Kontroverse oder Missverständnis?
„Lesben, die Sport machen“: Schweizer Politikerinnen sorgen mit Aussagen für Eklat um Frauen-EM 2025
10.1.2025, 15:43 Uhr"Ich mache einen Monat nichts anderes, als Lesben beim Fußballspielen zuzuschauen", sagt die Nationalrätin der Sozialdemokratischen Partei (SP) Tamara Funiciello über die bevorstehende Frauen-EM. Die Europameisterschaft wird dieses Jahr vom 2. bis 27. Juli in der Schweiz stattfinden, mit Spielen in acht verschiedenen Stadien. Deutschland tritt dabei in der Gruppe C gegen Polen, Dänemark und Schweden an.
Auch Funiciellos Parteikollegin Anna Rosenwasser sorgte mit einer ähnlichen Aussage für Aufsehen. Dabei ginge es ihr bei der EM um etwas anderes: "Ich interessiere mich vor allem für Lesben, die Sport machen."
Die Reaktionen darauf fielen gemischt aus, sowohl in der Fußball- als auch in der LGBTQ-Community. Denn: Die Nationalrätin Rosenwasser gilt eigentlich als Expertin für LGBTQ-Themen innerhalb der SP.
"Unmut bei vielen Fußballerinnen"
Diese Aussagen sorgen offenbar für "Unmut bei vielen Fußballerinnen" – das berichtet zumindest die Schweizer Zeitung "Blick". Die Kommentare würden in "Fussballerinnen-Kreisen [sic]" kontrovers diskutiert werden. .
Der Vorwurf lautet: Die beiden Politikerinnen bedienten alte Klischees. "Wer als Frau Fußball spielt, müsse doch lesbisch sein", heißt es dazu im "Blick". Funiciello und Rosenwasser verstärken Vorurteile. Sie lassen den Eindruck entstehen, dass Frauen im Fußball immer lesbisch sind oder dass Zuschauerinnen nur wegen des Aussehens zuschauen.
Vermeintliche Kontroverse eigentlich Missverständnis
Ob die Aussagen tatsächlich so "kontrovers" sind, wie dargestellt, lässt sich zumindest infrage stellen. Zwar sorgt die Debatte um Funiciello und Rosenwasser in manchen Kreisen für Aufregung, doch die breite Resonanz scheint überschaubar zu bleiben.
Statt einer echten Kontroverse könnte es sich eher um ein Missverständnis handeln. Funiciello erklärte dazu im "Blick", dass sie nicht behaupten wollte, alle Fußballspielerinnen seien homosexuell. Sie ärgere sich eher darüber, dass der Begriff "Lesbe" oft als Schimpfwort verwendet werde. "Als wäre unsere Sexualität eine Beleidigung", sagt sie.
"Überhaupt kein Thema" für den Schweizerischen Fußballverband
Der Schweizerische Fußballverband (SFV) ließ auf Anfrage der Schweizer Zeitung "Blick" verlauten: "Toleranz ist einer der unverhandelbaren Grundwerte des SFV." Der Verband erklärte weiter, dass man jede Spielerin und jeden Spieler respektiere – unabhängig von deren sexueller, politischer oder religiöser Ausrichtung.
Aus Sicht des SFV ist das "überhaupt kein Thema". Stattdessen wolle man den Fokus auf den Sport legen und ein Umfeld schaffen, in dem Vielfalt selbstverständlich sei.