DFB-Elf eine Runde weiter

Viel Kampf, ein Stolperer und ein „Golden Boy“: Die deutsche Nationalelf in der Einzelkritik

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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30.6.2024, 12:54 Uhr
Die deutschen Spieler haben sich gegen Dänemark gut geschlagen.

© IMAGO/Collage Nordbayern Die deutschen Spieler haben sich gegen Dänemark gut geschlagen.

Die deutsche Nationalmannschaft hat es geschafft: Nach einer umkämpften Partie gegen Dänemark steht das Team um Kapitän Ilkay Gündogan im Viertelfinale der Europameisterschaft. Vor allem zwei enge VAR-Entscheidungen und eine mehr als zwanzigminütige Spielunterbrechung wegen eines Gewitters sorgten für Gesprächsstoff. Doch auch auf dem Platz war einiges geboten - rassige Zweikämpfe, raffinierte Spielzüge und spektakuläre Rettungsaktionen inklusive.

Die dänische Mannschaft stellte sich als größere Hürde heraus, als es viele Experten im Vorfeld der Partie angenommen hatten. Besonders Spielmacher Christian Eriksen und Mittelstürmer Rasmus Höjlund stellten die deutsche Hintermannschaft ein ums andere Mal vor Probleme. Doch Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck & Co. hielten mit allem, was sie hatten, dagegen - und die DFB-Offensive um die beiden Torschützen Kai Havertz und Jamal Musiala besorgte letztlich den verdienten Sieg. Am Ende hat die deutsche Mannschaft als Team gewonnen, ein Blick auf die Leistung der einzelnen Spieler lohnt sich trotzdem.

Neuer: Deutschlands EM-Rekordspieler wurde wenig geprüft. Mit dem Fuß nicht immer präzise. Wichtiger: In größter Not entscheidend zur Stelle gegen Höjlund (45.).

Kimmich: Im 90. Länderspiel ein stabiler Faktor. Grätschte viele Bälle weg, schaltete sich gut nach vorn ein. Ein erneutes frühes Turnier-Aus hätte ihn besonders hart getroffen.

Rüdiger: Der Oberschenkel hielt, zum Glück. Enorm aufmerksam. Blockte im letzten Moment gegen Eriksen (21.). Schrecksekunde bei der Kollision mit Delaney (45.).

Schlotterbeck: Ein ganz starkes Spiel vom Tah-Ersatz. Sein frühes Tor zählte nicht. Doch "Schlotti" ließ vorn und hinten nie nach. Schönheitsfehler war ein Stolperer (42.).

Raum: Der Leipziger hat sich in die Startelf geflankt. Beste Beispiele: Die Hereingaben auf Havertz (37.) und zum Elfer-Handspiel (51.). Seine körperliche Präsenz tut gut.

Andrich: Räumte vor der Abwehr viel weg. Zu plump war sein Foul an Maehle (30.). Machte nach einer guten Stunde für Can Platz. Die nächsten Gegner werden ihn noch mehr fordern.

Kroos: Absolute Ballkontrolle, schön und gut. Die ganz großen Impulse setzte der Königliche diesmal aber nicht. Deutlich verbessert immerhin bei den Standards.

Sané: Konnte sein Tempo zu selten nutzen. Lief viel, rannte sich aber auch immer wieder fest. Nagelsmann muss bewerten, ob das für die Startelf im Viertelfinale reicht.

Gündogan: Musste lange suchen, bis er die Räume im Zentrum fand. Hätte dann oft noch mutiger direkt zum Tor ziehen müssen. Wollte auch den Elfmeter schießen.

Musiala: Ein echter EM-Faktor. Wurde von den Dänen mit kleinen Fouls traktiert. Das raubte lange Lust und Nerven. Dann eiskalt zum dritten EM-Tor gegen den zögernden Schmeichel.

Havertz: Im 50. Länderspiel ein Golden Boy. Schöner Volley (10.), der Kopfball (37.) muss schon sitzen. Dann ganz cool beim Elfmeter. Hätte aber noch zweimal nachlegen können.

Can: Kam für Andrich nach gut einer Stunde zum Dortmunder Länder-Heimspiel. Ließ sich in die Viererkette fallen. Machte die Räume dort eng und haute sich wie immer voll rein.

Füllkrug: Wieder nur Joker - und wieder von den Fans enthusiastisch gefeiert. Der Heimtreffer wollte "Fülle" aber nicht gelingen.

Wirtz: Kam diesmal erst in der Schlussphase für Musiala. Wirbelte gleich los und prüfte Schmeichel (90.). Geht nun mit neuem Schwung Richtung Viertelfinale.

Henrichs: Die ersten EM-Minuten für den Leipziger. Ersetzte seinen Club-Kollegen Raum auf links. Bleibt dort aber das Backup des Backups.

Anton: Auch noch ein paar EM-Minuten für den Noch-Stuttgarter in seinem neuen Dortmunder Stadion. Starke Kopfball-Abwehr, gleich mit Kommandos.

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