Fußballspiel
Entsetzen nach Attacken auf israelische Fans in Amsterdam
8.11.2024, 15:24 UhrDie Attacken von propalästinensischen Randalierern auf israelische Fußballfans in Amsterdam haben international Entsetzen und Empörung ausgelöst. Die vorwiegend jugendlichen Täter sollen nach Angaben der Behörden aktiv Jagd auf die Israelis gemacht haben, die zuvor das Spiel in der Europa League von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv besucht hatten.
Israels Außenminister Gideon Saar traf am Nachmittag in Amsterdam ein, um dort mit Vertretern der niederländischen Regierung zu sprechen. Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof brach seinen Aufenthalt in Budapest bei einem EU-Gipfel ab.
Die Gewalt löste in Israel empörte Reaktionen aus. Politiker sprachen von einer Jagd auf Juden. Die israelische Regierung wollte zwei Flugzeuge schicken, um Maccabi-Anhänger abzuholen. Auch niederländische Politiker waren entsetzt.
Bei den Angriffen waren 20 bis 30 Menschen nach Angaben der Behörden verletzt worden, die meisten davon leicht. Fünf Personen wurden in Krankenhäusern behandelt, aber am Freitag wieder entlassen. Das Außenministerium Israels hat nach eigenen Angaben inzwischen alle Israelis in der niederländischen Hauptstadt erreicht. Zuvor galten drei Bürger als vermisst.
Behörden gehen von gezielten Angriffen aus
Die Unruhestifter seien "aktiv auf die Suche gegangen nach israelischen Fans, um sie anzugreifen und zu misshandeln", heißt es in einer Erklärung der Stadt und der Polizei.
Die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema sprach von einem "tiefschwarzen Nacht" und einer "Schande für Amsterdam". "An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkkörpern beworfen", sagte Halsema. Sie verurteilte dieses "antisemitische Verhalten". Die Stadt kündigte auch scharfe Sicherheitsmaßnahmen an, um Israelis und Juden in Amsterdam zu schützen.
Zehn Verdächtige befinden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch in Haft, davon sind zwei minderjährig. Insgesamt waren bei den Ausschreitungen 62 Personen festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, alle mutmaßlichen Täter mit aller Härte zu verfolgen.
Jugendliche auf Motorrädern
Nach dem Fußballspiel waren am späten Donnerstagabend israelische Fans nach Angaben der Polizei gezielt angegriffen worden, als sie zurück ins Zentrum kamen. Vor allem Jugendliche auf Mopeds hätten die Israelis verfolgt und misshandelt.
Augenzeugen berichteten in niederländischen Medien von beängstigenden Momenten. Sie seien von maskierten jungen Männern verfolgt, geschlagen und getreten worden. Manche mussten sich rennend in ihren Hotels in Sicherheit bringen.
Schon im Vorfeld Spannungen
Das Spiel war im Vorfeld bereits wegen der politischen Spannungen als Risikospiel eingestuft worden. Extra Sicherheitsvorkehrungen waren getroffen worden. Etwa 800 Beamte waren im Einsatz.
Die Polizei wies darauf hin, dass es bereits in der Nacht zuvor Zusammenstöße gegeben hatte. Auch Fans von Tel Aviv hätten randaliert und provoziert. So hätten sie palästinensische Flaggen verbrannt sowie beleidigende Parolen gerufen. Das sei aber in keinerlei Hinsicht eine Entschuldigung für die antisemitischen Attacken, betonte die Bürgermeisterin.
Politiker empört
Ministerpräsident Dick Schoof sprach von "unakzeptablen antisemitischen Angriffen auf Israelis". Der niederländische König Willem-Alexander zeigte sich geschockt. "Wir dürfen nicht wegschauen bei antisemitischem Verhalten auf unseren Straßen", erklärte er.
Auch aus Deutschland gab es Reaktionen. So verurteilte Bundeskanzler Olaf Scholz die Vorfälle in Amsterdam auf X als unerträglich. "Wer Jüdinnen und Juden angreift, greift uns alle an. Jüdinnen und Juden müssen sich in Europa sicher fühlen können." US-Präsident Joe Biden erklärte: "Die antisemitischen Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam sind verabscheuungswürdig und erinnern an dunkle Momente in der Geschichte, als Juden verfolgt wurden."
Der radikal-rechte Populist Geert Wilders schrieb auf X: "Ein Pogrom in den Straßen von Amsterdam. (...) Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden."
