweinsteiger führen durch den Fußball-Abend, die Partie wird von Gerd Gottlob und Co-Kommentator Thomas Hitzlsperger begleitet. Zudem ist das Spiel im Livestream verfügbar.

Der Streaminganbieter MagentaTV wird das Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien ebenfalls übertragen, Voraussetzung ist aber ein kostenpflichtiges Abo.

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