Bundestrainer will handeln

Trotz toller Resultate: Nagelsmann kündigt Wechsel in der Startelf an - das ist der Grund

Sara Denndorf

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21.6.2024, 07:06 Uhr
Julian Nagelsmann könnte gegen die Schweiz erstmals Veränderungen in der Startelf vornehmen - vier Spieler gelten als Rotations-Kandidaten.

© IMAGO/Laci Perenyi/osnapix Julian Nagelsmann könnte gegen die Schweiz erstmals Veränderungen in der Startelf vornehmen - vier Spieler gelten als Rotations-Kandidaten.

Beim finalen Gruppenspiel gegen die Schweiz wird es eine Premiere geben: Erstmals im Laufe der Europameisterschaft 2024 dürften die Fans wohl im Vorfeld noch nicht genau wissen, welche Startelf Bundestrainer Julian Nagelsmann ins Rennen schickt. Denn: Angesichts drohender Gelbsperren könnte der Coach auf der ein oder anderen Position rotieren, nachdem bei dem Turnier die Sperre bereits nach zwei und nach vier gelben Karten verhängt wird. Die Karten werden erst ab dem Viertelfinale gelöscht.

Dabei geht es schlichtweg um eine Abwägung verschiedener Risiken: Lässt Nagelsmann gegen die Eidgenossen seine Stammelf wie gehabt auflaufen, könnten im Achtelfinale schlimmstenfalls drei der vier Verteidiger sowie der defensive Anker im Zentrum fehlen. Tauscht der Bundestrainer aber die gefährdeten Spieler aus, muss die deutsche Mannschaft womöglich etwas an Qualität einbüßen und könnte gegen die Schweiz den Gruppensieg – und damit eine womöglich dankbarere Aufgabe im Achtelfinale – verspielen.

Also, wie entscheidet sich der junge Nationaltrainer? "Es ist schon wichtig, dass wir möglichst viele Spieler aus der ersten Elf wieder auf dem Platz haben, weil wir die Rollen ja bewusst verteilt haben. Es kann natürlich sein, dass wir ein, zwei Spieler durchwechseln", kündigte der 36-Jährige an. Insbesondere die gelb-gefährdeten Spieler gelten zu den Kandidaten, die für das Schweiz-Spiel aus der Startelf rotieren könnten.

Vier Spieler gelb-vorbelastet

Im deutschen Kader haben bereits vier Stammspieler eine gelbe Karte erhalten und würden – bei einer weiteren Verwarnung gegen die Schweiz – das bereits sichere Achtelfinale verpassen. Zu dem Quartett gehören beide Innenverteidiger: Jonathan Tah und Antonio Rüdiger. Ersterer könnte auf der Position des linken Innenverteidigers von Nico Schlotterbeck ersetzt werden. Ein Indiz für eine Startelf-Nominierung des Dortmunders: Beim Donnerstags-Training in Herzogenaurach suchte das Trainerteam länger den Austausch mit dem 24-Jährigen, der zudem die Rolle als Innenverteidiger-Partner von Real Madrids Rüdiger bestens kennt - die beiden verteidigten schon des Öfteren Seite an Seite im DFB-Dress.

Die Frage ist aber auch: Spielt Rüdiger? Denn auch der Champions-League-Sieger der "Königlichen" ist bereits gelb-vorbelastet. Während auf der linken Seite Schlotterbeck als sehr wahrscheinlicher Ersatz gilt, ist die Rolle des Rüdiger-Backups offener: Sowohl Waldemar Anton, der beim torlosen Remis gegen die Ukraine in Nürnberg startete, als auch Robin Koch, der beim Schweiz-Spiel im heimischen Frankfurter Stadion zum Einsatz kommen könnte, machen sich berechtigte Hoffnungen. Mutmaßlich wird Nagelsmann einen der beiden Stamm-Innenverteidiger von der Last, besonders vorsichtig zu spielen, befreien.

Die Frage nach einer möglichen Rotation stellt sich nicht nur für die Innenverteidigung: Maximilian Mittelstädt kassierte für sein taktisches Foul in der 89. Minute bei 2:0-Führung gegen Ungarn eine doch recht überflüssige gelbe Karte. Bei einer weiteren Verwarnung gegen die Schweiz würde der Stuttgarter Spätzünder, der den zweiten Treffer gegen Ungarn mustergültig auflegte, das Achtelfinale verpassen. Demzufolge könnten Nagelsmann und sein Trainerteam dem Ex-Fürther und gebürtigen Nürnberger David Raum die Chance geben.

Der vierte Spieler im Bunde der Gelb-Vorbelasteten ist Robert Andrich: Der physisch starke Sechser und "Bodyguard" von Toni Kroos holte sich bereits in der ersten Hälfte des Schottland-Spiels die gelbe Karte und wurde zur Pause ausgewechselt. Damals kam für den Leverkusener der ballsichere Pascal Groß ins Spiel, der gegen Griechenland den sehenswerten Siegtreffer erzielte.

Allerdings kam der polyvalente Ex-Ingolstädter im vergangenen Gruppenspiel überhaupt nicht zum Zug – eine Tatsache, die man sowohl für als auch gegen ihn interpretieren kann: Einerseits wäre der Mittelfeld-Mann von Brighton & Hove Albion ausgeruht und fit für die Schweiz, andererseits könnte Emre Can, welcher gegen Ungarn eingewechselt wurde, derzeit schlichtweg die Nase vorne haben. Als Ersatz für Andrich könnten – sollte dieser überhaupt aus der Startelf genommen werden – sowohl Can als auch Groß zum Einsatz kommen. Die Situation gestaltet sich demzufolge ähnlich wie beim Rüdiger-Backup – und liefert Grund für Personal-Spekulationen, die Deutschland-Fans unter Julian Nagelsmann zuletzt nur selten erlebten.

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