UEFA verurteilt Gewalt
Auch die Europäische Fußball-Union UEFA verurteilte die Gewalt "aufs Schärfste". "Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden so viel Verantwortliche wie möglich für diese Aktionen identifizieren und anklagen werden", heißt es in einer UEFA-Stellungnahme weiter.
Israels Nationaler Sicherheitsrat (NSC) rief Israelis dazu auf, am Freitagabend nicht zu einem Basketballspiel von Maccabi Tel Aviv in Bologna zu gehen. Im Netz kursierten weiterhin Gewaltaufrufe gegen Juden und Israelis, Nachahmer-Taten seien möglich, warnte der Rat. Der NSC riet Fans dazu, keine israelischen oder jüdischen Erkennungszeichen zu tragen.
"An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkkörpern beworfen", erklärte Bürgermeisterin Femke Halsema. Sie verurteilte dieses "antisemitische Verhalten". Stadt und Justiz untersuchen nun die Vorfälle. Die Behörden rufen alle Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden und Anzeige zu erstatten.
"Verfolgt, geschlagen und getreten"
Nach dem Fußballspiel in der Europa League von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv hatten propalästinensische Jugendliche nach Angaben von israelischen Zeugen Fans angegriffen, als diese aus dem Stadion ins Zentrum der Stadt zurückkamen. Menschen berichteten von beängstigenden Momenten. Sie seien von maskierten jungen Männern verfolgt geschlagen und getreten worden.
Die Polizei hatte zunächst von kleinen Konfrontationen gesprochen und sich sehr zurückhaltend geäußert. 62 Menschen wurden den Angaben zufolge vorläufig festgenommen. Die Polizei hatte die Israelis nachts in ihre Hotels gebracht. Diese würden nun extra geschützt, hieß es.
Politiker empört
Die Gewalt hatte in Israel empörte Reaktionen ausgelöst. Politiker sprachen von einer Jagd auf Juden. Die israelische Regierung wollte zwei Flugzeuge schicken, um Maccabi-Anhänger abzuholen. Auch niederländische Politiker waren entsetzt.
Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X diese "unakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis". Er habe inzwischen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu telefoniert. Er sagte dem Land alle Unterstützung zu.
Auch aus Deutschland gab es Reaktionen. So verurteilte Außenministerin Annalena Baerbock die Vorfälle in Amsterdam auf X als zutiefst beschämend. "Der Ausbruch solcher Gewalt gegenüber Juden überschreitet alle Grenzen. Dafür gibt es keine Rechtfertigung."
Polizei schützt Israelis und begleitet sie in Hotels
Nach Darstellung der Amsterdamer Polizei hatten die propalästinensischen Jugendlichen gezielt auf die Israelis am Bahnhof gewartet. Reporter des Amsterdamer TV-Senders AT5 berichteten, propalästinensische Demonstranten hätten Maccabi-Fans mit Stühlen beworfen, als diese vom Stadion am späten Donnerstagabend ins Zentrum zurückkehrten. Mobile Einsatzkräfte der Polizei hätten die Israelis abgeschirmt und mit Bussen in ihre Hotels begleitet.
Mehrere israelische Politiker sprachen von bestürzenden Gewaltszenen, bei denen propalästinensische Täter regelrecht Jagd auf Juden gemacht hätten.
Der radikal-rechte Populist Geert Wilders schrieb auf X: "Ein Pogrom in den Straßen von Amsterdam. (...) Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden."
Bereits vor dem Spiel Zusammenstöße
Bereits vor dem Spiel gab es im Zentrum der Stadt Zusammenstöße von israelischen Fußballfans und Sicherheitskräften. Dabei wurden laut Polizei etwa zehn Personen festgenommen wegen Störung der öffentlichen Ordnung und des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern.
Israelische Fans sollen sich auch provozierend verhalten haben, berichteten Zeugen. Auf Videos im Internet ist zu sehen, dass sie palästinensische Flaggen von Häusern zerren und beleidigende Parolen rufen.
Vor dem Spiel war es auch in der Nähe des Stadions im Südosten der Stadt zu Auseinandersetzungen gekommen. Etwa 200 Demonstranten versuchten nach Angaben der Polizei, zu der Spielstätte zu gelangen. Zuvor hatte die Stadtverwaltung eine Demonstration direkt vor der Johan Cruijff Arena verboten und einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung bestimmt. Die Sicherheitsvorkehrungen waren vor der Partie deutlich verschärft worden.